Vögel.. auf Sand

Kurzgeschichte zum Thema Ekstase

von  Clown

„Aber nicht wieder mit Sand im Bett – ich hab mir letztes mal ordentlich Hintern und Rücken aufgescheuert. Kannst von Glück reden, dass ich so geil war – sonst hätte ich abgebrochen.“

„Hör mal, Susie“, antwortete ich. „Wie soll ich dir das klar machen?“

Susanne sah mich erstaunt an. „Sag doch einfach wie es ist.“

Ich kratzte mich verlegen am Kopf und stammelte: „Geht nicht anders ... ab und zu muss es sein … mit Sand.“

Susanne starrte mich ungläubig an.

„Wenn wir nicht schon eine Weile zusammen wären, würde ich jetzt die Fliege machen.

Das kannst du doch keiner Frau auf Dauer zumuten. Was war denn bei deiner letzten Freundin – hatte die auch so einen wunden Arsch?“

„Nein – Theresa war eine Spanierin, die fand das affenscharf.“

„Ach so, verstehe. Du willst Theresa mit mir spielen. Willst mich drauf trainieren,

dass ich das auch affenscharf finde.“

„Nein – es ist wegen meiner Großmutter.“

„Deine Großmutter – was hat die damit zu tun?“

„Nichts!“

„Wie, nichts?“

Ich sah Susanne einen Moment lang an, um Zeit zu gewinnen.

„Kann ich dir nicht sagen – würdest du nicht verstehen.“


Wir verschoben den Geschlechtsverkehr mit Sand erst mal. Hin und wieder konnte ich nicht ohne, weil mir das einfach fehlte. Wie meiner Oma damals, in den Sechzigern, die hat das mit dem Sand quasi erfunden. Sie war Artistin in einem kleinen Zirkus. So mit Keulen jonglieren, Feuer spucken, Messer werfen und Akrobatik. Sie stand immer in der Mitte der Arena, mit nackten Füssen, auf Sand. Und so entdeckte sie es.

Mein Opa, war Neurologe und Psychologe, wie meine Mutter mir erzählte. Er starb sehr früh durch einen tragischen Autounfall. Ich hatte ihn nicht oft gesehen und war noch ziemlich klein als er von uns ging.


Die nächste Zeit vögelte ich ohne Sand mit Susie. Es fehlte mir etwas, musste ich zugeben. Es war nicht intensiv genug. Ich entbehrte das Prickeln – dieses archaische Gefühl, das die Sandkörner einem vermitteln können. Ich wechselte oft mit ihr die Stellung, um auf die Art ein wenig mehr Kick zu bekommen, aber es war nicht annähernd dasselbe. Dennoch hielt ich die sexuelle Diät ein, weil ich Susanne nicht verlieren wollte. Ich liebte sie.


Meine Oma jedenfalls, erzählte meinem Opa wie prickelnd und außergewöhnlich das wäre, mit nackten Füßen auf Sand zu stehen. Mein Opa verstand. Und so schlichen sie sich nachts heimlich in das Zirkuszelt. In der Mitte der Arena zogen sie sich aus und liebten sich im Sand – was noch eine erhebliche Steigerung darstellte, anstatt nur mit nackten Füßen darauf zu stehen.


Susie wollte unbedingt endlich wissen, was da mit meiner Großmutter war. Ich hatte uns einen schönen, schlanken Joint gebaut. Wir saßen im Wohnzimmer auf dem Teppich und hörten Pink Floyd „Ummagumma“. Ich zündete an, rauchte ein paar Züge und gab an Susie weiter. Eine Weile saßen wir da, ließen den Joint hin und her gehen und lauschten der Musik. Bei „Careful with the axe“ drehte ich lauter. Ein einziges, klangliches Drängen nach einem Höhepunkt – bis die erlösenden und zugleich furchterregenden Schreie kamen. Ich überließ mich ihnen, ließ mich dabei rückwärts auf den Teppich fallen. Es löste in mir Ähnliches aus wie Vögeln auf Sand.

„Hörst du? - das ist es.“

Susanne beugte sich über mich und sah mich an. Ihre Pupillen waren groß. Sie wiegte sich im Takt der Musik.

„Was meinst du?“

„Das Prickeln -“

Susie nahm noch einen Zug.

„Du verspürst ein ähnliches Prickeln wie mit Sand im Bett?“

„Ja, ja!“

Susie lachte -

„Mein Großvater war sogar dabei ein Buch darüber zu schreiben. Er hat es mit Großmutter sozusagen erfunden und so oft praktiziert, dass er es via Buch an andere weitergeben wollte.“

„Deine Eltern und du haben das dann einfach nach gemacht?“

„Es war für mich ein Kick, sonst hätte ich das nicht getan und meine Eltern wohl auch nicht.“

Susanne lachte wieder.

„Drei Generationen, die auf Sand vögeln – ist das nicht lustig.“

„Es ist nicht nur lustig, es ist prickelnd – es verschafft dir einen viel besseren Sex als normal.“

Susanne sah mich ungläubig an.

„Es ist so, mit der Zeit wirst du das auch entdecken.“

Sie drückte den fertig gerauchten Joint in den Ascher und wedelte mit der Hand den Rauch weg. „Du willst also, dass ich Geschmack daran finde?“


Susanne und ich lebten in getrennten Wohnungen. Mal war sie bei mir, mal ich bei ihr.

An einem der nächsten Tage war ich auf dem Weg zu ihr. Wir hatten uns telefonisch abgesprochen, dass wir uns abends treffen wollten. Ich klingelte, der Türöffner summte, ich drückte die Tür auf und hastete nach oben in den zweiten Stock. Die Wohnungstür war offen. Ich ging rein. Susanne stand im Bademantel da. „Komme gerade aus der Dusche – muss noch die Haare fönen.“

Wir umarten und küssten uns.

„Es gibt eine Überraschung heute Abend“, flüsterte sie mir ins Ohr.

„Was denn?“

Sie sah mich an und lächelte.

„Würdest du gerne jetzt schon wissen, was?“

Ich nickte.

Sie blieb die Antwort schuldig und huschte ins Badezimmer. Kurz danach hörte ich den Fön. Eine Überraschung ist immer gut, dachte ich, ging in die Küche und fischte mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Ich holte zwei Gläser aus dem Schrank und setzte mich ins Wohnzimmer. Machte die Flasche mit dem Feuerzeug auf und schenkte mir ein. Susanne kam mit frisch gefönten Haaren aus dem Bad, gerade als ich mein Glas leer hatte.

„Willst du auch?“

Sie schüttelte den Kopf. „Später – lass uns nach hinten gehen.“

Damit war das Schlafzimmer gemeint. Ich stand sofort auf und folgte ihr.

Wir zogen uns aus. Susanne blieb vor dem Bett stehen, ich legte mich rein. Es knirschte unter mir, als ich drin lag. „Du hast Sand aufs Bettlaken gestreut?“

Susanne lächelte und nickte. Dann öffnete sie den Schrank und holte so ein Teil aus Gummi heraus. Es sah von vorne aus wie ein Nierengurt, den man auf einem Motorrad trägt. Hinten war es länger und bedeckte den Po.

„Aber dann spürst du doch gar nichts vom Sand.“

„Lass mich mal – du hast ja deinen Spaß.“


Inzwischen hatte ich ein paar mal mit Susie gevögelt und sie hatte dieses Ding umgeschnallt. Irgendwann, ich hatte mich schon daran gewöhnt, ließ sie es weg. Ich stellte mich darauf ein, dass sie sich hinterher bei mir beschwerte – von wegen ihr Hinterteil und Rücken tue weh und so weiter.

Sie beschwerte sich aber nicht. Hin und wieder machten wir es auch ohne Sand, so zum Ausgleich. Susie zog das Gummiteil nie mehr an. Ich glaube es gefiel ihr jetzt ohne. Der Geist, der unsere Familie schon seit drei Generationen bewegte, schien auch sie erreicht zu haben.






Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online: