12. Schwere Störung [12]
Schundroman zum Thema Schlaf/ schlafen
von DIE7
Sonntag, 07. Dezember 2009, 13.00 Uhr:
Fragt man einen Jesterfielder Bürger nach dem besten, teuersten und überhaupt unerträglichsten Hotel der Stadt, so wird man, wenn nicht Kopfschütteln, unbeholfene Umschreibungen ernten. Es wird die Rede sein vom "Protzbau da drüben", vom "Haus mit den vielen Lichtern" oder vom "Hotel in der 24th Street". Doch wie immer auch die Umschreibung lauten mag, gemeint wird immer dieselbe Scheußlichkeit sein: das imposante "Bayt al-Kibriit" - ein neuromanisches Ungeheuer, blickfüllend, Verehrung fordernd, exzessiv beleuchtet.
"Und schlecht verputzt", klagte Bärwolf, während er sich den Rücken rieb. "In dieser Gasse werde ich nicht noch einmal übernachten, soviel steht fest."
"Was schlafen sie auch sitzend! Außerdem haben Sie hier nicht übernachtet. Sie haben den halben Tag verschlafen. Erinnern Sie sich überhaupt an vergangene Nacht?"
Bärwolf antwortete nicht. Stattdessen kramte er unruhig in seiner Reisetasche.
"Die Botschaft besagte: 'Gelbe Flöten balzen freudlos'", beharrte Kaufmann ungerührt. "Wir können demnach WOVON ausgehen?" Er klopfte seinem Gehilfen so heftig auf die Schulter, dass diesem beinahe die eben erst gefundene Wodkaflasche aus der Hand fiel. Bärwolf warf Kaufmann einen vernichtenden Blick zu, nahm einen großzügigen Schluck und stieß dann hervor: "Wir haben nichts besseres zu tun, als uns..." Er rülpste. "...ere Zeit mit Graffitigeschmiere zu verschwenden."
Schweigen folgte. Bärwolf empfand Reue.
"Ich meine," fuhr er fort, "dass wir möglicherweise auf der falschen Spur..." Er stutzte. "Kaufmann?" . Wo war diese fette Landplage?
Thomas Unglaub konnte es nicht fassen, dass er endlich schlief. Die Tatsache jedoch, dass er träumte, wies zweifelsfrei darauf hin. Unglaub schwebte zum Fenster, durch das Fensterglas, schwebte einer Stadt entgegen, die nicht mehr Jesterfield war, lockenden Stimmen entgegen, die nach roten Haaren klangen, nach Sex und Sinnlichkeit, vorbei an vielen Hunden, wenigen Hunden, einem Hund, der schrie, SCHRIE, schrillte.
Wie eine Türglocke. Wie die Türglocke eines Zimmers des billigen Hotels namens "Bella Donna", in dem er nächtigte. Wie die Türglocke seines Zimmers.
Thomas Unglaub erwachte voller Hass auf das Schrillen und den, der dafür verantwortlich war, doch er fing sich gerade noch früh genug, um die Tür zu öffnen, ohne den Besucher tätlich anzugreifen. "Guten Morgen, Herr Informant", murmelte er stattdessen.
"Sind Sie auch Säufer?", erdreistete sich Kaufmann. "Wie dem auch sei, das hier wird Sie interessieren. Setzen Sie sich sofort mit dem mysteriösen Fremden in Verbindung, der hinter dieser" - er überreichte Unglaub ein knittriges Blatt Papier - "Nachricht steckt. Seine Identiät müssen Sie selbst herausfinden. Ich habe jetzt keine Lust, diesen Bockmist breitzutreten, auch wenn er eindeutig ist. Ich spiele doch nicht das Kindermädchen für Denkfaule. Auf Wiedersehen!"
Hüstelnd fiel die Tür ins Schloss, lautlos fiel der Zettel zu Boden, schwer fiel Unglaub in die Kissen.
Sollten jetzt wieder die rothaarigen Stimmen locken, würde er Kopfweh vortäuschen.
Fragt man einen Jesterfielder Bürger nach dem besten, teuersten und überhaupt unerträglichsten Hotel der Stadt, so wird man, wenn nicht Kopfschütteln, unbeholfene Umschreibungen ernten. Es wird die Rede sein vom "Protzbau da drüben", vom "Haus mit den vielen Lichtern" oder vom "Hotel in der 24th Street". Doch wie immer auch die Umschreibung lauten mag, gemeint wird immer dieselbe Scheußlichkeit sein: das imposante "Bayt al-Kibriit" - ein neuromanisches Ungeheuer, blickfüllend, Verehrung fordernd, exzessiv beleuchtet.
"Und schlecht verputzt", klagte Bärwolf, während er sich den Rücken rieb. "In dieser Gasse werde ich nicht noch einmal übernachten, soviel steht fest."
"Was schlafen sie auch sitzend! Außerdem haben Sie hier nicht übernachtet. Sie haben den halben Tag verschlafen. Erinnern Sie sich überhaupt an vergangene Nacht?"
Bärwolf antwortete nicht. Stattdessen kramte er unruhig in seiner Reisetasche.
"Die Botschaft besagte: 'Gelbe Flöten balzen freudlos'", beharrte Kaufmann ungerührt. "Wir können demnach WOVON ausgehen?" Er klopfte seinem Gehilfen so heftig auf die Schulter, dass diesem beinahe die eben erst gefundene Wodkaflasche aus der Hand fiel. Bärwolf warf Kaufmann einen vernichtenden Blick zu, nahm einen großzügigen Schluck und stieß dann hervor: "Wir haben nichts besseres zu tun, als uns..." Er rülpste. "...ere Zeit mit Graffitigeschmiere zu verschwenden."
Schweigen folgte. Bärwolf empfand Reue.
"Ich meine," fuhr er fort, "dass wir möglicherweise auf der falschen Spur..." Er stutzte. "Kaufmann?" . Wo war diese fette Landplage?
Thomas Unglaub konnte es nicht fassen, dass er endlich schlief. Die Tatsache jedoch, dass er träumte, wies zweifelsfrei darauf hin. Unglaub schwebte zum Fenster, durch das Fensterglas, schwebte einer Stadt entgegen, die nicht mehr Jesterfield war, lockenden Stimmen entgegen, die nach roten Haaren klangen, nach Sex und Sinnlichkeit, vorbei an vielen Hunden, wenigen Hunden, einem Hund, der schrie, SCHRIE, schrillte.
Wie eine Türglocke. Wie die Türglocke eines Zimmers des billigen Hotels namens "Bella Donna", in dem er nächtigte. Wie die Türglocke seines Zimmers.
Thomas Unglaub erwachte voller Hass auf das Schrillen und den, der dafür verantwortlich war, doch er fing sich gerade noch früh genug, um die Tür zu öffnen, ohne den Besucher tätlich anzugreifen. "Guten Morgen, Herr Informant", murmelte er stattdessen.
"Sind Sie auch Säufer?", erdreistete sich Kaufmann. "Wie dem auch sei, das hier wird Sie interessieren. Setzen Sie sich sofort mit dem mysteriösen Fremden in Verbindung, der hinter dieser" - er überreichte Unglaub ein knittriges Blatt Papier - "Nachricht steckt. Seine Identiät müssen Sie selbst herausfinden. Ich habe jetzt keine Lust, diesen Bockmist breitzutreten, auch wenn er eindeutig ist. Ich spiele doch nicht das Kindermädchen für Denkfaule. Auf Wiedersehen!"
Hüstelnd fiel die Tür ins Schloss, lautlos fiel der Zettel zu Boden, schwer fiel Unglaub in die Kissen.
Sollten jetzt wieder die rothaarigen Stimmen locken, würde er Kopfweh vortäuschen.