Provokation eines Todes (1. Teil)

Schauspiel zum Thema Stadt

von  S4SCH4


Erster Teil 



1.


In dem der Hauptprotagonist vorgestellt wird während man ihm ein, zwei Getränke spendiert.

In einem Gasthaus, Abend, Saal etwa zur Hälfte gefüllt, schummriges Licht. Der Wirt allein hinter einer Holztheke; davor ein Gast auf einem Barhocker.

Wirt:
Was siehst Du trübe in dein hohles Glas
Soll sogleich die Dame mit dem Wein
Eben bewirtenderweise noch zu Diensten sein?

Gast:
(nuschelt vor sich hin)
Des Universums ew´ges Spiel
Schweifend rasen dort die Sterne
In dunkler Nacht so hell zu weit´rem Ziel
So schaut man´s doch aus weiter Ferne.

Wirt:
(fasst das Kinn des Gastes, richtet es auf)
Nun ist die Weite kurz in groben Worten ausgemacht
Nur was sagst´ dem Hausherrn der just hier vor dir wacht?

Gast:
Ist ein Sinn erst über´s Maß berauscht
So spürt er etwas das für immer lauscht.

Wirt:
Des Walfischs Durst zu stillen ist wohl schwere Kunst;
Darf es dafür nun eine dieser Zigarillos richten
Umhüllend mit kreisend dichtem Dunst
Tun sie vielleicht das Weitre schlichten?

Gast:
Wo klare Kühle zieht auch Nebel an
Da verpufft auch Dunst in Rauches Drang.

Wirt:
Dazu, den Besten aller Weine biet´ ich unumwunden an
Das Maß ist deine Freiheit
Doch auch zuviel von dem was man als Gut gewann
Quittiert sich vielleicht irgendwann-
In eingeschenkter Eitelkeit.  

Gast:
Wohl redest Du, doch füllt es kaum
Mir des Glases leeren Raum.

Wirt:
Wohlan ich lasse Taten folgen!
(Wirt wendet zur Bedienung)
Madame, bring´ bitte baldigst besten Saft
Um schlaffe Glieder aufzuheitern
Die schlängelnd im Gespräch man rafft
Die unsanft falten- und sich doch nicht so wirklich aneinanderhalten.

Gast:
Nur zahlen kann ich leider nicht
So aus allen Ecken kriechen
Fliegen um einen siechen
Körper, der in Verträgen geknebelt ist
Man sagt die Arbeit brächte Freiheit
In Stücken zurück zum kräft´gen Mann
Doch das was arbeitend schaffen lässt
Scheint selbst in einem Loche vergang´
So wirft sich jeder erklimmende Griff
Zurück ins scharfe Endlosriff
Fütternd was stets mäkelnd zehrt vorm Greifen
Erkennbar-machend Hände aus gemachten Seifen.
 

Wirt:
Verwirrt scheint´s ist der Geist, der Große
Wenn er verprellt den Körper mit seinem ernsten Stoße
Erst nimmt und geißelt er den markigen Willen
Und will dann selbst nicht minder sich fortstillen
Nur verschoben hat sich derart das Geflecht
Und was man einst kannte, kennt man nimmer recht

Gast:
So verlier´ ich jedes Geld
Sofort an etwas das mich doch nicht über Wasser hält

Wirt:
Vielleicht könnt´ ich´s ja arrangieren
Dir Anstellung und Konzeption
Von Lebens neuem Wurfe
Einzugießen samt Triton.

Bedienung bringt derweil dem Gast Wein.

Gast:
Wie oft sah ich in ein Wässerchen
Das vor mir stand als darbend ich
Nichts and´res hat als eben Durst
Dann griff man gleich in mein Gesicht
Und Flutsch- es stand sofort schon vor Gericht
Ob Stille oder Rauschen
Unsäglich tut der Teufel manchmal Pauschen

Wirt:
Ja, hat Einlass solch´ ein Hundesohn
Erst einmal gefunden
So schreit er ständig nach dem Lohn
Und tut nicht einmal stunden

 

2.


Wie zuvor. Zwei Männer treten ein, adrett gekleidet in dunklem Anzug; beide mit Hut. Schauen zur Theke.

Erster:
(zum Zweiten gerichtet)
Sieh, dort sitzt im halben Licht uns schon
Ein Dritter der auf brach verlass ‘nem Thron
Vom Licht verstellt- so scheint es ihn verstohlen gar zu meiden
Und unter uns: Wer kann´s demselben schon verleiden?

Zweiter:
Fürwahr, scheint jener trist umwölkt
Halb, halb erinnert er mich eben dran
Wie jene Frau die ihr´n Gemahl
Nach Monaten verriet
Dass sie sich kümmernd tätig machte
Und jeden Tag ihr Lächeln für ihn wieder überdachte
Bis jener ganz im Sack sich eingefunden hatte
Und ihr Mann draufprügeln tat als wär´s ´ne Ratte

Erster:
Doch band er dennoch doch an sich
Jene-, ob nun im Sacke oder nich´?

Zweiter:
Nun eben deshalb auch scheint´s unklar
Was Halbes ist, was Halbes war.

Erster:
Nun auf, so lass uns lüften
Geheime Gruften kellertief in Kühle
Ein ganzes Glas das man wohl fühle
Wird weisen dann zu jenen Klüften
Durch die man tastend reicht ins Innere.

Die beiden Männer setzen sich links neben den Mann an der Theke; sie nehmen ihre Hüte ab und schauen den Gast an der Theke kurz ins Gesicht. Der mittlere (Erster) beginnt danach eine Pfeife zu stopfen. Der Andere (Zweiter) schaut den Wirt streng und prüfend an.

Wirt:
(Zum Zweiten gewandt)
Zwei neue Kunden, das ist lobend
Was wär´ den Herren wohl genehm
Um ruhig zu halten was bisweilen tobend
Brüllend hallt durch löwenhaft´s Benehm´?

Zweiter:
Ah, so grüßt ein Kenner arbeitsamer Männer
Nach hart erlebten Stunden
In denen spröde die Gedanken ihre Runden
Mit Silben aus Gestein sich dreh´n
Als schöbe man das Werk vom Tage
Festhaltend eingemauert mit sich um
Um- was gefunden ist zur Brauchbarkeit-
Auch ja nicht zu verlieren.  

Wirt:
Na, aber! Es ließe sich doch arrangieren
Brauch´ und Nützlichkeit zusamm´ zu mischen
Und mit dem runden Becherglas
Nur jenes Ding zu fassen
Was alle in den Gästekreis gern lassen.

Erster:
Zündet ein Zündholz; raucht damit die Pfeife an
Na ein Fünkchen das den Kreis erkennbar macht
Wie ein rundes Wölkchen aus dem Mund entfacht
Plustert die Wangen auf und pustet einige Kreise aus Tabakqualm in die Luft
Rund im Außen, rund auch gleich im Innen
Ein Spieler spielt nun mal um zu gewinnen.

Wirt:
Sehr wohl, was darf´s denn sein?

Gast:
Dreht sich zu den Beiden. Hebt sein Glas und nippt.
Vielleicht, ja gar wahrscheinlich, sie mögen bestimmt solch´ roten Wein
Ich denk´ sie wär´n ´s gewissermaßen… (schaut skeptisch aber doch auch wohlwollend lächelnd)… billigend  wert
Deswegen wett´ ich kurzerhand
Auf jenes angepries´ne Wolkenpferd
Und ob´s denn mehr als Schall und Rauch
Ja, ob des Pferdes Lungen Hauch
Nun wirklich was beweisen kann
Das bleibt die Schuldigkeit vom hiermit eingelad´nen Reitgespann.

Erster:
Nicht wär´ mir die Bestätigung erklärt
Das trefflich wär´ zuvor Gesagtes
Also ich meine: in unser´m Falle gar bewährt
Doch zweifelsohne- überragt es
Wenn´s um mancherlei Ansinnen geht
Vermeintlichen Sinn, der einsam, kalt erblindet steht.

Wirt:
Wer kennt wohl nicht die Sicht vom hohen Berg
Die nur noch preisgibt: ha, da steht der Zwerg
Und tanzen bald auch selbst die Hexen schon nicht mehr
Na vielleicht noch Eine-

Zweiter:
(Unterbricht den Wirt)
Jawohl! Und die dafür nur allzu sehr!
Ha, Ha!  

Erster:
(leise und milde)
Verzeiht dem rohen Junggesellen
Er war´s nicht immer-
Seine Frau tat ihn jüngst fällen
Und dann war´s eher das Gewicht
Als getürmt´, aufwallend Erdenschicht
Die unruhig- den erinnernd´ Bild- wie Worten-schwall
Festigend fügte zu einem hochschützenden Mauerwall.

Gast:
Ai, ich hörte von ´nem Hundekopf- Massiv
Blutrot soll Bernstein darin funkeln
Und Adern aus Gold-, so tut man munkeln
Ziehen sich darunter weithin tief.

Wirt:
Lieder in denen die Frau, der bess´ren Hälfte gleich
Wie von Zauberhand gewandelt wird
Ob zum Hunde oder mittels ander´m Streich
Haben sich längst schon verirrt
In diese Spielunke die ewig schon plätschernd gießt
Und in der so viel Gewesenes- kurzerhand wieder zum Seien fließt
Laßt´s gut sein und bleibt am Ort der Kneipe! 

Wirt stellt den drei Männern eine Flasche Wein und den beiden Neuen Gästen zum dem Gläser hin.

Wirt:
Wohl bekomm´s, dies geht auf´s Haus
Trinkt´s vollmundig ruhig mit mehr als nur dem Munde aus
Lasst Platz darin und sprecht euch frei
Ich mein´: Wohl wächst platzlosem Hirsche g´rad ´s Geweih.

Erster:
Wenn´s so ist: dann drehe im Instinkt der Jagd mein Stuhl
Gleich einmal um und ist dann rechts von der Bambul´

Erster setzt sich links neben den Gast- so dass dieser nun mittig sitzt, von den beiden Herren in Anzug rechts und links umgeben. Die Beiden gießen ihre Gläser gegenseitig ein; alle stoßen an, nicken sich mit gemessener Miene dabei zu.

Gast:
An ein Gemälde mein ich mich erinnernd
Ein Familienfest war´s oder so
Die Eltern reichten Kindern reife Früchte
Und baten sie zum Singen am Klavier
Fröhlich kam der Ton, Glück stimmte schwingend´ Bänder
Geistreicher Köpfe stolzer Knaben samt ihr´n Schwestern
Im bunten, eindrucksvollem Zentrum um den Rahm´
Doch auch- ein wenig in der Ecke
Auf hölzernem Gestühl
Im Delta saß jemand mit der Harmonika
Mitten in dem tiefsten blauen Licht des Raums
Müde schienen ihm die Augen
Sie fielen fast zur Gänze zu
Sein Oberhemd sah aus wie die Orangen
Die jene Kinder frohen Muts
Gereicht bekam´ von ihren Alten
Alles in allem war´s ein Bild um´s zu Behalten  

Zweiter:
Spannend klingt erfahr´ner Bilderschatz
Was mehr wohl singt der kunstaffine Spatz
Ja, auch ich bin tätig in der Galerie
Als Kurator übt mein Genie
Sich edelmütig um zu schmücken
Damit,- wer immer auch- füllet die Lücken
Oder- wer immer auch- erhält der Zukunft neue Stücken  

Gast:
Ist´s Zufall das ich´s g´rad enthüllt
Was redlich deine Neigung füllt?

(Zweiter schaut zur Seite)

Erster:
Ah, so kenn´ auch ich des Rahmens Bilde nun
Prächtig wird´s sich machen.  

Gast:
So hat´s sogleich zu tun
Mit Anwesenden die rücklings verstehen zu lachen.

Wirt:
Na, na haltet ein
Trinkt lieber einen Schluck.

Gast:
Mehr Wein?
Ob das was bringt bei solch´ Gewichten
Die schwer wie Silberrücken doch nur dem beipflichten
Was ohnehin bereits gelernt
Für den der leben will ist´s Leben so ein Stück entfernt.

Wirt:
Nur Gemach! Sind´s nicht Blinde die auch suchend eilen
Um Gleich und Unterschied zu feilen
Merkt ein Rat noch auf den Wegen
Auch Strenge geht von festen Pfaden aus
Doch da wo eben dieses nur erinnernd spurt  
Gleichts einer Geisterfahrt- die ohne Gurt
In rasend´ Wagenrad der Zeit nach vorne prescht
Und Farb´ und Form scheinbar zusammen gröblich wäscht.

Gast:
Nun wo Du´s sagst. Gesehen hab ich ziehen einen Reisetrupp
Der Eine zog an Leichen, ein and´rer rief hau-ruck
Auch für den Tod da findet wissend noch so manches Leben  
Verantwortung und Lasten die sich heben
Wer kann´s schon sagen ob sich Karten wirklich selber ´neuernd mischen
Nur um die Regeln von der Regel wieder abzuwischen
Schuld sieht was lammfromm gleich unschuldig noch spielen soll
In dem was nuneinmal zu sehen ist ob traurig oder toll  
Wohin auch sonst soll denn der Waage Zeiger zeigen
Wie´s aufgeht, so geht´s nur wieder ab im Neigen
Wer griffe je schon in Unsehbar rein
Und nannte dann Wägbares auch noch sein
Von solch´ famosen Orten kommt man immer nur allein
Und jeder Ton, in jeder Richtung ist verwandt mit dem Verzeih´n
Doch fort irrlichtern laue Wort- Kamellen einer Wanderreise
Habe man zu gehen, sodann wohl in jedem Falle möglichst leise.

Zweiter:
Schon manchen Anverwandten hört´ ich reden
Wohlwollend meinte solcher sich zu äußern
Doch veräußern tat man nur Verwandtschaft
Als wär sowas gelieh´n.
Man sah schon Dinge derart pervertieren
Erkoren war´n sie um es pflegend zu erhalten
Doch fressen taten sie´s- und ganz dabei erkalten
Ob Herzen oder Menschen.  
Und jene lassen´s mit sich machen
Ausnehmend bis nichts länger währt
Und nichts mehr reicht zum Aufbau
Sie lassen´s mit sich machen.
Verschworen hat man sich zu zweien Seiten
Und wer an ihnen hängt der läßt sich nimmer leiten
So entscheidet wohl nur jener dünne Faden
Ob zur Trauerfeier oder zur Geburt wird eingeladen.

 

Erster:
(Schaut)
In deinen Augen Fremder seh ich liegen
Netze eng umsponnen
Darin die Absicht einer Einen wohl zu sprechen
Es ist der Wunsch, der Segen wie der Fluch
Doch jene spricht oft Ihrerseits
Hinderlich zurück in g´rader Art
Vielmehr entsendet sich der Bote
Der Eine der zu fordern ist bestimmt
Und dessen Weise sich aus wetteifernd´ Kriegen
Und einer Unvernunft gewaltsam speist

 

Zweiter:
Längst in Heirat eingesponnen
Und doch! Dein edler Kindheitstraum
Lässt dir mit jeder Morgensonne
Stets immer wieder auferstehen
Was Du im Licht noch alles sagen magst
Nicht ein Kreuz ist um dich gewunden
In Bünden schmiegen sich
Was gewachsen ist in vielen Stunden
Doch selbst dieses- sag fühlst Du- lässt dich noch im Stich
Denn wie von Geisterhand verschwinden
Dir Stock und Stein und jeder Halt
Und doch bleibt dir ein Abdruck
Von gleicher Hand im Beiderseits
Was dort die Pflöcke aus der Erde reißt
Und sich genügsam in den Schatten legt
Ist dort auch was ein neues Kreuz
Mit Dir daran aufwachsen lässt
Ist´s wirklich was man sich erzählt
Hast solche Wirklichkeit denn du erwählt
Oder bist´ der Mittler zwischen Tod und Leben
Während beides versucht sich hinzugeben  
Der Welt die umstaltend läuft
Dort ist´s am Sprudeln
(Gießt Wein in sein Glas)
Während ´s andernorts säuft
(Trinkt einen Schluck)

 

Gast:

Nun doch schon wieder nennt geschwung´ne Rede: Geisterhand
Grad eben dacht´ ich noch ich hätte sie im Festen wohl gebannt

Wirt:
Zuweilen hört man davon flüstern
Das zu leben ist ein Leben
Das in Planen war an andere zu geben
Und so geschah es wie ich hörte auch noch lüstern.
Einst verließ jemand das Land
Sprach zum Andern: Aus ist´s vorerst wir stehen an der Wand
Nun gib´ herbei dein Gut und Mut
Und ich seh´ für dich was sich am Besten tut.
Gepflegt wirst Du einstweilen wie ein Kranker
Kümmernd sei man für dich sorgsam überall im Saal
Und dann, als Linderung einfließend auf den Wegen war
Sprach´s kurzerhand: jetzt ist´s doch wieder alles da.
Vergangen war nun erbrachtes Gut, erwachter Mut
Zumindest so wie´s vorher war
Die Mutter trug es wieder, ei sieh an
Wie früher- wie famos.
Auf and´rer Seite nun zurückgelassen
Schauend so doppelköpfig um verdunkelte Fassade  
Doch genug! Es sei nicht ausgeschüttet mit dem Bade
Denn ohnehin kann´s niemand fassen.

Gast:
Ja so hört man vieles aus der Welt
Denn irgendwen gefällt
So ziemlich alles was sich macht
Egal ob irgendjemand lacht
Es gibt gar Tänzer die noch lebend
Einen Traum gestalten webend
Aus dem was Wachsein ist und bleibt
In Frage stellen kann man alles doch es zeiht
Im Irgendwo den Grund kläglich an
Und löst das eigne Leben auf in einem Bann
Dem der Träumer bald verfallen scheint
Den was noch wär´ er ohne das was ihn mit einem Traume vereint.
Viel zu brisant ist es zu sagen
Wie Verhältnisse sich selbst betragen
Selbst gutgemeinte, hocherklärte Tat
Findet sich bisweilen begraben unter weiterrollend´ Rad.

Erster:
Nun erzähl in kurzen Worten deine Kunde
Ganz im Sinne dieser gastlich´und illustren Runde.

Gast:
So ihr nun hören wollt wie´s steht:
Ein Leben zeigt heuer mir ein Fluch
Der mit gespreizten Klauen unter einem Tuch
Gabelnd umspannt was selbst denkt es weht
Doch erfahren ist´s andersartig, ja es weiß es habe
Doch schon längst eine reif´re Gabe
Einzug einmal in die Welt gefunden
Wozu gab´s denn all die Schäferstunden?
Es drängt von einer Seite zum Einen
Die Andr´e tut´s gewaltsam selbst auch noch beweinen
Nicht einmal krank darf man´s noch nennen
Denn auch dieses bettet sich sogleich in´s Selberkennen
Von Argumenten eig´ner Seite ein
Kurzum: Der Fluch will nur noch Fluche sein
Er spottet der Welt mit einer Schaar von Affen
Und im Nichts liegen seine geschärften Gewaffen
Ein dritter Bruder scheint geboren
Nebst Schlaf und Tod weiß er zu bohren
Erkennst Du ihn, den Zwitter
Süßlich, gänzlich bitter.

 

Wirt:
Über´n Durst so trinkt der Trinker häufig
Unhaltbares Wort ist bestens noch geläufig 
Verschwommen krault er in dem Grau´n
Paddelnd´ tuen Füße aneinanderhauen
Frag doch einmal ob in wild und tobendhaften Fluten
Seine Wunden heilen die aufgeschürft von Brandung bluten
Der Pruritus von stechenden Stacheln angefacht
Was ist hier schlafen und was die wachende Wacht
Eingeschnürt in Engel so sah man schon Perlen
Unscheinbar drücken sie hart sich an
Jede für sich plastisch eingepackt
Macht dies das Verhältnis nicht umso mehr vertrackt?
Gab´s je Engel die die Welt erklärten
Wie, wenn himmlische Regionen ihn´ vornehmlich lehrten
Durch´s Gedränge der Brünste hindurchzuschreiten
Wo tief verborgen doch auch die Lehren streiten
Kannst im Fluche den eine Kraft erkennen
Oder ist´s Lähmung des suchenden Rennen
Nicht sagbar wo und wann der Zeitpunkt ist
Um anzukommen an Orten nicht-bedürftiger Frist

Erster:
Wohl!
Bis dahin aber siehst Du vieles
Das ungesehen vielleicht doch lieber bliebe
Wie unsereins- die Dir von beiden Seiten
Deiner Ohren in die Schnecke gleiten.

Gast:
So schwindet jetzt!
Wo bin ich g´rad?

(Zweiter klopft auf die Schulter)

Gast:
Verschwindet, sagt ich!

Der Gast packt sein Jackett und geht.

 

 

3.

Gast:
(zu sich selbst sprechend als er aus der Tür der Wirtschaft heraus tritt)
Gefahrenvoll unsäglich ist bisweilen
Das Wasser wenn die See in Winden
Einer eifersücht´gen Frau im Rasen gleich
Sich aufwühlt um das Land zu heischen
Hat sich die von Regung aufgeblähte
Genommen und gewandelt
Steht sie fordernd vor dem innerlichen Bild
Ganz unschuldig wie unbehandelt und gestillt
Doch immer wieder dringt es raus
Ein Strom der Zeit in Saus und Braus
Manche sagen klar sie hät es besser wissen müssen
Und sehnen sich- egal in welcher Form- sofort nach ihren Küssen
Bis das sie selbst erkennt
Nur Strom zu sein der um sich selber rennt
Um anzuhalten-
Durchzuhalten!  

Auf den Straßen steht ein Sängerchor; Gast geht schnellen Schrittes die Straße weiter und murmelt zu sich selbst; daneben: Hunde kläffen und Menschenstimmen

Ach, uferlos in den Gezeiten
Der Mond selbst sieht das Land kaum noch
Wirbelnd kreist das Nahe in den Weiten
Um ein großes Sonnen- Loch
Darum, darob es schützt ein Kleid
Es bleibt nicht minder hoch noch breit
Wachsend, schrumpfend in selber Zeit verzahnt
An an´drer Stelle, die scheinbar ganz geheim es ahnt
Verdammt sei jene Trennung, die
Klaffend aufschlug Erdens- Knie
Allerorten ruft man laut und stark von eig´nem Platz  
Vorne wartet´s Hinten, es spielt nur Maus und Katz´
Warum verlässt es, wird zum Kinde
Und dann geliebt, ruft es sofort: verschwinde
Wird wieder alt aus jung heraus
Und was geschenkt war
Raubt sich vom Beschenkten aus
Nicht ist´s erklärbar, das Geschehen
Man sieht nur: die Pferde, sie haben keine Zehen

Eine Pferdekutsche fährt vorbei

Ein Mann und eine Frau streiten am Gehweg; man hört das Gespräch.  

Frau:
Verstehe doch: Sie bedarf deiner nicht mehr
In Italien ist sie mit deinem besten Freunde am Meer
Überflüssig gehst Du wieder, wie jeder Welle 
Die sich wärmend an ihre gemeinsamen Füße spült
Dein Soll hast Du erfüllt, genährt, gepflegt
Und dann hat man dich sorglos niedergelegt
Gab´s je euch beide so hat man dich fortgeschmissen    
Gab es nur dich, warum glaubst dann noch an vermutliches Wissen

Mann:
Um dich steht´s doch nicht minder schlimm
Dein Mann- er im Spitale das gleich der Krim
Bei Sekt und Kaviar erzählt er edelmütig
Und alles gedenkt erkranktem Leben das so gütig
Sich eingerichtet hat nach Jahren
In denen viele körperliche Gefahren
Zu überstehen waren.

Frau:
So die große Allmacht will, dann kommt er wieder

Mann:
Ist´s nicht gerade das, was er meine, es berühre seine Glieder

Frau:
Er ist mehr als ein Moment der hier oder da mal etwas kündet

Mann:
Nun, aber was ist es das ihm einheitlich verbündet
Nicht zum Wort- doch auch nicht ohne Wort

Frau:
Eben das sucht sich ja

Der Mann schüttelt den Kopf, geht einige Schritte beiseite und stößt mit Gast zusammen.

Mann:
Verzeihen Sie den Tölpel
Bisweilen erregen Zwischenmenschlichkeiten
Stoßende Impulse
Die noch zu weit´ren Körpern leiten

Gast:
Mensch, Mensch bin auch ich
Nicht nur ein der Körper
Schaut euch mal um
Was fällt euch auf?

Mann:
Nunso, wie meinen?

Gast:
Stößt oder zieht ein Menschliches
Wer meint die Richtung in eins nur zu kennen
Offenbart eignes Verrennen

Mann:
Ei, warum so genau
So war´s doch nicht gemeint

Frau interveniert

Frau:
Seht den Bettler in der Gosse liegen
Ob ihn wohl heimatlich´ Erinnerungen wiegen
Wenn zum Schlaf er sich mühsam legt
Mit starren Knochen die ein stilles Bitten pflegt

Frau geht auf den Bettler zu

Frau:
Was ist geschehen?

Bettler:
Ich liebt´ obwohl man skeptisch mich
Für solches Ding befand
Und mit nur einem Spruche band
Mich mein Schicksal gleich so handlich
Um einen Köder der ausgeworfen war
Verzweifelten Burschen zu angeln der mit krankem Star
Zuflucht suchend, jenes teuer zahlte

Frau:
So erzählt man vieles in schönen Sprüchen
Doch alleine unterliegt man jäh
Den zauberhaft´ geschenkten Gerüchen
Und zahlt sie ab in dreifach´ Dreh
Um die eig´ne Achse
Oder sind nur Flachse

Bettler:
Ich kenn´ jemand der um sich auszubalancieren
Jemanden sucht um ihn vornehmend im Leide zu dressieren
Je ärger die Situation sich auch darstellt
Umso besser spricht jenes davon dass es sich nun erhält
Als müsst man einen Menschen erst niederreißen
Damit danach jemand and´res wird zum Besserer geheißen
Schmückend mit Glanz der aus blutigen Zügen
Geerbt ist- fern jedem Begriff von Lügen

Frau:
Wer ist´s ?

Bettler:
Niemand besonderes, zumindest wäre mir´s nicht bekannt

Frau:
Kreuz und quer gehen die Dinge bisweilen
Vorschnell sollte Gesagtes nicht alleine voreilen
Eine Bekannte meint sie sei zum Mond gereist
Und in einer schwarzen Schachtel verstaute man was an ihr irdend heißt
Verschwunden schien sie- kaum erkennbar ihr Wesen
Man konnte nur noch Spuren im Staube lesen
Und was geschah das geschah
Doch kein Grund gibt´s zu sagen es wäre klar  
Gleichwohl, kurzum: mitten in nächtlichem Schein
Kam unerwartet die Sonne ebenso rein
Es brannte ein Loch in die Nacht, der Himmel erglühte
Niederprasselnd, laß Zerbrochenes auf eine einstige Güte

Bettler:
Einfach scheint im Licht des Mondes
Das Leben, hat man´s erst einmal zur Einrichtung gebracht
Nach vielen Jahren in der Sonnenglut
Aber auch die Kühlung wird bezahlt
Wenn irgendwann die Hitze wieder auf den Körper strahlt
Dann heißt es wohl gewappnet sein
Ansonsten bleibt man ganz allein

Frau:
Welch´ Speise die der Mondmann nicht sein Eigen nennt
Tischt man vermutlich reichlich auf
Dem Sonnenkönig wohl zu Hauf
Auf das er lichtern brennt

Bettler:
Verwertbar ist alles und dieses bedingt jenes
Unaufhaltsam rollt´s zu dem was zehn is´
Oder sein soll nach maßlicher Kraft
Dem Plasma, dem Eifer, dem Feuersaft

Frau:
Ja so kann man zuweilen ja selber seh´n
Sonne verborgen hinter gedunkelten Mondgerüchten
Als würden sie bisweilen ineinander flüchten
Und umgekehrt tut´s auch noch steh´n

Bettler:
Wir sprechen nicht von der Welt als Fehler
Die Gestirne sind allzu große Steine
Sprächen sie auch Lügen
So hätten sie lange Beine

Frau:
Bei solchen Strecken braucht man die ...?

Bettler:
Brauchen oder Innehaben
Sie ziehen auf Bahnen wie

Frau:
Angelnd sieht man auf der Sichel manchmal
Ein Kind umgeben von Jadestrahl
Schläft man darunter gemütlich ein
Ist es im Felde mit and´ren und nicht mehr allein

Bettler:
So kommt die Zeit des Herbstes bald
Zwischen Tagen lang und den langen Nächten
Ist´s eine Zeit zum Kränze flechten
In Ernte für die Saat zum Brot- Erhalt

Frau:
Nahrung kannst du gebrauchen
So findet sich diese Münze hier
Nun in deiner Mütze Stauchen
Und beizeiten: Gedenke mir!

 

Gast:
So mancher zog im Augenblick
Schon vielversprechendre Karte
Und fand sogleich dann auch ein Strick
Um seine eig´ne Schwarte

Mann:
Schweig! Zu weit scheint es getrieben
Dein Sinn verpufft in einem Loch
Nichts kann man so noch lieben
Als einen Wurm der aus sich selber kroch

Mann zeigt dem Gast gegenüber eine ohrfeigende Gebärde an

Frau:
So willst du es vergelten
Bedenk: Gewalt und Unsinn binden selten
Ein Päckchen das gern angenommen
Erheiternd hellt die Welt im Geschenktbekommen

Mann:
Heiter ist das Wetter
Meine Stimmung nun nicht länger
Es ist als wacht man morgens auf
Unterm Strahl von kalten Wassers Lauf
Der ein Sämtliches an Leben
In kühlem Flusse temperiert
Und im monotonen Plätschern
Des Körpers Wärme noch entzieht
Nur um selbst unmerklich aufgewärmt
Fort auf winterlichen Straßen
In Schächten wirbelnd zu verschwinden
Nicht einmal mehr im Wissen
Gerad´ den Menschen selbst
Hinfortgeschwemmt zu haben.

Gast:
Wärst Du je wie ich
In einer Gosse aufgezogen
Verstündest Du vielleicht den Bogen
Den man doch lieber um solch´ Wirbel geht
Um dort zu bleiben wo man steht

Bettler:
Und auch: ach wo, wo denkt ihr hin
Nicht jeder kann´s sich leisten
Zu gewünschter Stunde sich
Zuzudecken mit dem Meisten
Und hat man ohnehin nicht mehr als Schuld
Dann wählt man wiegend zwischen Huld
Und aufbegehrender Geduld
Sodann, gewittergleich im Reigen
Macht man´s Wetter sich zu eigen.

Frau:
Ein schöner Spruch, wie passt es besser
Als wie gesagt vom alten Bettelgreis
In unser´n Dreipersonenkreis
Macht er uns das Pi.

Bettler:
Ach, wie
Nichts mach ich und nicht bin ich für euch da
Ihr seht euch selbst in Gänze nur unklar
Denkt der Alte könnte schlichten
Verbrochenes von den dummen Wichten
Kaum überließ man´s Hungernden in dieser Stadt
Doch fortwährend frisst man sich noch satt
An einer Totgeburt
Ja genau das bin ich
Allein in´s Leichentuch gewickelt
So versucht der Tod gleich noch zu leben

Mann:
Ein Verrückter

Bettler:
Vielleicht war ich´s, doch geht´s immer noch weiter

Frau:
Lasst ihn; wir gehen.

Bettler:
(zu sich nuschelnd)
Es hilft kein Trauern, kein Verbiegen
Dort wo sich ließe nichts mehr wiegen

 

4.

Stadtschreier:
Ein Brutkasten ist jener der sah zwei Sonnen
Angepriesen ward´ ihm etwas und auch zerronnen  
Dass er- nicht wissend- Austrug gegen rauen Wind
Irgendwas machte ihn dabei doch rücklings ein Kind
Und so bald schlüpfend verließ ihm zugleich der Kern
Was oder wer war er anderes als ein Stern
Sie sprechen von Mord, von Verlassen und Trennen
Von Frühgeburten und uferlosen Illusionen nachrennen  
Man sagte auch es überlagerten sich zwei Weiten
Für ihn war´s nur immer das Eine beschreiten
Vielleicht and´re Tönen, and´re Worten dazu
Was weiß er- oder sie, wer gebiert den das Du
Verworfen sagen die Einen
Neu geboren meinen And´re
Gewonnen so und verloren fort
In jedem Fall: Leer scheint´s hier und dort
Brutkasten, Brücke oder gespaltener Gletscher
Ein Kriegsfeld für Schuld und Sühne
Nur das ist die Bühne
Ein dünner Steg scheint so beiderseits gelassen
Darum eine drehende Scheibe zum Fassen
Ein Clown, ein Verlierer und ein edler Ritter
Seine Geschichte ist mehr als zart und bitter
Offen und ausgeweidet dieser Mensch aus Glas
Kein Herz und wenn dann bricht man´s scheinbar nur aus Spaß
Ein Leben zu leben um selbst keins zu haben
Pah! So nehmt die Worte- solche sinnlosen Gaben
Alle sehen sich auf der Bühne wieder
Schlafen niemals und wozu überhaupt noch: Augenlieder?

Eine Schaar von Leuten:
So soll´n sie endlich vergleichen
Zu unserm Wohl sich auch zusamm´ bemessen

Einer der Leute:
Wen denn meint ihr, wen ruft ihr an?
Etwa den Himmel der sich selbst zerspann
Das große Loch, der schwarze Teppich
Der einsaugt jedes Wort und Sein
Als hätte leere Ursache, Anspruch auf Wirkung allein
Die Welt als einstmaligen Klumpen denkt
Allein ist jener auf dem Planeten und lenkt
Sich selbst inmitten seiner Zeit
Und zuweilen begibt sich der Lahme
Schauend ob das Ding im Name
Wieder gefunden ist mitsamt dem Wesen
Oder ob Chaos versucht noch Fährten zu lesen
Und dann spricht der Letze lahm
Nun bin ich auch noch zahm
So tot wie das Gerippe, das Gewand
Das im Pesthauch mich benutzt zum körperlichen Stand
Blind für Farben, einfach ist die Welt
Eingerichtet in dem was alleine nur gefällt
Natürlich fragt ihr wohin es entschwand
In welche Welt wohl zog das Land
Hier steht einer der alt an Jahren
Vielleicht noch was zu sagen hat zum Verfahren


  
Ein Alter:
Gesehen hab ich einst die Stadt in ander´n Farben
Geteilt sind nun die Viertel und man kennt sich kaum
Doch es trug sich zu, so hört ´ich selbst nur sagen
Ein sehr sonderlich´s betragen
In früh wirrer Zeit berief man sich auf seine Mütter
Und eben dadurch schwanden sie
Bizarr und paradox
So hörte man die Lieder
Als Zungen spaltend pfiffen
Als nutzen Dinge einen Knochenhebel
Ein Mensch benutzt zum Bruch
Wieviel darf man nur sagen
Wieviel kann man ertragen
Verloren, ohne Halt und abgesägt
Nachdem jemand, jemanden ausbezahlte
Sehr wohl erhielt das Viertel auch etwas  
Doch einspurig führten Pilger dort bewegend aufeinander
Ohne noch ans Ziel zu kommen
So der Kern der Stadt, die Altstadt 
Wie alt ist er nun
Hat er sich denn nicht hundertfach
Von allen Seiten schon erneuert
Wer zahlt die Toten und die Leben
Die ihre Klingen oft schon kreuzten
Wie vergisst sich dann schlussendlich
Die Stadt in einer Stadt auf Erden
Viele Tage erlebte diese Stadt
Man sah den Mond, blutrot
So an manchen Tagen die See bestimmen
 

Ein Mann:
Der Schwächling, doch letztlich selbst nicht fähig
Das, was er suchte zu vollenden
Schon lange scharren um ihn doch jene sich  
Die wartend seinem Falle harren
Wägend wie wertvoll er sei
Zu schwach um mit der Liebe die Liebe zu meistern
Ein auf Kollision befindlicher Dummkopf
Gekrochen als Eines aus dem Uterus
Um in Stücken für immer darin zu verschwinden
Oder ist es etwa nicht so, dann lasst hören
 
Ein Jüngling:

Was redest Du von großen Dingen
Was weißt Du schon, was macht es besser
Kannst Du, wenn schon nicht für ihn
Die Dinge nicht mit Fassung tragen
Mit solcher die die Stadt umhält
Die auch im Falle noch unsagbar hält

 

Ein Mann:
Warum, man sieht´s doch klar
Was war, das war Gefahr
Zum Sterben, sang man, so war er geboren
Sprach man auch von Wahl
So war das Wort nur im Begriffe auserkoren
Denn kein Wort bedeutet etwas ohne Liebe

 

Ein Alter:
Behalt den süßen Saft in deinem Munde
Noch immer benetzt das Blut doch eine Wunde
Die eben daraus rausgeschlagen war
Das man solch Liebe nicht vollendend sah

 

Ein Schrei

 

Eine Frau:
(zuvor geschrien)
Zankende Hähne, so seid ihr
Von wem wird hier denn schon gesprochen
Ist´s Leben oder kommt´s aus den Grüften angekrochen

Jüngling:
Ausnahmslos alle, so wie sie nun auch profitieren
Man schiebt es hierhin und unterm Mantel tut´s doch auch zier´n  
Zum Scheidungskind machte man mich
Sowohl zum Betroffenen als auch zum Grund
Eine Seite verdoppelte erst die Personen 
Und sprach sich durch die Stimme dann los
Gleich von ihr selbst und von was doch auch zum Sprechen bringt
Aufgetürmt nannte man es nun eine Feste
Als wär´s der ganze Mond selbst
Doch sieht man auch ihn nur als Scheibe
Mindestens die Hälfte bleibt immer verdeckt
Blutig nun stehen Lügensprüche an den Wänden
Ihr Schatten ist Körperinnen ins Fleisch gemacht
All jener die einstmals die Behausung teilten
Und nicht früh genug zu Gehen wussten


 

Gast:
Ein Graus dieser Bau, diese Szenerie
Solch´ Tod und Verwüstung sah man doch noch nie
Zweimal zwei Mauern umstellen den Kern
Licht und Schatten werfen abwechselnd sich drauf nieder vom Stern
Der als Sonne im Firmament sich zur Schau begibt
Erinnernd gedenk ich des Mauerstücks
Das jung und klein begann
Man nahm Stein von hier, von da und so fort
Wie ein Spiegelbild so rein und sanft baute es der Ort
Doch dann- wer kennt schon die Erde
Brach durch den Wall die Flut
Vermengend Wasser mit Blut
Eine Kirche schoss aus dem Erdengrund hervor
Und die Glocken klingen seitdem zu ewiger Totenstunde zum Chor
Das Seile gezogen aus dem Untergrund
Und einige laufen darüber als Teil von anderem Gebund
Ihnen, der Zutritt versagt zum Speisesaal
In dem des Nachts das Gelächter schallt
Schaut man hinein in das ewige Loch
Durch das man vielleicht einstmals selber kroch
So bleibt nichts übrig von einstigen Träumen
Denn sie waren es die jenes bereits machten
Was bleibt vom Untergrund voller Schätze
Wenn der Schacht niemals endet
Und niemand zugegen ist der es erhalten kann

 

Städler 1:
Ewig schon sucht und fragt man danach
Wer sprach die ersten Worte
Wer nahm daraus wie die Zweiten
Welchen Zweck hatte es hier und welchen nun da
Einmal Spirituell, einmal gar logisch
Was einst fest fertigt, ist später nicht mal Staub
Eine Stadt die davon auch lebt
Das man dort hingeht wo man gerade nicht ist

Gast:
Da wo das wahrste Wort betrügt
Der Irrsinn tief vom Sinne lügt
Halbscheibend gänzlich doch der Mond nur strahlt
Der um Himmels Willen nie umfänglich ausgemalt
Je als runde Nuss zu knacken ist
Erinnernd man doch irgendwo auch immer was vergisst
Einst griff man nur dem Wesen nach zu nächtlichem Gestirn
Doch nun die Stadt, sie rollt und rollt den Zwirn

 

Städler 2:
Sich kleidend so in Tradition von Träumen
Die selbst schon längst erwacht in weit´ren Räumen
Sich schwer und müde von dem Bette schleppen
Sanft und sittsam- wacht doch auch auf ihr Kadetten
So such´ die dauernd kenntlichen Helfer
Nicht nur Händler die Stoff und Farbe tauschen
Man sagt die Sonne hät´ Bestand für Tage
Doch was geschieht wenn flüssig Wasser sie umgibt
Allein so wächst sie nur noch dicker, runder
Liegt trocken auf dem Meeresgrund
Oder scheint verschwunden noch in endlos´ Bläulichkeit
Was geschieht wenn eine Stadt voll Menschen
Glaubend an das Fügende nun sieht
Wie in den Bauch des Werdens es zurückkehrt

 

Gast:
Wo die eine Seite nun erneuert wird geboren
Da eine Andre sich dem Tode schenkt
Ein Kampf in den ringwallenden Mauerkreisen
Niemand bleibt- nicht einmal die Weisen

 

Städler 3:
Aber eben denen schenkt man doch vertrauen
Worauf sonst ließe sich denn bauen
Wenn nicht auf beständigst´ Überliefertes


Gast:
Die Alten bauten einstmals ihre Steine
Doch Nachkommen haben sehr wohl ihre eign´nen Beine
Auf den sie doch zum Stande kommen müssen
Sonst verharren sie im Staub der an den Flüßen
Des ausgewaschenen Blutes alter Zeit
Ungeschehen liegt, zu nichts weiterem bereit
So wärn die Alte hier für diese Stadt ein Fundament
Nicht nur Dach und nicht zum Thronenenden darauf
Kopflastig schwer hat gar schon manches sich
Sich stürzend in sich selbst vergraben
 

 

Städler 4:
Und dieser Bau dort drüben
Wieviel wohl kann man um ihn stellen
Ohne dass man sich des Ursprungs fragt
Und wieviel wohl so kann man lassen
Ohne dass man still in Stand verharrt
In Zeiten wo der Zug, der Handel blüht
Fragt kaum jemand nach dem Gestüt
Das eingespannt in Risiko und Chancen
Nur schreibt und schreibt die weiteren Annoncen
Doch eine Kraft die baut, sie wartet
Zugleich auch achternseitig auf Einholendes
Und wer dies trägt, der zahlt unmeidbar
Denn wir, die Stadt, wir leben von dem Fügenden
So ist´s gewiss die Pflicht
Jenen zu beschweren
Der auserkoren war, so sagt man
Und als hät´ der Himmel selbst
Als Größter sich betätigt
Und abgeschnitten einen eig´nen Kopf
Um im Sturme dann zu holen
Was auf Erden lag in Tempeln

 

Gast:
So bleibt´s in derlei Sachen stets dabei
Man verpflichtet Menschen nun zu mancherlei  
Und viele Täter aus dem Dunkel bleiben gänzlich frei
Und unerkannt bis der Verpflichtete bezahlt hat ihr Verzeih´ Alles schaut für sich zum nicht ganz passenden
Wer nun sieht den klaffenden Spalt
Der´s relativ so weit entfernt und frostig kalt
Durch endlos Höhe, unsagbar Tiefe teilt

Städler 5:
Man sagt das jenes Ehepaar
Getrennt sich habe in Verwirrung
Als weiterer Erbau der Stadt
Lag ausgerollt in Plänen da
Nicht war es zu erkennen
So sagten sie und ließen brennen
Was lebend, kindlich um die Anerkennung bat
Von Härte durchzogen
Verwirrend durchquert
In Zwiespalt verborgen
Sattelte sich ein altes Pferd
Das Fohlen war zuvor

Städler 6:
Doch nun was nun?

Städler 7:
Zu einem passenden Punkt ist es zu bringen
Nicht ist es Aufgabe ewig tief zu dringen
Weil davon kaum im Licht geschaffen wird
Und das Erdenleben oft beirrt  

Städler 8:
Was ist nun der passende Punkt von dem du sprichst
So lang schon liegen schwer und müde uns´re Leiber  
Schlafend ohne Träume in unseren Betten
Fragend was wir wohlmöglich hatten und was wir hätten
Wann schmilzt des Königs Stimme wieder
Zusamm´ aus Brüllen und aus Wimmern
Und weiß und sagt sowohl was in dem Land
Das Richtige wär´ zu einem Bestand
Bisher da reiten doch vornehmlich in der Nacht
Die Pferde aus dem Schloß
Um irgendwo- wir wissen nicht
Noch weiteres zu suchen

Städler 9:
Wenn wir das Wort im Sinne
Der Ganzheit unsrer Stadt
Nun zu verstehen vermögen
Wird auch ein König verstanden haben

Stimme aus den hinteren Reihen:
Was war´s das tief im Erdreich unter dieser Stadt
Ein Herz ausgrub als es nur Liebe sehnte
Verdeckt von jeglichem und skrupellos
Um sich selbst dann aufzurichten
Geweiht in reinlichen Gewändern
Mit dem sich unterirdisch Wein zu Wasser machte
Um Oberirdisch dann erneut zu panschen
Und bei Glockenschlägen sittsam auszuschenken
Was ergaunert ist durch Raubes Mantel
So steht in schwarzen Mantel, weißfleischig etwas da
Das kennt die ganze Stadt

Gast:
War´s so, oh hilf
Ist´s nicht ketzerische Lüge

Stimme aus den vorderen Reihen:
Nun wie? Die Zeit ist nicht so reversibel
Das Blut das floss es floss
Doch bleibt Dir noch ein einzig wilder Tross
Um aufzunehmen deinen letzten Kampf
Der deine Freunde von den Feinden sondert
Ob du es nun verstehst oder auch nicht
Das Wort und Zeichen an das du glaubst
Ist viel mehr als was du wissen kannst
Legt das Gewicht sich darin fest
Ergibt sich manches und der Rest

Stimme aus den mittleren Reihen:
Ein letztes noch: bedenk so war´s schon immer
Das Ringen um den Ton, den Thron
Die Waffen nur, sie werden schärfer
Mit jedem Schlag und jeder Duldung
Kaum lässt sich sagen was nun wo begann
Was Sühne und was Rache war
Was Duldung und was voreilig
Vielleicht zu früh ausnutzend etwas nahm
Das schmerzlich ward zu lang vermisst
Oder abscheidend was in Schmerz verließ
Weil man es nicht mehr halten konnt´
Jeder hat ein Argument
Und niemand kann in Gänze nichtig sich
Nennen wenn man´s nun bedarf
Was du auch tust im Folgenden
Welch´ Seite du auch Zuspruch schenkst
Bleib in alledem doch bloß nur nicht allein
Denn dann wartet weder Höll´ noch Himmel
Und weder Freud noch Leid

Dann bist du nie geboren
Und wirst wohl auch nicht sterben

Gast:
Nun dann will ich auf

Zur Linken:
Wohin? Zu jener die den Schmuck verwahrt
Und die Stadt in Gold und Gloria aufbahrt

Zur Rechten:
Oder zu ihrem Mann der dich in´s Döschen steckt
Weil seine Kraft sich unsichtbar und weit erstreckt

Zur Linken:
Dem sie doch jeden deiner Briefe überreicht
Und dem alles nur eine Herze nicht erweicht

Gast:
Dann ist es also ausgemacht
Dort dürfen wir nicht bleiben
Weil ein böser Bekannter das Städchen nur auslacht
Das bis aufs Grundfest er, und doch auch sie, zerreiben
Mit dem Ziel ein Herz zu brechen
Das einst doch tat nur für sie sprechen
Und am andern Ende bin ich bereits tot im Staube
Während des Nachts im Stadtlokal die Traube
Zu feiern beginnt mit all der blut´gen Raube

 

Will gehen - wird aufgehalten vom Treiben auf dem Markt

 

Krämer:
Wo willst Du hin in dieser Ausweglosigkeit
Was ist der Spruch der uns befreit

Gast:
Noch weiter als jemals ein Fuß
Muss gehen ich allein
Erspare jeden jemals ausgesproch´nen Gruß
Denn ich muss durch Flüsse aus dem Wiedersein
Und Schatten werden nach mir suchen  
Und locken wird´s mir überall
An allen Ufern anzulegen wird´s mir rufen
Und wende ich mich ab von da
Dann kommt ganz schnell und nah
Ein andrer Freund gelaufen
Um lädt mich ein im Städchen ander´m Ufer einzukaufen
Was selbst er dann versilbern tut
Wenn wir mich schlafen lege unterm Hut
Sag, Du da drüben wissend lächelnd
Was ist dein letzter Rat
Bevor hinaus ich geh
Aus Land, aus Heim, aus Staat

Frau (unter Mantel verborgen):
Allein bist Du und bleibst es eine Weil`
Und spricht man Dir in ganz gejagter Eil`
Gleich heldenhaft und wie du auserwählt wohl seist
Dann überdeckt es nur Verlassen- sein
Niemand mehr gibt es wirklich noch für dich  
Der schert um deines Lebens Seele sich
Schon einmal hat jemand den Weg erwählt
Und sah entschwinden seinen Geist
Damit er lebt nun außer Haus
In dunklen Wäldern und bei nächtlichst Graus
Kommt er bisweilen angeflogen
Und treibt den kalten Silberhauch
Ins Mark des ewig suchend leeren Bauch

 

Gast:
Angst machen deine Worte mir
Sofort fühl ich ´nen Schauer
Und wüßt´ ich´s nicht genauer
Würd´ ich wohl denken es macht selbst noch die Toten sauer

 

Frau (unter Mantel verborgen):
Sieh wie du´s sehen willst
Es ändert nichts am Lauf der Dinge
Schon mancher hat aus jenem Reich
Hilfe ausgewickelt mit passablen Streich

 

Gast:
Nur mit den Besten Willen will
Ich gehen nun zum Fluß hinab
Um…

Frau (unter Mantel verborgen):
Papperlapapp!
Der Beste Willen wird dich killen
Wie einst jemand dasselbe wollt
In bester Absicht reifte sein Geschenk
Doch statt ´s Geschenk zu nehmen entrieß man beste Absicht
Und durch die offen klaffend Leibeszüge
Die mit jenem Ding sich fest verwachsend banden
Das entwurzelt und entrissen nun
Den Körper zu Schweizer Käse machten
Sprach er pfeifend noch bis tief um Mitternacht
Zur Stunde wenn die Geister lachen
Das er das Beste hat gewollt
Das ihm die Wurzel seiner Liebe
Die Wurzel doch tatsächlich selbst ausriss
Die Stadt zeigt vorn das Schöne
Und hat getauscht mit jenem seine Kleider
Der hinten hoch das Beile hält
Je mehr man liebend sich dem Leben gibt
Nun lösche lieber aus
Was ausgelöscht schon ist 

Gast:
Und wie…

Frau (unter Mantel verborgen):
Erheb´ dich über was du bist
Auf eine könnend Weise
Bleibst Du im Gestern
Nun, dann glimt vielleicht für dich ein Stern
Doch willst Du das die Stadt im Leben
Liegt dann such´ nicht allzu fern
Soll das Beste nun gewesen sein
Zurückweisung des Herzen zu erfahr´n
Dann hat es bereits aufgehört
In dir für uns zu schlagen
Und bleibst Du hinter dir zurück
Gebrochen und besiegt
Dann wähle lieber demütig
Und mache daraus etwas gütig
Geweiht uns allen eine Stätte

Gast:
Wie, wohin…

Frau (unter Mantel verborgen):
Fragen über Fragen
Wieviel vom Schmerz soll man nun tragen
Wieviel davon in Wut und Trieb verwandeln
Wieviel denn gegenstrebend schleusen
Wieviel für neues Leben investieren
Und gefahrvoll nun dazwischen wandeln
Ums Leben neu und kenntlich auszuweisen  
Alles hat ein Preis

Krämer:
Ich misch mich ein, ganz kurzerhand
Ob mit oder ob nun ohne mein Verstand
Sprech´: was die Welt schon hat, das braucht sie nicht
Hast nicht den Handel du gelernt
Aus Nachfrage und Angebot
Strebt es dich dorthin wo man dich nicht ganz haben wollt´
Und kannst nur schwerlich bleiben wo zu bleiben es für dich nicht gänzlich seien sollt´
Nun dann reih dich ein und vergeß den schwarzen Kötter
Der von Dir frisst als endlos, nimmersatter Schwerenöter
Er will was Du hast um wie du zu sein
An zwei Kugeln ist Knochen eingespannt und auch deswegen bist´ nicht ganz allein

Gast:
Irrsinn ist´s – nicht mehr!
Ihr sprecht nur nachträglich
Geschichten von Gebilden die so nichts für mich
An Wahrheit je bedeuten können
Was einst die Stadt trug ist nicht mehr
Warum sollt man es geben an ein Lügenmeer
Das aus Gedanken stützend sich aufspielt
Um durch Gewalt ganz schwer
Ein Fundament zu gießen
Es sind nur Reste meines Gestern
Das sich zusammenzusetzen sucht
Verwechselnd ist es blind mir nahe Wahrheit
Ein hohler Fluch der halbseitig verfolgt
Nun tretet ab, bevor…

 

Gast geht forsch voran

 

Stimme aus dem Gewirr:
Der Lebende gibt ab als sei er im Behalten tot
Der Tote der behält, der lebt

 

Gast:
Weise Worte und so weiter
Wohin ist all die Tätigkeit
Die diese Stadt einst ließ gedeihen
Ist´s nicht ummantelt unter schweren Röcken
Als hätte eine Seidenspinne
Sich einen Turm in alledem gebaut
Und schaut nun durch die Augen monochrom
Und spiegelnd nur zurück
Was soll so schon geschehen
Wenn gar abblitzend jedes Flehen
Zurück als Echo kommt das ungesehen
Ohne Ursprung doch mit Wirkung ist  
Man meint die Menschen nun zu kennen
Auf Bergen sitzend fern vom Leben
Das ist hier Leben heutzutage
Und das ich´s auszusprechen wage
Füllt doch nur vorläufig als hohle Klage
Euch die Gossenköpfe
In denen nichts bleibt von einer fortlaufenden Schöpfe



Einst hört´ ich sagen das man Wahrheit spricht
Nur wenn der Angesproch´ne dran glaubt
Doch wer mag dem Verbindenden schon glauben schenken
Wenn der unumgehbar stets begangene Steg
Im Innern drunter leidet
Der, ob reich beschenkt, ob wund´ verarmt
Versucht ein Eigenes zu halten
Das, ob Wahrheit oder nicht
Vom anderen in Freud´ und Leid´ begangen ist
Wenn Bindung die doch nie erprobt
Unmittelbar das Leben wird 
Je mehr unfassbar hier wie dort getrennt geschieht
So weiter klafft die Spalte
Blind laufen sie die Brücken ab

Gast geht weiter durch Tummult.

 

Stimme aus dem Gewirr:
Im Keime erstickt der Keim sich selbst
Geht´s dort grad´ mal hinaus
Kommt´s dort auch schon hinein
Wer spricht hier überhaupt noch von sein
Der Versuch jedweden Stein zu heben
Wird vom Gewicht, von mangelnd Nahrung gleich vereitelt
Und ist´s doch mal gelung´n
Wird sofort ein Monument geseh´n
Der Blick ist gleich schon Blindheit
Das Wort erschafft mehr Ding als Ding ein Wort
Geh´ fort und heb´ ein Nichts nun wieder auf
Das einschlich sich auf Pfaden
Mit ganz anderen Papieren
Und Mänteln die unscheinbar sich tragen
Sieht jenes doch jeder
Einsteigend in die Mutter der Stadt
Nährend wird´s doch niemals satt
Will alles mit Nichtsgleichem sagen
Eingelassen und gefüttert inmitten der Mauern
Bleibt´s so auch der Felder Plagen
Ruft und liegt bei Saat wie Ernte
Stockt mit antreibenden Peitschenhiebe
Öffnet derweil noch die Tore für neureiche Diebe

 

 

Gast rennt durch tobende Massen die sich nun teilen und auf ihn schauen.

 

Gast:
Fort und weiche fort: elendiger Schatten
Wir sind nicht Eins  
Nichts Eignes, nicht meins
Ich kehre wieder wenn
Menschen sich um mich rotten
Und nicht Gedanken, Gedanken trotten
Und wäre noch dem Jenem zugefügt sein  
Laufend, rennend wird´s erprobt
Damit das Licht ermöglichend Kulturen schafft
Die im Glanz des Tages sich erfreuen
Und dies nicht von ihm nehm´
Auf nun gehe ich zu jenem
Der einst gedachte eine Lind´rung liebend aufzufinden
Und dabei doch auch erst in ein Verließ ließ

 

Chor der Stadt:
Nie wird der eine ganz und gar verstehen
Zumindest nicht wenn er darüber wird
Denn auf zwei Spuren reisen wollen
Kostet auch das Menschen- Sehen
Spricht man auch buchstäblich von dem Gleichen
Keine Erkenntnis wird dem Leben je gereichen
All jene, die nun jagend noch zu sichern suchen
Ein Stück vom einstigen Geburtstagskuchen
Der einem Leichnam Gleichem auf dem Bette steht
Versuchen einerseits auch nur zu sprechen
Mit Gebärden die im Kerne schnell zerbrechen
Einer jagend, einer flüchtend
So sehen wir es dieser Tage oft im Winde
Am Platz wo gewölbter Jungbrunnen reinlich hütend
Um eine schnell gebaute Stadt steht
Und ein Glauben tief verwurzelnd
Zweisam Seiten blind zu knüpfen sucht
Der Preis ist hoch um neu zu machen
Was einst gemacht man nannte

 

Bildhauer:
(Arbeit, Werkzeug und Menschen schauend)
Doch jenes unscheinbare Wesen
Das nie verschwunden immer dauert
Lass nicht dich dazu verdingen
Allzu groß Gewicht auf dich zu laden
Und allzu viel zu wollen an den Gestaden
Die Hand die reicht, sie bleibt solang´ gestreckt
Wie Hände sich auf Erden noch bewegen
Und niemand nimmt sie fort
Leicht spricht man von der Sache
Viel schneller noch ist man gleich schon im Fache
Aus dem mit Not und Müh der Ausweg fragt
Ob jener nun den Ausgang schon gesehn´
Und jede Frage legt erneut sich ab
Weil sie auf Antwort wartend haart
Zum Bande knüpft es sich so abgeschieden
Bis ein Finder sich gefunden hat
Der schmückend es verwenden kann
Legt man´s zurück so gibt es Gründe
Und erneut fasst man danach was darin stünde
Wenn zwei Wahrheiten ein richtig und ein falsch besuchen
Und der Teufel schon gar lange eingeladen ist
Als Gast der gerne tüchtig isst
Sich rausnimmt was er vor die Nase kriegt
Und händereibend freuend findet wenn es mal erliegt

Chor der Stadt:
So finde nun den Fluch
Der diese Stadt verzehrend griff
Und fester als die Mauern
Die sie umstell´n verschliff
Ersuchend langsam, gewund´nen Zweig
Aus Ahnen und- baldnächstem Teig
Was steigt hinein in die Gesellen
Welch´ Werke macht sich in ihrem Kopf
Und steigt so schleichend langsam
Hinauf an Mutters Zopf
Bis angelangt in Stellungen der Hohen
Ämter es zu sprechen Möglichkeit erhält
Und soviel das noch zu sagen
Durch Arglist in die dunkle Ecke stellt
Die Worte abmisst, rechnend macht
Als wär´ das Herz nur Loch und Schacht
Und bisweilen auch mit fordernd Macht
Aus tiefem Schlaf erwacht

Kinderstimme:
Wer versteht schon all die Anverwandten
Die oft sich schon im Leben lösen
Um doch wieder auf der Schwelle bald zu steh´n
Den Einlass bittend, stehlend, nehmend
Mit Zügen die schon altbekannt
Und ganz geändertem Benehmen
Erst abgewandt und jäh
Dann seitlich senkend und ganz traurig
Allzu massive bebend Spaltungen
Sind was wir hier beklagen
Aus denen Doppelköpfe noch
Glänzend, schimmernd Wort sprechen
Aus denen vielleicht doch was entspringt
Und in denen für und wider miteinander ringt
Ist es zum Besten oder nicht
Allzu wachend erkennt die hellste Stadt kein Licht
Drum liegen wir am liebsten
In Wiegen die von einer Hand gewogen
Gleichmäßig im Verlauf der Zeit
Die Beste aller Gutenacht- Geschichten kennen
Das Ende niemals wachend kennen
Weil vorher wir schon ganz säuselnd pennen
Wer erklärt uns schon die Regeln
Die´s gibt- doch nur auf eine Weise
Die irgendwo liegt zwischen dem Laut und dem Leise
Von Gähnen, Strecken, aus dem Bette steigen
Schnarchen, Quietschen und dem heit´ren Reigen
Wie sollen wir zusammenwachsen
Wenn das was g´rade warm war schnell schon eiskalt wird

Chor der Stadt:
Als wir bauten glaubten wir daran zusamm´ zu sein
Doch liegt es erst in Trümmern
Deutet sich man wäre immer schon allein
So nimmt ein jeder die Verantwortung
Und spricht den Einsamen noch darin schuldig
Wenn Zusammenhalt und seine Worte schwinden
Ruft das Echo lange: Einsamkeit
Am Scheitelpunkte liegt erneut die Kraft
Doch bis dahin da kostet es ´ne Menge Saft
Dann braucht es Hoffnung wieder und die Freunde
Bis dahin bleibend wir betend während wir den Kot
In un´sren eignen Betten liegend wälzen  
Und Lügen den Vertrautesten erzählen
Weil schwarzer auch gerade uns zu gerne weißlich trägt
Was auch gab sich als ein frei und weich erdacht´ Geschenk
Wurd´ zu Ketten hart geschmiedet
So sagt es einerseits
Auch der noch bebend liebende Leib
Blind im Angesicht von nur gedacht´ Erwachten
Doch Beides findet sich beizeiten
So auf nun und laß dich von unsren Worten
Nicht mehr länger leiten
Wir wissen du zahlst den Preis gewisslich ja ein weit´res Mal
Du wirst es tun- doch nicht
Für das was dir sagt du hättest eine- oder keine Wahl

 

Gast verlässt die Stadt

 

Ein Junge (nachsehend):

Da reist er hin im Käfig
Aus Elfenbein und Gold
Eingesperrt von altbekannten Knochen
Und ständig schaut man fragend ihn
Nach Befindlichkeit und Geist
Es ist weil niemand wirklich sich
Zu kümmern findend macht  
Und wer es sagt der kann es nicht
Weil er die Hand in eine Wunde steckt
Die man jenem selbst einstweilen stach
Freiheit schenkend
Nur um sie auf´s ärgste dann zu nehmen
Um aus den tiefen seiner Kinderjahre
Verfügend daran anzuknüpfen
Oh weh´, oh weh´
Doch hat er es gewollt- so muss man sagen
Wenn es weiter gehen sollt´ mit seinem Wagen
Vergesst den Streit der Seiten nun
Gebrochen´e Achse ist erhebend nun zu tun


 

 

Gast:


So sehn´ sie mich nun abermals vielleicht
Im dazwischen tilgend schwinden
Es sei denn- nun ich finde einen Strauch
Der Dornen trägt und mich in Spuren blutig malt
Oder der auch stämmig wurzelt
Um fest zu bleiben in den Stürmen
Das eigentliche Übel bleibt der Spalt
Der wuchs und wuchs zu lange bald
Ein Steg der nicht genannt
Und dessen Grund gehört gebannt
Warum nur läuft man an den Wassern
Die mit Tod und Schwindsucht fließen
Nur um ohne einen einz´gen Tropfen
Vom Lebens wieder aufzutauchen
Um dann Bilder des Vergehens
Kaum mehr aus dem Sinn zu halten

Einst beschwerte sich die Stadt
Über ausgleichende Gewichte
Nunmehr scheint auch dies Geschichte
Und das Maul ist beiderseits so säbelnd scharf
Dass es sich nicht länger schließen mag
Um sich nicht selber zu verletzen
Es kaut die Beute nur noch wechselnd um
Doch nähren scheint man kaum sich noch
Ein Untier mag man meinen ist es
Das Herz kann sich kaum nähren
So verbringt es seine Zeit

Dahin werd´ ich nun reiten
An endlos Wassern lang
Zu suchen die Gefährten
Mit denen uns nicht bang´
Die Flüsse zu durchfahren
Mit Schiffen aus der Erde

Nachdem jegliche Grundlage eliminiert
Mit der man über Wasser zu bleiben vermochte
Oder an Land sich zu halten befähigen konnte
Packte man aus den dunklen Koffer der Fragen 
Die gerade sicher und trockene aus der Vorstellung formten
Und in den Unmöglich gemachten
Als mögliche Forderung brachten
Und dies mit konträrer Weise
War´s gemacht mit dem Herz
Kam´s zurück ohne eine Stück

Wo ich hin geh ist einfach zu sagen
Ich geh dem was brüllend sich macht wo sicher  
Oder vermummt in nächtlichen Licht sich verbirgt
Ich geh über jenes Ding, das in Jadekäfig sperrt
Um dann die Stäbe zur mehreren Feldern zu öffnen
Nachdem auf Plätzen es fest sich legte
Und mich dann schwarzsilbrig sucht
Um nicht weiter zu suchen als dort im Dunkeln

An einer Kreuzung vor den Toren der Stadt. Mann mit staubigen Umhang.

Gast: sieht den Mann, geht hin.
Ein Kenntlicher der Pfade möchtet ihr wohl sein
Sprich, gibt es einen Rat zur Reise für dies´ fragende Gebein? 

 

Mann:
Welch´ Rolle spielte schon
Verfehltes Denken und auch Handeln
Wenn allgesamte Existenz
Zum Fehl´ zu streben hat
Die tilgend nur zu tilgen sucht
Was selbst ihr anteilig so eingebracht
Warum, wieso ist schon vertan
Man empfahl dich niemand and´ren als Satan
Der schon zuvor sich nährend wusste
Von dem was and´re formten zu Brotkruste
Nun freu´n sich and´re an der Gabe
Desjenigen der nicht gewollt erschien mit seiner Habe
Und selbst das Ungewollte- roh und blutig liegend
Man trachtet es zu suchen, einnehmend wie die Fliegen
Im Versuch ein´ Makel zu verstauben
Der auf den erd´nen Straßen liegt vom lebend hohen Glauben
Dort läuft es auf verschieden ausgebauten Pfaden fort
Der Eine ist mit Zorn und blinder Wut bewachsen
Ein and´rer führt bald leblos ein in kaltes Eis
Und Weit´rer führt entlang den weiten Meeren
In die dein Blut sich ewiglich ergießt
Wenn du kein Schiff, kein Halt zu überwassern findest
Und tust Du nichts wovon ich sprach so richtig
Dann schnürt sich enger deine Brust
Bis um dein Herz ein Käfigwerke
Gewachsen ist als dein persönliches Gekerke´

Gast:
Soll vergessen und verschwenden mich
Um wieder was zu finden
Ist´s das was Ihr mit raten tut

Mann:
Geh den Weg zum Berg dort drüben

Gast:
Warum? Um mir zu sprechen vom Betrügen?

 

Mann:
Ein Vulkan scheint ihm gleich zu kom´ fürwahr

 

Gast:
Und ist die Masse erstmal hochgekocht
Mit der das Innerste vom Herz einmal befeuert
Dann bleibt die Asche und die Dürre sichtbar steh´n  
Was soll es wohl dort noch geben- mit oder ohne fleh´n

 

Mann:
Nun wenn dieses nicht ein Ort für Dich
Dann vielleicht jene Straße- genannt Pflicht

Gast:
Doch wie soll man´s erreichen
Wenn das was Pflicht macht liegt im Weichen
Gewassert um die Sonne aufgewallt
Und alles was sich dadurch mal zusammenballt
Wird dann alsbald
Wieder in Atome klein gespalten
Bis selbst Wasser und als solches reflektierend
Dem der´s suchte zur Mühle schöpfend
Uns selbst wenn man soetwas nachkommt
Macht es denn nicht nur Wolken vor die Sonne
Stets danach fragend was noch wäre in der Wonne
Von Tages Vielfalt und der Einfalt
Die aus dem Ganzen schöpft und nicht aus Einhalt
Die Dinge sind dann weniger in Farbenpracht
So kann man gleich da wählen eine wahre Nacht

 

Mann:
Also gehst Du wohl am Wasser lang
Ums Schiff das oftmals schon von Land zu Lande drang
Zu finden und zu füllen

Gast:
Gefährlich ist mir diese Reise
Ist alles hohl und transparent an Schiffes Material
Nie sah ich gläsern Schiff im Sturme wiegen
Und am nächsten, stillen Tag noch über´m Wasser liegen
Desweiteren hausen in den hies´gen Ozeanen
Giftige Gestalten, die elenden Urahnen
Die mit grünen Häuten aus der Tiefe
Stets hungrig sind und recht erst nach Scheine gieren  
Der sich aus Licht und bald schon glitzernden Strukturen
Ergibt, wenn eben jenes Segel, zum Ziel zu setzen sucht.

 

Mann:
Dann heure an auf Schonern oder Dampfern
Die weise schon das Wasser kenn´
Und frag karg nach der deinen Route
Und bezahl mit deinem Schweiß und deinem Blute

 

Gast:
Wohl würd´ ichs tun wenn ich nicht wüsste
Das der Weg nachdem man ernstlich fragt
Gerade gegensätzlichst dann erfolgt
Und außerdem hat mir ´ne Alte
Kenntlich als Wahrsagerin der Stadt    
Gedeutet ich geriet an toten Kapitän
Der seiner Mannschaft hinterließ
Als letztes einen Brief
Da meinend noch, er führe forthin weiter wohl das Schiff
Als Geisterfahrer oder so
Die letzte Weisung an die Mannschaft sei
Sein Tod in schwarz oder auch in weiß
Nun schließlich zu betrachten
Und damit einfach hinzufahren
Am Board da tobe nun ein Kampf
Die Mannschaft trage so gestreift
Die Kleidung wie im Zuchthaus
In Kreisen würden sie nur fahren
Vergessend immerfort das Land
Sie fragen hier und dort noch anzulegen
Doch man lässt sich soviel Zeit
Und fordert sie in ihren Kreisen auf
Zu wiederlegen was zuvor grundlegend sei
Solange lasset man die Mannen hungern
Bis die Erinnerung verblasst
Und der dicke Rudermann erfasst
Was zum Antrag wurd´ gebracht
Einst sagte man von ihm, er nähme
Nur was da übrigbleibt
Doch die Sucht, der Hunger und seine Gräme
Ist nun was öfter er im Fluche treibt
Rechtfertigung zum Tun, auch gut das hat er immer
Doch nur im Augenblick
Die Zeit und was geschah ist nicht nimmer
Sein erkennbares Geschick
Er sticht das Paddel in die See
Im Vor und im Zurück
Und so bestimmt sein Wechselspiel
Auf dem gestellten Kurs nunmal das Glück

 

Mann:
Kennst Du die Schemen deiner Fährte
So ist der Kurs wohl vorgeseh´n
Gezeichnet in die Sternenkarten
Nun dann, worauf willst Du noch länger warten?

 

Gast:
Sieht´s Dir auch nach warten aus
Ist es mein tragend Haus´
Strebend nah an Totgeburt
Dort liegt das Fundament, mein Gurt
Es legt sich und verfügt sich dann
Erneuernd wieder an
Und selbst diese Worte sind nicht frei gewählt
Sind nur die Wirrnis einer Zunge
Die zum Leben hat gebracht verfaulte Lunge
Man prägte Münze die sich selber fressend
Mir als ein einzig Zahlungsmittel reicht
Und frag ich nach was Anderem
So seh´ ich wie die Hand entweicht
Wer einmal in fest bindenden sich Wahrheit fand
Hat bezahlet seine Feinde mit einer Lüge  

 

Mann:
So also hier wie dort nennst nichts dein Eigen
Wenn beides nicht erkennt zusammenzusteigen
Selbst schwarz und weiß ist dir nur Schatten
Aus dem Leben das in Teilen läuft von statten
Und der Gedanke ist sein eigner Spin
Und denkt er halb nur gibt es niemals Ganzgewinn

Wer weiß schon wie lang´s so geht
Denn Vergeltung, Verletzung, Reue und Schmerz
Sind blind und schwer zu fügen
Und was wohl meinst Du spricht ihnen schnell nur neue Rügen?
Das willst vergessen- kannst es nicht
Ist ein ewig malmendes Gewicht

Gast:
Vererbt auch wird´s nicht leichter

Mann:
Wohin nur schiebt man jenes Wissen
Das unterm weichen Kissen
Allnächtlich schon die Münze lag
Mit der sie´s schließlich selbst zerrissen

Gast:
Wissen, Glauben
Kissen, Rauben
Was soll das schon
Es sind Tat und Argwohn

Mann:
Doch kannst auch du nicht leugnen
Die Städter dort sind hörig dem vorständ´gen Adel
Und flüstern die Gerüchte kichernd
Bis Zoff und Unrat eingezogen
Was schert´s sie ob es gleich gewogen
Und hat Regentschaft alsbald keine Mittel
Dann rollen Köpfe aus den eig´nen Reih´n
Verdeckend noch die eig´ne Schmach

Gast:
Ränkespiel und Bürgerschaaren

Mann:
Der König der sich selbst verleidet
Und Teile seines Lebens meidet
Steht sich selbst im Wege
Spricht vom Weg und ist doch im Gehege
Wie kann er selbst aufspalten
Und was ihn machte nichtig walten
Ist ergeben er den höher´n Mächten
Das er wagt zu graben noch in solchen Schächten?

 

Gast:
Gräme dich nicht Mann vor der Stadt
Auch du wirst wieder leben
Doch dereinst müssen wir statt
Dem weihendem Weben
Uns befleißen im Erheben und Ergeben
Denn auch-, so sprach die Wahrsagerin mir zu
Wächst der Glaube einer Zukunft in allem

 

Mann:
Wer Mensch sein will der lerne besser sich zu geben
Oder hält zurück bis er erkennt
Das nur er selbst vermindert sich sein Leben
Und kalt macht durch Stillstand
Der unbeweglich nur aus dem sich schöpft
Was gegeben scheint und sieht
Und ist der Eine Reich, so ist der And´re arm
Und wenn der Reiche meint es sei nicht kalt
Wird kälter er umso mehr
Weil er nicht sieht das blind der Mensch zu geben hat
Sojemand spricht von einem
Und vergeht sich sofort selbst daran


Gast:
Und wenn nun dem, dem man vertraut und gibt
Vorsätzlich mehr nimmt als er sollt
Und raubend sich mit allem Gut
An and´res Ufer setzen tut
Wem solle man was geben
Und überhaupt: Dann, von welchem Leben?
Ich sah schon Menschen halb versterben
Und auf die Frage wie es kam
Zum einen ist der Tod nicht klar
Denn bisweilen bin ich ja immer noch da
Zum anderen ist auch ungeklärt
Ob was zum Tode führte sich selbst verzerrt
Denn scheint es das es auch der eine Umstand war
So war er eingeleitet durch den spiegelnden Starr
Der scharf in die Atome blickte
Und jahrelang an Körper und an Geiste flickte
Das diese Zeit schon Tod wäre auch möglichst runder Verlauf  
Sowie das eigentliche Sterben zur Unzeit dann darauf
Das erbend auch erhielt
Das stets sezierende Gewürm das mit sich selbst spielt

 

Mann:
Sag wie kannst Du mir im Keime helfen
Denn dieser fühlt verborgne Sonn´
Ohne mir dein Leide
Zu einseitig zu klären
Könn´ wir uns drehen im Verbund
Bis das wir die Welt bald sehen
Zusamm´ mit immer einzigartig Stund´
Nicht wie jene, denen man versprach die Zeit
Und die gefangen wurden
Zwischen dem was gleichteilig spricht und wiederspricht
Und alles an Zeit bündelnd machte für das Immer-Doch-Nicht


Gast:
Nun geh´ ich, wie zuvor gegangen wurde  





Anmerkung von S4SCH4:

Geschrieben im Oktober 2017

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