Nachtreise

Erzählung zum Thema Schlaf/ schlafen

von  Martina

Langsam wehte sie in seinen Traum, lautlos
wie ein Windhauch. Die Dunkelheit
gab ihr Schutz, die Sehnsucht gab ihr
den Mut. Es gab nur diesen Weg, wie
sie zu ihm kommen konnte.
Sie wußte ihr Körper lag jetzt im
tiefen Schlaf. Er blieb zurück,
an dem Ort, an dem sie lebte.
Für diese Reise wäre er nur eine Behinderung.
Sorgen machte sie sich nicht,
er war ja gut aufgehoben,
und bald würde sie wieder in ihn hineingleiten,
als wäre nichts geschehen.
Niemand würde es merken. Nicht einmal er!
Die Wirklichkeit läßt manchmal keinen Platz für einen Traum, deshalb machte sie sich in ihrem Traum Platz für die Wirklichkeit. Nur ein kleines Stück, gerade soviel, das es niemandem weh tat. Sie liebte es so zu reisen, es gab keine Hindernisse die sich ihr in den Weg stellten. Es gab nur ihre Wünsche, und diese gaben ihr den Weg frei. Man musste es nur von ganzem Herzen wollen. Hier in seinem Traum sah sie mehr, als er je von sich erzählen konnte. Mehr von dem, als er selber wußte. Seine Ängste, seine Sorgen, aber auch seine Begehren. Hier war sie mitten in seinem Herzen, seiner Seele. Es war die Ebene zwischen dieser und der jenseitigen Welt. Es war die Ebene des wahren grenzenlosen Seins. Hier regierte kein Verstand, keine Vernunft. Alles war möglich. Hier fühlte sie sich frei. Auch er schlief, wie sie. Im Traum sah sie sein Gesicht, er hatte sie sofort erkannt. Müde sah er aus, müde vom Lebenskampf. Einen Atemzug später stand sie vor ihm. Lesen konnte sie von seinen Gesichtszügen, von seinen Augen. Hier war er wie ein offenes Buch für sie. Seine Gedanken wurden zu ihrem Wissen. Seine Gefühle tobten in ihren Adern. Nichts stand mehr zwischen ihnen. Da gab es keine Scheu, keine Zweifel, da gab es nur dieses Gefühl von Einssein. Langsam legte sie ihre Arme um seinen Hals und presste sich ganz nah an seinen starken Körper. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Seine Arme umfassten ihre schlanke Taillie. So standen sie beeinander, aneinander fast wie zu einem Teil verschmolzen. Sie brauchten nicht reden, es gab nichts was mehr hätte sagen können, als dieses Gefühl, das sie spürten, während sie den anderen in sich einsogen, jeder Atemzug war angefüllt mit den Duft des anderen. Jede Zelle lud sich mit dem Gegenüber auf, mit jedem Gefühl, jeder Emotion. Sie drückte sich noch fester an ihn, wollte die Wärme durch den Stoff ihres Kleides spüren. Wollte diese Wärme mitnehmen, wenn sie wieder in die andere Welt musste. Wollte sich all dieser Gefühle wieder erinnern. Zärtlich streichelte sie mit der Hand seine Wange, dann verließ sie seinen Traum. Vielleicht würde er beim Aufwachen nichts mehr davon wissen, aber vielleicht würde noch eine Spur von dieser Nacht zu sehen sein, als ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen, wenn er erwacht. Und ein Gefühl...ein Gefühl von Himmel...

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Kommentare zu diesem Text

duschka (82)
(01.04.06)
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 Martina meinte dazu am 02.04.06:
hmmm..das freut mich aber....grins..solche Träume sind mir auch die liebsten
Sir-Giant (30)
(02.04.06)
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 Martina antwortete darauf am 02.04.06:
Schön, das es dir gefällt freuuuu
steinkreistänzerin (46)
(03.04.06)
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 Martina schrieb daraufhin am 03.04.06:
Lach, ach du bist ja süß....könnte dich wieder mal drücken...lach..komm her- Knuddeldrück****Tina
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