Wir sind sterblich nicht wahr, ich hasste die Art wie meine Großmutter das sagte, sie sagte. „nichts ist sicher außer dem Tod.“
Ich verstand lange nicht warum mir das so gegen den Strich ging.
Zum einen war ich gerade mal in der Pubertät und sie hatte zwei Weltkriege überlebt mit einer geradezu irrwitzigen Ansammlung all dessen was nicht sicher ist, da werde ich wahrscheinlich nicht lange genug leben, um zu begreifen, was das für sie bedeutete.
Sie sagte das immer mit diesem Lachen, das ihr wahrscheinlich geholfen hat, das zu überleben.
Ich hörte dieses Lachen und stutzte, instinktiv, kein aber, kein jetzt aber, am liebsten hätte ich immer gesagt, nicht mal das, aber das ging nicht.
Alles in mir zwickte und sträubte sich zu einem inneren Widerspruch bei dieser Aussage, dass ich meistens abwartete was sie als Nächstes tun würde. Am liebsten hätte ich irgendwas geschrien, aber wusste nicht mal was.
Inzwischen weiß ich, dass sie es selbst nicht wahrhaben wollte. Trotz allem was sie erlebt hat und das ist schon ein starkes Stück. Und das Kind in mir rebellierte, der Teenager verfiel in Trotzstarre und alle anderen Bausteine meines unfertigen Dramas waren nicht mal Zuhause.
Wir sind also sterblich, so so, und die Party geht weiter, für die einen mit Nektar und Ambrosia, und für die anderen als Suppenbeilage in Hells Kitchen ohne Fahrerlaubnis. Und die Tickets gibt’s hier, zum vorbestellen, also Dekaden vor dem Event, die Casting Crew möcht ich sehen , die das hinkriegt. Interessant ist auch, dass genau diejenigen, die das managen, alles andere als unfehlbar sind, es wird ja nichts mehr den Göttern überlassen, für alles gibt es ja Stellvertreter. Aber man kann sich frei, also das Gegenteil von belastet oder vorbelastet beichten. Man braucht nur einen, der dazu befugt ist. Und das wird jedem erzählt, von Kindheit an. Und wer das nicht mitbetet ist von Dämonen besessen, das ist soziologisch betrachtet mindestens mobbing.
Und meine Großmutter, mit der Lebenserfahrung zweier Weltkriege wollte dem nicht widersprechen, sie ging nur nicht mehr hin. Sie wollte nicht mal darüber reden, das spürte man. Wir Kinder respektierten das, instinktiv, das war überhaupt kein Thema und schon gar kein Problem.