Nun saß er da, in der kleinen Eckkneipe. Sie war ihm so vertraut, und doch, heute fühlte er sich irgendwie allein. Die Gemütlichkeit, die ihn sonst immer umfing, wollte sich einfach nicht einstellen. Sein Freund redete gerade mit ihm, doch es kam ihm vor, als wäre eine riesige Entfernung zwischen ihnen. Er nahm seine Stimme kaum wahr, sie war so weit, so weit weg...wie *Sie* im Moment. Seine Frau....
Ja, er nannte sie so, seine Frau....obwohl sie einem anderen gehörte und einen goldenen Ring trug.
Sie würde jetzt zu Hause bei ihrem Mann und den Kindern sein, und genau wie er monoton ihre Arbeiten erledigen. Und wenn ihr Mann dann mit ihr über diverse Dinge aus dem Alltag sprach, dann wird ihr seine Stimme weit weg vorkommen, so weit weg. Alles schien im Moment weit weg zu sein, alles was doch eigentlich in ihrer nächsten Nähe war. Und er, der so weit weg war, war ihr so nah, als säße er ihr direkt gegenüber und erzählte ihr was aus seinem Arbeitsalltag.
Da saßen sie also, zwei Menschen an verschiedenen Orten. Beide dachten nur an den jeweils anderen. Nur so konnten sie sich nah sein, in ihren Gedanken...so nah, das gar kein Platz für andere Dinge gab.
Er sah nicht die Frau an dem Tisch gegenüber, obwohl er in ihre Richtung sah. Er sah nicht ihr verlegenes Lächeln, mit dem sie ihm zu verstehen geben wollte, das er ihr gefiel. Und doch lächelte auch er, aber er lächelte durch sie hindurch, denn dahinter sah er sie, sowie er sie immer in Gedanken sah, seine Frau......
Er wußte, es würde nur die eine für ihn geben. Und er wußte, die Entfernung war nicht wichtig, wichtig war nur, das sie sich nah waren. Und sie, sie war ihm so nah, wie ihm nie eine Frau war und nie kommen würde. Er lächelte.....ja er wußte, sie war jetzt bei ihm, trotz der großen Entfernung war sie hier -bei ihm....da war er sich ganz sicher!