
des frühlings anfang wär' bei minusgraden
zwar drin doch zum glück herrschen die heut nicht
und sicher zeigt auf festgefügten pfaden
jung lenz alsbald sein blühendes gesicht
denn lange ließ herr winter uns echt fühlen
wie lieb ihm frost und eis'ge winde sind
dadurch konnt' er sein mütchen an uns kühlen
wohl wissend dass der lenz eh stets gewinnt
wir woll'n ihn auch so schnell nicht wiedersehen
es sehnt uns längst nach sonne wärme grün
nach bäumen die ringsum in blüte stehen
denn welke folgt eh immer dem erblüh'n -
streicht jemand wie herr winter nun die segel
entspricht er damit nur der alten regel...
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Deutsche Briefmarke von 2004 zu Ehren des 75. Jahrestags des Blauen-Band-Gewinns der Bremen
des frühlings blaues band kennt wohl fast jeder -
beizeiten lässt er's flattern jahr für jahr
durch die lüfte und es greift zur feder
dann manch poet beschwingt ganz offenbar
doch hat es mal ein blaues band gegeben
das war bestimmt nicht weniger bekannt
und konnte auch die stimmung prächtig heben
wie jenes welches grad in rede stand
als ehrung für den schnellsten luxusliner
hin nach new york von hier, der alten welt,
die „BREMEN“ war einst einmal echt so einer
vor fast einem jahrhundert – stolzgeschwellt
durft' deutschland rühmen sich des tollen sieges,
zehn jahre vor beginn des wahnsinnskrieges...
https://de.wikipedia.org/wiki/Blaues_Band#Rekordhalter
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am frühling mit das tollste sind gefühle
dann kommen die hormone echt in fahrt
dergleichen passiert in des winters kühle
so gut wie nie der auch mit sonne spart
denn sonnenlicht ist dazu schon vonnöten
nicht hin und wieder nur nein stundenlang
es zeugt beim menschen liebendes erröten
zur frühlingszeit zudem von paarungsdrang -
es zeigt der mensch mehr haut kaum wird es wärmer
die winterkleidung klar doch mehr verdeckt
im winter ist der mensch an reiz weit ärmer
wo lenz hingegen langsam lüste weckt
sein treiben macht dem leib allmählich beine
und gerne bleibt kaum jemand dann alleine...
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dem tausendfüßler egon sind die tage
zur zeit noch längst nicht frühlingshaft genug
er mag sie mild und sagt sich eh: „ich trage
kein winterfell wie es die wildsau trug
die mich schon liebend gern gefressen hätte
mit ihrem allesfresser-appetit
außerhalb meiner warmen morschholzstätte
ich hoffe auch dass das niemals geschieht!“
dann zählte egon erst mal seine füße
und siehe da es waren alle da
und sprach zu ihnen froh: „glaubt mir ich büße
selbst einen ungern ein nur!“ - das geschah
im grunde bloß wenn er sich mal verzählte
was ihn allerdings selten lange quälte...
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das schönste sind am lenz auch seine bänder
die trägt er bunt im haar und eins ist blau
leicht-luftig sind zudem seine gewänder
fast barfuß schreitet er durch morgentau
mit offenen sandalen und mit lachen
erlöst lacht die natur ringsum zurück
da kann ja der april im grunde machen
was er so will - die welt sie atmet glück
nach langer trüber zeit mit frost und kälte
mit kahlen bäumen ohne blüt’ und blatt
als wenn es uns voll zu verärgern gälte
woran der winter seine freude hatt’ -
jung lenz kann das nur nicht ins bockshorn jagen
und endigt’s schauerspiel von grauen tagen...
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seit je fängt ja der frühling vögel keine
und fängt auch nichts im roggen auf dem feld
doch macht vielleicht so grillenfängern beine
als einer der von trübsinn wenig hält
wenn er einfach nur an fängt so wie heute
mit sonnenschein und wärme im gepäck
und zieht dadurch vermehrt hinaus die leute
ins freie und natur rührt sich vom fleck
voll regsam sind bereits die osterhasen
denn ostern naht und ostereier sind
dann - bunt versteckt von ihnen für spürnasen
die eigen ganz besonders jedem kind
das selbst schon gern verstecken spielt – begehrte
weil leck're fundobjekte, bald verzehrte...
