zweiter (und letzter) Teil
Schundroman
von Tula
„Welche Hochsprache des 21. Jahrhunderts soll das denn sein?“ murmelte Nhat.
„Das hat das Programm anhand der zehn wichtigsten jener Zeit ermittelt. Mit 51-prozentiger Wahrscheinlichkeit, also entscheidungs-technisch gesehen ziemlich eindeutig, ist das Englisch. Alle anderen Sprachen liegen weit unter diesem statistischen Wert; manche kommen nicht einmal an die 48 Prozent heran.“
„Na gut, und was sagt der Text genau?“ drängte Nhat ungeduldig.
„Ist nicht total klar. Zweimal steht da 'hat' oder 'haben' drin, dann 'ziehen', dann scheinbar wirres Zeug, vielleicht eine Art Dialekt, den das Programm nicht kennt. Das Ende lässt jedenfalls wenig Zweifel: 'Diese Welt ist unsere – Funk Fee', wobei der letzte Ausdruck auf einen Namen hindeutet, sicher das Wesen, das das Ganze unterschrieben hat.“
„Bei Pferdekopf und Andromeda, das liest sich wie eine Warnung!“ raunte Nhat. „Ich weiß zwar nicht, was bei diesen beiden roten Zwergen und seinen toten Planeten zu holen sein sollte, jedoch erscheint mir der Text als eine klare und deutliche Aufforderung, dass wir hier nicht besonders erwünscht sind. Ich schlage vor, wir verdüsen uns wieder.“
Wang war unschlüssig: „Ich könnte ja nach weiteren Sprachen im System forschen. Soviel ich weiß, gab es damals noch ein paar Dutzend andere.“
„Hat Dir die Akademie gar nichts Nützliches beigebracht?“ wies der Kommandant jetzt mit harscher Stimme den jungen Offizier zurecht. „Die Übersetzung ist doch wohl eindeutig genug, genauso wie die 51 Prozent. Das braucht keine zweite Probe. Wir machen jetzt den Exit.“
Bordtagedatei Logeingabe 25-12-2432, 19:00 Erdzeit Peeking:
Nach drei Tagen vergeblicher Versuche der Kontaktaufnahme wurde vom fremden Schiff eine Nachricht empfangen, welche die Besatzung auf feindliche Absichten schließen lässt. Haben uns aus Sicherheitsgründen wieder entfernt und das System Struve 2398 verlassen.
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Cmd. Mysch Kin starrte fassungslos auf den Bildschirm seines Befehlsstands. Das Schiff der Menschen entfernte sich mit einer Geschwindigkeit, die wenig Zweifel an der Entschlossenheit seiner Crew ließ. Die Enttäuschung war kolossal: die Erfüllung seiner Aufgabe, die erst vor kurzem entdeckte Zivilisation für den Cygnorionischen Bund zu gewinnen, fiel schwerer als er angenommen hatte. Dabei war er als Kommandant mit aller Vorsicht vorgegangen, war dem Schiff seit seiner Ortung vor 37 hyadischen Zeiteinheiten unbemerkt gefolgt und hatte sich erst kurz vor dem genau geplanten Moment der ersten Verbindung gezeigt. Denn den Informationen der menschlichen Sonde entsprechend, die vor wenigen Generationen von Raumforschern seines Heimatplaneten Trongus gefunden worden war, würde man auf der fernen Erde gerade jetzt ein besonderes Fest feiern. Auf die fehlerfreie Berechnung dieser kurzen Zeitspanne, die der Rotationsdauer von Trongus erstaunlich nahe kam, konnte sich Mysch verlassen. Das zentrale galaktische Erfassungssystem in der Heimat hatte bereits über 96 Prozent aller Sterne im Arm registriert und kannte deren Eigenbewegungen und zum größten Teil die Daten der Planeten, die um sie kreisten.
So hatte Mysch die Anfragen des Schiffs der Terraner vorsichtshalber ignoriert, um jene wie einen alten Freund im richtigen Augenblick zu überraschen. Sicherlich kannte niemand an Bord die genaue Bedeutung der Nachricht, welche damals auch die Sonde der Menschen als Begrüßungstext hatte. Nichtsdestotrotz waren Mysch und seine Besatzung von seiner positiven, symbolischen Stärke überzeugt:
“Keine Sorge, wir werden das Schiff nicht aus den Augen verlieren. Es wird nicht lange dauern, bis wir eine zweite Möglichkeit haben.”
Mysch schaute über seine Schultern auf seinen Zweiten. “Ich weiß nicht, Vian. Bist Du dir sicher, dass die unsere Mitteilung richtig dechiffriert haben?”
“Wir haben sie ganz genau nach den Vorschriften im Handbuch der Sonde kodiert. Für die Übertragung selbst brauchten wir natürlich noch den Streckenden-Mus-Trichter, wegen der Energieverteilung im Signalspektrum. Das haben die Terries sicher sofort mitbekommen; immerhin gehört der bis heute zum Einmaleins der galaktischen Nachrichentechnik.”
“Und wenn nicht?”
“Na dann hätten sie vielleicht auf irgendeine Weise nachgefragt!?”
“Vian, wir könnten ja einen weiteren Versuch starten und den zweiten Teil der Nachricht senden. “
“Glaubst du, dass dieser in der Tat wichtig ist?”
“Das können wir nur vermuten. Es ist durchaus vorstellbar, dass der zweite Teil im originalen Text eine gewisse Rolle spielt und zu seinem besseren Verständnis beiträgt.”
“Also gut, einverstanden. Ein paar Erdstunden haben wir ja noch, bevor sie zu weit weg sind.”
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“He Nhat, da ist eine weitere Nachricht reingekommen. Ist mir erstmal genauso unverständlich wie die erste.”
“Mann! Verschwende jetzt nicht unsere kostbare Zeit und schau dir das später an. Wir brauchen die tauben Schnuppen sowieso nicht für unsere Mission.”