April 1943

Ballade zum Thema Krieg/Krieger

von  Citronella

Beim Dröhnen der Bomber ein zitterndes Mädchen,
kein wirkliches Kind mehr, doch längst keine Frau.
Das Leben hängt ständig am seidenen Fädchen,
in Stunden der Angst im verdunkelten Bau.

Die Mutter in Sorge um sich und die Tochter,
der Vater seit Jahren im Kampf an der Front.
Den Lieben stets Briefe zu schreiben vermocht er,
viel lieber hätte er manches mehr gekonnt.

Mit Bangen erahnt man bald weiteres Dröhnen,
dann Einschlag, bedrohliches Beben nahbei.
Ein älteres Paar hört man weinen und stöhnen,
ein sehr kleines Kind strampelt sich schreiend frei.

Nach Stunden erlöst dann endlich Entwarnung,
aus Kellern und Bunkern drängt man ans Licht.
Die Stadt ist verwundet trotz aller Tarnung,
und Trümmer und Asche und Schutt liegen dicht.

Das Mädchen mit Mutter und mehreren Taschen
eilt heimwärts und hofft, dass die Bleibe noch steht.
Verstörte Gesichter, im Morgenlicht aschen -
man ahnt, wie schlecht es diesen Menschen jetzt geht.

Und dann die Erlösung: Das Haus nicht getroffen,
nur Glas ist gesplittert, es bröckelt auch Putz.
Man kann bis zum Abend auf Ruhe nun hoffen,
und sucht in den Bunkern bei Nacht wieder Schutz.



Anmerkung von Citronella:

Gewidmet Margot, Jahrgang 1926

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (03.09.25, 20:26)
Der Text trifft genau in die Zeit, die ich auch gerade nacherlebe: Ich lese die Briefe meiner Mutter, Jahrgang 1923, die die schlimmen Angriffe in München und Dresden als Studentin miterlebte. Ich muss immer mal eine Pause machen, weil es so erschütternd ist, wie die Leute bzw. meine Eltern und meine Verwandten damals diese Zeit des 2.WK und danach erlebten, durchlebten.

 Citronella meinte dazu am 03.09.25 um 20:57:
Ich habe kaum Schriftliches über diese Zeit, aber bei uns wurde in den 1950er-Jahren sehr, sehr oft über Kriegserlebnisse gesprochen. Wenn man bedenkt, dass der Krieg damals erst 10 -15 Jahre zurück lag – eine unvorstellbar kurze Zeitspanne. Deshalb waren die Erinnerungen wohl auch noch sehr frisch.

Die Erinnerungen meiner Mutter an Bombennächte fand ich immer besonders gruselig, mit den Kriegserlebnissen des Vaters konnte ich nicht so viel anfangen, das war einfach alles zu absurd. Er hat sich allerdings in seinen Erzählungen auch oft auf Erlebnisse mit Kameraden oder friedliche Zeiten, z. B. in Norwegen, beschränkt ... Heute hätte ich sehr viele Fragen über Dinge, die mich als Kind natürlich nicht interessiert haben. Zu spät.

Seien wir froh, dass wir in unserem Leben eine so lange friedliche Phase erleben durften. Umso grauenvoller ist das Kriegsgeheul heute.

Danke für deinen Kommentar!

LG Citronella

 Regina antwortete darauf am 03.09.25 um 23:05:
Stimmungsbild vom Krieg, das hoffentlich möglichst vielen als Warnung dient, bevor sie den schwachsinnigen Kriegstreibern abermals auf den Leim gehen.

 Citronella schrieb daraufhin am 04.09.25 um 13:23:
Regina, wahrscheinlich sind die heutigen Kriegstreiber zu jung, um solche Geschichten aus erster Hand gehört zu haben.
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