Endlosschleife

Text

von  Saudade

Blabla Blabla Bla Bla Blabla - ein anderes Blabla auch. Gestern fanden die Bewohner der dritten Stiege folgende Nachricht auf dem "Schwarzen Brett":

Liebe Bewoner!

Der Sommer naht und da sich letztes Jahr einige wegen der Wasserrechnung aufregten, mich auf meinen Pool ansprachen (neitig), biete ich jedem an, der böse ist, 0,40 Cent pro Liter, geteilt durch 25 zu bezalen, damit eine Ruhe ißt. 

Ihr Nachbar mit dem Pool


DAS ist einmal ein Thema wert. Ich habe die Aufregung letztes Jahr gar nicht mitbekommen, fand das aber spannend. Der Pool ist ein kleines, rundes Plantschbecken, wo der fette Typ, er glaubt, er sei Elvis und singt auch Elvis - Songs lautstark, nur drinnensitzen kann und seine Zigarre raucht. Ich sah es oft, schmunzelte. Wer regt sich über sowas auf?

Aber, wahrlich sind die BlaBlas der Nachbarschaft weitaus amüsanter als Themen in Endlosschleife. Jeden Tag ein neues Amüsement. Der Mensch braucht Spaß, Freude, vita brevis, wirklich. Wir leben nur einmal. 

Das Außen - siehe den Waldecker, ganz weit unten - macht das Leben aus, unser Leben. Ja, es findet im Außen statt unser Leben und wer erfüllt es mehr als die Umgebung? 

Gut, zugegeben, ich bin ein visueller Mensch, ich brauche Eindrücke wie ein Bissen Brot. Ich sehe, dann denke ich, dann bin ich. 

Die Amsel kommt mittlerweile bis ans Fensterbrett, schert sich nicht mehr um mich, und holt sich das trockene Katzenfutter. Das sind Kleinigkeiten, die so glücklich machen.

Mir ist schon klar, das mag für die Denker trivial sein, aber das kümmert mich wenig, denn ich spüre Liebe, wenn der Vogel kommt und es geht doch um das Spüren, Fühlen, Riechen, Schmecken und Ertasten. Das erzeugt Gefühle und die sind niemals trivial für mich. 


Heute sah ich wieder auf den Zettel, einer besserte die Fehler mit Rotstift aus, das war wichtig, und ein anderer schrieb drunter: "Du bist ein präpotenter Trottel! Alles wird teurer, bade nur in Deiner Selbstherrlichkeit und steck' Dir Dein Geld in den Oarsch!"


Ehrlich, ich liebe meine Stadt und wahre Nachbarschaftsliebe.


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Kommentare zu diesem Text


 hehnerdreck (08.04.25, 23:04)
[lach] Lustig, jetzt kommst mir grad ein wenig vor wie ein weiblicher Bukowski, aber natürlich ohne die Sauferei und so. Gern glesen.

 Saudade meinte dazu am 08.04.25 um 23:07:
Ich mag den nicht und las ihn zum letzten Mal vor 30 Jahren. Ergo: Dein Empfinden, nicht meine Intention.

 hehnerdreck antwortete darauf am 08.04.25 um 23:13:
Wenn man das vulgäre überliest, dann lässt sich schon so einiges, sogar fast schon lyrisch geschriebenes finden - aber noch besser und weniger (bzw. überhaupt nicht) vulgär ist sein Idol, dem er nacheiferte: John Fante. Der ist wirklich noch ne Nummer größer, was die Schreibkunst betrifft. Manche sehen ihn ganz weit oben, sogar neben Dostojewskij.

 Saudade schrieb daraufhin am 08.04.25 um 23:25:
Nimm den Namen des Herrn nicht schandvoll in den Mund! Neben Dostojewskij! Nicht bei mir, Danke.

 hehnerdreck äußerte darauf am 09.04.25 um 00:54:
Hast Du von John Fante schon etwas gelesen?

 Saudade ergänzte dazu am 09.04.25 um 01:16:
Nein, aber alles von Dostojewskij und ehrlich, unerreicht, niemand schaffte es bis jetzt. So, genug, denn diese Konversation hat nichts mit meinem Text zu tun und ich bin noch eine, die das nicht leiden kann. Wir können uns gerne mal darüber unterhalten, anderswo, wenn ich wieder im Sommer Zeit habe, mich Lektüre für den Spaß zu widmen, ich hab's mir notiert.
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