
wenn küken plötzlich aus den eiern schlüpfen
die meist der osterhase mit sich führt
lässt ihn das zwar vor freude selten hüpfen
ist allerdings mitunter schon passiert
aus einem schlüpften ihm sogar gleich zweie
und schauten aus der schale in die welt
ungläubig baß erstaunt über das neue
was ihnen in die kükenaugen fällt
im zweiten ei das dritte lugt derweilen
noch etwas ängstlich durch den schalenspalt
es will die lage draußen erst mal peilen
zudem ist's in der schale nicht so kalt:
dem osterlämmchen und dem osterhasen
weht diese frühlingsbrise um die nasen...
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„zu ostern muss noch schnee kaum je wer haben“
bemerkte ed zu ben „doch eier wohl
die sind von alters her ja ostergaben,
häufig aus schokolade und meist hohl!“
„viel kerle haben nicht mal ostern eier
zumindest in der hose nicht“ lacht ben
„mit weicheiern ist’s stets die alte leier
da hilft auch kein buddhismus a la zen!“
„und hasenfüsse sind das oft insgleichen“
grinst ed „spucken bloss gerne grosse tön’
können uns beiden nie das wasser reichen -
man findet die von konstanz bis nach plön!“
„das stimmt“ nickt ben „markier’n stets voll den dicken
woran man(n) merkt dass die nicht richtig ticken!“...
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kaum feiern osterhasen ostern selber
denn schließlich ist ein hase doch kein christ
sondern eh 'bloß' ein tier wie kuh und kälber
obwohl ja christus das lamm gottes ist
und schäfchen nennt der pastor die gemeinde
ihr seelsorger ist er und seelenhirt
die welt, der teufel und der leib sind feinde
des seelenheils – mensch wird durch sie beirrt
zeitlebens aus der sicht des glaubens immer
fürwahr und die verlockungen sind groß
davon hat auch kein hase einen schimmer
und viele lockt's gar in der kirche schoß
ihr'n üblen trieben heimlich lauf zu lassen
wodurch sie mehr in schweineställe passen...
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vor seinen eiern sitzt der osterhase
und sagt sich “donnerlüttchen ganz schön groß
und viele auch - das wird ja ein geblase
wie schaffe ich denn das bis ostern bloß?!”
beim blasen hilft dem meister dann frau lampe
und sohnemann bemalt der eier schal'n
schön bunt und packt die fert'gen auf die rampe
perfekt, damit sie bloß nicht runterfall'n
dann kommen zwecks verteilung häschenscharen
mit kiepen und mit körben aus geflecht
die früher in gebrauch weit öfter waren
bloß heut' ist viel aus kunststoff und unecht -
doch lampes legen wert auf traditionen
und geben auf so plastik nicht die bohnen!...
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der hasenmalermeister malt indessen
vom österlichen stress mehr unberührt
nach seinem mittagsschlaf und mittagessen
wobei ihm leidenschaft den pinsel führt
ein prachtei an ganz wundervoll mit blüten
und vögeln vor des frühlings himmelblau
das ei ist wirklich eine wucht in tüten,
gedacht allein für seine liebe frau
die farben laufen fast von der palette
zumindest tropft das blau schon von ihr ab
wenn er sie waagerecht gehalten hätte
würde in kürze nicht auch rot noch knapp -
doch ist sein werk ja eh fast abgeschlossen
sonst hätt' ihn das ganz sicher sehr verdrossen...
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Albrecht Dürer, Feldhase (1502)
signiert und mit entstehungsjahr versehen
ist dürers hase weit und breit bekannt
selbst meister lampe sah man staunend stehen
schon vor dem meisterwerk von meisterhand
gern hätt' er sich auch mal so malen lassen
doch gab es ihn zu dürers zeit noch nicht
das können osterhasen zwar kaum fassen
sie treten aber ein in die geschicht'
viel später erst, nach hundertachtzig jahren,
weil einer übern oster-hasen schrieb
und “oster-eyer” die das thema waren
ner doktorarbeit die erhalten blieb -
von regionalem brauchtum gibt sie kunde
zu ostern, lang danach macht's voll die runde...
https://de.wikipedia.org/wiki/Osterhase

erste Osterhasen-Abbildung überhaupt (1789)*
*“”Die allererste Abbildung eines "Osterhasen" ist in dem 1789 erschienenen Buch der nationalen Kinderlieder für die züricherische Jugend "Der Osterhase oder am Osterdienstag zu singen" zu finden. 1850 kommt es zu einer massenartigen Verbreitung des Osterhasen-Glaubens. Es entstehen Bilderbücher, Bilderbogen, die beliebten geprägten Oblaten-Bildchen und Ansichtspostkarten. Der erste plastische Papp-Osterhase erblickte 1908 das Licht der Welt.””
https://www.volksfreund.de/region/mosel-wittlich-hunsrueck/gruesse-vom-osterhasen_aid-5883240
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der osterhase selbst, wie wir ihn lieben,
ist ja mehr in der märchenwelt zuhaus
und unberührt von landwirtschaft geblieben
seit je - die macht ihm nimmer den garaus
der osterhase selbst, wie wir ihn kennen,
gilt als symbol des osterfests schlechthin
weshalb wir ihn auch osterhase nennen
denn weihnachtshase machte wenig sinn
er bringt ja heiligabend keine eier
da zögen alle kinder ein gesicht
nein eier bringt er stets zur osterfeier
und dann ziehen die kinder eines nicht -
im gegenteil: sie suchen mit vergnügen
nach eiern die oft gut versteckt wo liegen...
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das ei von dem kolumbus hat kein hase
weder bislang entdeckt noch wo versteckt
selbst meister lampe brüllte einst „ICH BLASE
DIE JAGD NACH DEM TEIL AB!“ und im affekt
des zorns schmiss dieser seine schönsten eier
tatsächlich sozusagen um ein haar
zum fenster raus und fluchte „WEISS DER GEIER
WARUM DAVON KEINS KOLUMBIANISCH WAR!“
entgeistert stand die meisterin daneben
und schenkte ihm dann zehn likörchen ein
denn manchmal hilft es schon einen zu heben
deshalb muß einer ja kein säufer sein -
auch meister lampe konnt’ bald wieder scherzen
und des kolumbus blödes ei verschmerzen...
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gern glauben kinder an den osterhasen
der eier für sie stets zum fest versteckt
zwar selten gar en masse auf flachem rasen
denn dort hat doch ein kind sie schnell entdeckt
in hohem grase hier und da schon eher
wo sie das auge kaum so leicht erblickt
meist sind eh kinder auf versteckspielsteher
und selber im verstecken recht geschickt
man kann drum sicher sein dass sie sie finden -
den kleinsten allerdings fällt's manchmal schwer
da kann die lust aufs suchen vielleicht schwinden
dem wirkt entgegen hilfestellung sehr
die eltern ihnen bei der suche geben
und selten geht die dann nur noch daneben...