And if cupid's got a gun, then he's shooting

Text zum Thema Annäherung

von  Marlena

Ich habe nie gelernt, zwischen Begehren und Bedrohung zu unterscheiden -


beide kleiden sich in dieselbe Sprache.

Er nennt mich beautiful,

aber ich höre: benutzbar.

Und trotzdem warte ich auf seine Nachrichten,

wie andere auf Erlösung, als wüsste ich nicht, wie erbärmlich das ist.

Aber es ist eben auch: wahr.




Und was sollte ich tun? Er bleibt in meinem Kopf.

Nicht wie ein Licht -

wie eine Entzündung.

Wie der Tumor der auf meiner Hypophyse sitzt.

Klein, aber Druck ausübend auf mein Sichtfeld.

Blurry vision and Wildberry Lillet.

Es ist nicht deine Schuld, dass ich mich so schnell verknote und am Ende alles aufreißen will.
Mich, dich, alte Wunden. Ich bin einfach zu lose.



Denn ich rede mir ein, dass ich nur auf Männer treffe, die mich an mein Trauma erinnern.


Aber das ist zu sanft formuliert, es ist kein Aufeinandertreffen, kein Zufall oder Schicksal.


Ich renne auf sie zu,


mit offenen Armen,


mit aufgeplatzten Pulsadern,


mit einem Lächeln, das sagt, du darfst mit mir machen was du willst, solange du bleibst.


Und sie nicken und sagen: das will ich.




Und danach sagen sie Dinge wie:


„Ich zerstöre, was ich liebe.“


Und ich sage:


„Dann fang mit mir an.“


Ein taumeln auf Grenzen, ein vor und zurück und niemals ein fort.

Niemals ein verficktes fort.




In meinem Kopf sammeln sich Ängste wie Kippen auf dem Boden - ausgetreten, aber immer noch heiß. Der Rauch klebt mir noch Tage in den Hirnfalten und ich hasse all das und trotzdem leide ich zu gerne zu Lana del Rey.




Doch wir spielen uns gegenseitig aus -

intellektuell, rhetorisch, sexuell.

Ich sage „Verlustangst“

und er sagt „Projektionsfläche“.

Ich sage „Autonomie“

und er drückt mich gegen die Wand.




In seinem Blick liegt dieses irrationale Versprechen,

dass er mich sieht -

Aber das ist die eigentliche Falle.


Denn ich will nicht gesehen werden.


Ich will repariert werden.


Ohne dass jemand mich dabei berührt.

Ich will faktisch nicht existieren, außer in deinem Kopf,

deine Psychosen Prinzessin und der Rest ist reine Fantasie, oder Fetisch, oder wie auch immer du mich nennen willst.


Schenk mir eine Übersetzung für das, was mein
Mund nie zu formen gelernt hat und ich schenke dir das,


was er immer am besten konnte.





Anmerkung von Marlena:

Keine Sorge, das hier ist nicht über dich.

(Nur ein paar Partikel von uns sind mit rein gerutscht, und etwas meiner Angst.)

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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (20.06.25, 00:13)
jemand erinnert dich
erinnert daran, was auf dem Spiel steht
ob man sich selbst sähe, wo man nicht gesehen werden will?
 
immerwährendes Gesinde geht um, wie Buhmänner einer „Nacht des Nächsten“
eine die bestimmt kommt
bald, ganz bald
doch…
(hier fügt sich irgendwann etwas ein -nicht von … und dafür für…)
 
stets fragt´s mich: „hätte ich mich als Mann ertappt, oder solle Partei ergriffen werden?“
egal, ich lande sowieso in einer Ecke meiner Sippe
„…where there used to be a street…”*
Das ist aber auch okay, denn der Text macht klar:
Hier geht es nicht um ein Pflaster
nicht auf die Wunde
nicht auf den Mund
nicht um einen solchen Stein im Schaufenster
denn dieses sieht eigentlich gerne nach „Willkommen“ aus
das sagt nur niemand
das denkt nur jemand
es geht um jemanden, der "du" bist und der eines Tages etwas als "ich-habe-dich-überlebt" sagen will
 
deswegen fühle ich auch gerne und oft Texte, sehe, ob es zuerst eine Einladung gäbe
oder einen Verweis auf hintere Bänke
im Einladendem findet sich der Zugang
ja, oft für einen Abgang
etwas, dass ich wohl immer am besten konnte
 
  
*L. Cohen, A Street, Popular Problems, 2014

Kommentar geändert am 20.06.2025 um 00:19 Uhr
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