Beweis der Schönheitsreligion

Experimenteller Text zum Thema Diesseits/ Jenseits

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Ontologie der Religion der Schönheit

Das Wahre ist möglich, das Gute wirklich, das Schöne notwendig. Die Mathematik zeigt die möglichen Welten, die Moral bewertet nur das Verwirklichte, die Ästhetik betrachtet das Ideal: ihr Gegenstand ist apodiktisch bestimmt, sobald er existiert.


Wenn es Gott gibt, als Wesen oder Prinzip, kann es nur der Gott der Religion der Schönheit sein:


Apodiktische Urteile gelten mit Notwendigkeit, assertorische beschreiben die Wirklichkeit, problematische die Möglichkeit. So ist "Selbstbewusstsein ist Bewusstsein" ein apodiktisches Urteil, "Es gibt etwas und nicht nichts" ein assertorisches und "Vielleicht geht die Welt morgen unter" ein problematisches. Was wirklich ist, ist auch möglich, aber nicht notwendig; was notwendig ist, ist wirklich und möglich. Wirklichkeit und Möglichkeit sind in der Notwendigkeit analytisch enthalten.

Was notwendig ist, ist auch wirklich. Nun gibt es aber ein problematisches Urteil, welches, wenn es assertorisch wäre, notwendig auch apodiktisch wäre: es ist möglich, dass es Gott gibt. Sollte es Gott wirklich geben, kann sein Dasein nicht kontingent sein, da der Begriff Gottes ein notwendiges Wesen vorstellt. Bei Gott fallen Wirklichkeit und Notwendigkeit zusammen, aber sein Dasein ist bloß möglich. Im ontologischen Gottesbeweis fallen Möglichkeit und Wirklichkeit zusammen: kann man ein vollkomenes Wesen denken, so muss es dieses Wesen auch geben. Die Widerlegung des ontologischen Gottesbeweises lautet, dass Dasein aus keinem Begriff analytisch folgen kann. Dagegen folgt aus dem Dasein eines vollkommenen Wesens auch seine Notwendigkeit. Dieses Missverhältnis der Kategorien der Modalität lässt sich dadurch beweisen, dass es kein logischer Widerspruch ist, zu sagen, es gäbe keinen Gott, jedoch ein Widerspruch, zu sagen, Gott sei nicht Gott.


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