Die ganze Welt lag ihm zu Füßen. Jeder seiner Sätze, wurde wie ein kostbares Wertstück behandelt. Jedes Wort, das er sagte, wurde mit tiefster Verehrung aufgenommen und in zahlreichen Kultursendungen besprochen. Sein schönes Gesicht zierte die Titelblätter zahlreicher Magazine. Der „Spiegel” unterhielt jahrelang eine mehrseitige Serie über ihn, die in jeder Ausgabe fortgesetzt wurde.
Er wurde überall eingeladen, in sämtliche Königshäuser der Erde und in alle Präsidentenpaläste. Man begegnete ihm so gastfreundlich, dass er sich beinahe schon zuhause fühlte. Die Umsätze seiner Bücher bescherten ihm ein astronomisches Gehalt, durch das er in beispiellosem Luxus leben konnte. Auf jedem Ozean befand sich mindestens eine seiner vielen Luxusjachten, die zu den größten und teuersten der Welt gehörten.
Doch niemand wusste, dass er nur ein Strohmann war. Der echte Schriftsteller saß in einer kleinen Sozialwohnung, die er sich kaum leisten konnte. Er ernährte sich spärlich und hatte nicht einmal genug Geld, um sich einen Fernseher zu kaufen oder regelmäßig Zeitungen zu lesen. Gerade noch konnte er sich Briefpapier und Briefmarken leisten, um seine Manuskripte an einen Verlag zu schicken, der ihm immer wieder versprach, ihn zu einem bekannten und großen Schriftsteller zu machen.
Der Strohmann, der sich unverdient mit fremden Federn schmückte und sich als großer Schriftsteller feiern ließ, arbeitete zuvor als Bote in der Poststelle desselben Verlags. Eines Tages bekam er eines dieser genial geschriebenen Manuskripte des verarmten Schriftstellers in die Hand. Er stahl das Manuskript und schickte es unter seinem eigenen Namen an einen anderen Verlag. Von da an begann seine Karriere als gefeierter Star in der Literaturwelt. Seinem Nachfolger in der Poststelle des Verlags zahlte er etwas Geld, damit dieser jedes eingereichte Manuskript des hochbegabten Schriftstellers an seine Adresse weiterschickte.
Jedoch kam es am Ende so, dass dem verarmten Schriftsteller das Geld ausging, um sich Lebensmittel zu kaufen. Er verhungerte und war nicht mehr fähig, weiterzuschreiben – ganz einfach, weil er tot war. Der Hochstapler wunderte sich, dass er kein Manuskript mehr in seiner Post fand. Er beauftragte einen Detektiv, um herauszufinden, wo der Schriftsteller lebte und warum er keine Manuskripte mehr an den Verlag schickte. Als er dann durch den Detektiv vom qualvollen Hungertod des Schriftstellers erfuhr, wurde er kreidebleich und fiel tot um.
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