Der Sprung

Prosagedicht zum Thema Neuanfang/ -orientierung

von  leorenita

Sie sprang. Und fühlte ihren Körper
wieder jung, schön und geschmeidig.

Weit über Mittag.
Der Himmel in erschütterndem Blau.

Gegen die Felsen klatschte unten die Flut.

Leicht, es war so leicht.
Die Füße vom Boden abgedrückt,
die Arme hoch geworfen
entstieg der Kehle ein Schrei - ein Jauchzen.

Unter ihr nur Wasser und Luft,
an der sie stürzend sich betrinkt,
auskostend ihren Fall.

Dann küsst das Meer sie mit seiner Gischt auf die Stirn.
Auf den Fuß und Küsse überall.

Küsse die sie begrüßen und hinabtragen
zu dem Mund der sie formte.

Als sie aufschlägt sendet es einen Reigen
in des Himmels unerträgliches Blau.

Aus ihr explodiert aller Schmerz und verschwindet,
als die See über ihr zusammenschlägt
und sie hinabgleitet in die Tiefe.

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (06.10.05)
Erinnert mich an die Schlussszene aus "Thelma und Louise" - die große Freiheit in den Tod. Gefällt mir sehr gut, eine ausdrucksvolle Sprache. LG Brigitte.

 leorenita meinte dazu am 06.10.05:
Ich muß gestehen, dass ich Thelma und Louise nicht kenne, allerdings habe ich schon des Öfteren gehört, dass der Text an andere erinnert. Ich glaube das hängt auch damit zusammen, dass Klippen eine Grenzerfahrungs-Sehnsuch in vielen Menschen auslösen. Als ich ihn schrieb, ist schon viele Jahre her, kannte ich keinen vergleichbaren Text oder Inhalt. Danke für deinen Kommentar und es freut mich sehr, dass dir der Text gefällt und die Sprache bei dir ankommt. LG Regine
leilah (48)
(01.06.06)
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 leorenita antwortete darauf am 15.06.06:
oh leilah, ich stelle gerade fest, dass ich dir nicht auf den Kommentar geantwortet habe, das tut mir leid. Ich glaube es ist eine Ursehnsucht des Menschen sich von Klippen, sich ins tief unten liegende Meer zu stürzen. Solche Texte sind wohl oft geschrieben worden, ich kannte allerdings keinen davon als ich diesen vor ca 20 Jahren schrieb.
Liebe Grüße dir, Regine
DieTine (43)
(11.06.06)
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 leorenita schrieb daraufhin am 15.06.06:
den Wunsch zu verschmelzen, sich aufzulösen, nicht mehr zu sein, dort im körperlichen Sinn, hier metaphorisch. Ja. Regine
C.S.Steinberg (43)
(14.06.06)
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 leorenita äußerte darauf am 15.06.06:
oh ja, ein Rausch von Befreiung und Heimkehr in die Tiefe des Seins. Wiederkehr heißt die Zauberformel, ein ununterbrochenes Bleiben wäre gegen das Prinzip des Lebens, das Wandel heißt. Gruß dir, Regine
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