Voller Grauen...

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von  Saudade

wende ich mich den ETFs ab, der Tag fing schlecht an. Zur Abwechslung könnte man doch, anstatt General zu spielen, über unser alltägliches Leben schreiben. Die Schokolade kostet 50 Cent mehr, nicht einmal mehr 100g, der Kaffee wurde um 4 Euro teurer, die Zahnpasta um 1,30 Euro, die Küchenrollen kosten gleich, aber nur noch vier Stück, anstatt acht, die Milchpreise sind explodiert, die Butter ist zum Goldbarren mutiert und wer hätte sich gedacht, dass ein halbes Brot einmal fast das Dreifache kosten würde?

Papa sagte, die Insolvenzen kamen jetzt, weil der Verkauf eine massive Gehaltserhöhung bekam und die Corona-Gelder Rückzahlungen das Genick brachen. 

Ich sah letzte Woche eine Doku über Einsamkeit im Alter, viele haben auch gar kein Geld, um sich einmal gemütlich in ein Kaffeehaus zu setzen und Kontakte zu knüpfen. 

Ja, man kann leicht über alles reden, wenn man im Überfluss hat. Die, die nichts haben, wollen kein Mitleid, nur etwas zu essen und vielleicht einmal wieder einen neuen Pullover. 

Liebe, darauf geschissen, wenn die Finger frieren, das in einer Wohlstandsgesellschaft. Jobs - Halbtagsstellen en masse. Der Markt reagiert auf die Work-Life-Balance-Generation. Dass es aber auch Menschen über 25 gibt, das ist wieder egal. Die Lehre gehört längst aufgewertet, seit ich auf der Welt bin, ist das ein Thema, nein, das Kind soll arbeitsloser Akademiker werden, dies nach 30 Semestern Geschichte. Meine Güte, das führt zu nichts. 

Aktion! Kauf 40 Stück, zahl 39,5! Was macht ein Single mit einer Großpackung Würstel? Einfrieren und jeden Tag essen. Das Obst und Gemüse explodiert selbst beim Discounter. Schön brav regional kaufen. Der Trick, es kommt doch aus Spanien, der letzte, der Verpacker darf Made in dem Land, wo es angeblich herkommt, daraufschreiben. Aber, man fühlt sich dann gut. Die Tomaten schmecken nach gar nichts. Nada, nichts, der Salat hat einen faden Geschmack im Mund hinterlassen und ach ja, da ist das Gütesiegel! Das ist eine Gewerkschaft, trittst du bei, kriegst du das Siegel, die Kontrollen sind spärlich. Sagt schon der Menschenverstand, so viele Vetrenäre gibt es gar nicht. Bissl Hirn einschalten. 

Ah, und die Lieferketten- Richtlinie, schon umgesetzt? Wir haben ja noch ein bisserl. 

Vielleicht, das Gute, weil alles so teuer ist, wird weniger weggeschmissen, schauen wir mal. 

Papa ruft mich an und sagt, er hat 300 Euro verloren, ich schweige, sage nicht, dass ich das 15-fache verloren habe. Aber, it's a Game. Ich fahre dennoch jetzt zur "Tafel" und helfe, für die Ärmsten Obst- und Gemüse ausführen. Denn noch habe ich und so lange ich habe, helfe ich, schreibe nicht nur. Ich habe keinen Bock vor dem Kastl zu sitzen und "die Gute" mimen, Gedichte für den Frieden zu schreiben, der Krieg findet nämlich schon lange vor unserer Haustüre statt und da gehört etwas gemacht. Die Betonung liegt auf machen.



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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (08.04.25, 21:04)
Ich habe keinen Bock vor dem Kastl zu sitzen und "die Gute" mimen, Gedichte für den Frieden zu schreiben, der Krieg findet nämlich schon lange vor unserer Haustüre statt und da gehört etwas gemacht. Die Betonung liegt auf machen.
Na dann! Greifst Du zur Knarre oder ziehst Du den Schwesternkittel an? Der Tafeldienst ist auch schon nicht schlecht - aber den gibt's auch in hungrigen Friedenszeiten!

 Saudade meinte dazu am 08.04.25 um 21:08:
Ich ziehe mittlerweile dreimal die Woche den Kittl an (Schürze!) und fahre mit freiwilligen Helfern zu betagten Pensionisten, bringe Obst und Gemüse. Es ist eine Schande, dass es so viele gibt, die in einer Wohlstandsgesellschaft nichts zum Essen haben. Und das Schlimme: Diese Leute wuchsen mit Nichts auf, nach dem Krieg und sterben mit Nichts. DAS ist Krieg, ein Überlebenskrieg. Haben aber ein Leben lang gearbeitet. Aber ist ja kein Thema, anscheinend nicht.

Antwort geändert am 08.04.2025 um 21:11 Uhr
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