Remigration nach Ostpreußen

Text

von  Gabyi

Mein Vater stammt aus Ostpreußen. Er wurde vertrieben, heimatvertrieben sagte man damals dazu. Er war traurig darüber, aber wir Kinder sagten dazu: selbst schuld. Er hat es zugegeben, so ehrlich war er wenigstens. Remigration war kein Thema, denn dort lebten jetzt die “Polacken”, das sagte man damals so unverblümt und unzensiert.


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Kommentare zu diesem Text


 Citronella (13.09.25, 10:44)
Richtig, die Rückkehr war keine Option. Aber man ging jahrelang gerne auf die "Vertriebenentreffen", bei denen ich als Kind dabei sein "durfte".

 Gabyi meinte dazu am 13.09.25 um 11:19:
Echt? Mein Vater lehnte es hardcore und rigoros ab,

 Citronella antwortete darauf am 13.09.25 um 11:30:
Ja, echt. Ich war beim Pommerntreffen und beim Stettiner Treffen dabei, wenn ich mich recht erinnere. Und meine Mutter und Großmutter trafen dort sogar Bekannte aus der alten Heimat. Sie trauerten ihr schon nach.

 Gabyi schrieb daraufhin am 13.09.25 um 11:37:
Das finde ich irgendwie erschreckend, seine Kinder da mit reinzuziehen. Aber ich erinnere mich auch sehr genau daran, wie mein Vater sich auf meine Bettkante setzte und mir was von seiner verlorenen Heimat "vorjammerte". Ich wurde dann auch traurig. Das kann man nicht machen mit Kindern, finde ich.

 Citronella äußerte darauf am 13.09.25 um 11:46:
Nein, erschreckend fand ich das überhaupt nicht, vielleicht ein wenig langweilig.
Warum sollte man Kindern nicht von der verlorenen Heimat erzählen? Die norddeutsche Heimat meines Vaters erlebte ich ja jeden Tag selbst.
Gejammert haben sie dabei übrigens erstaunlich wenig.

 Gabyi ergänzte dazu am 13.09.25 um 11:51:
Vielleicht war mein Vater ja auch nur ein besonders intensiver "Jammerlappen"?

 Quoth (13.09.25, 11:12)
Die Bevölkerungszahl meiner Heimatstadt wuchs innerhalb von zwei Jahren von sechs- auf zwölftausend. Damit verglichen sind heutige Flüchtlingsströme nur Strömchen. Freilich standen Ostpreußen und Schlesier uns "Einheimischen" sprachlich und kulturell näher als Syrer und Iraker - aber ausgegrenzt blieben sie doch (vor allem, wenn sie auch noch katholisch waren) und bekamen als Geschäftsleute kein Bein auf den Boden. Die Frauen putzten und die Männer wurden Hausmeister ...  :(

Kommentar geändert am 13.09.2025 um 11:15 Uhr

 Gabyi meinte dazu am 13.09.25 um 11:31:
Meine Heimatstadt hat auch damals seine Bevölkerungszahl verdoppelt!. Mein Vater bekam auch irgendwie kein Bein an Deck, nur über die Freundin meiner Mutter bekam er was auf dem Finanzamt. Aber nicht verbeamtet, darüber beschwerten sie sich immer. Aber das Geld reichte auch nicht, komisch. Ich musste Klamotten von den Kindern der Freundin meiner Mutter auftragen. Daher habe ich null Empathie mit den syrischen Flüchtlingen.
Danke für die Emphehlung :).

Antwort geändert am 13.09.2025 um 11:40 Uhr
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