Dienstags bei Inge

Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen


Eine archivierte Kolumne von  IngeWrobel

Samstag, 19. September 2009, 20:17
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Reden ist Silber - Schreiben ist Gold

Ich kenne persönlich nur zwei Menschen, die vom Schreiben leben (können). Die schreiben jedoch keine Belletristik – und noch weniger Lyrik. Das heißt: sie dichten schon ... nur verdienen sie ihren Lebensunterhalt nicht damit.
Wir anderen finanzieren unser Buch selber und sind dankbar, wenn wir in eine Anthologie aufgenommen werden und ein Freiexemplar derselben erhalten.
Einige Silberlinge kann man und frau sich aber in einer anderen Sparte verdienen: als Drehbuchschreiber fürs Fernsehen. Da gibt es die Möglichkeit einer Festanstellung bei einem Sender oder die der freien Mitarbeit. Es ist üblich, dass Arbeiten von sogenannten Freien Mitarbeitern wesentlich höher honoriert werden, als die der Haus-Angestellten. Das ist sicher in Ordnung, da der Freie Mitarbeiter als Selbständiger einen enormen Aufwand an Werbekosten, Spesen, Versicherungen und so weiter hat, während ein Festangestellter sozial abgesichert ist. So manchen Hausautoren scheint das Verhältnis in der Bezahlung jedoch nicht angemessen zu sein. Ich las davon, dass „... die Drehbuchbeiträge eigener Mitarbeiter nur halb so hoch wie Angebote freier Autoren honoriert werden.“
Das verführt dann so manchen Mitarbeiter dazu, Arbeiten unter einem Pseudonym einzureichen. Geschickt gemacht kann das sicher eine Weile gutgehen. Nur, wenn man den Hals nicht vollkriegen kann, wird’s böse enden. So nun geschehen im Fall Heinze. Doris J. Heinze verdiente als Fernsehspielchefin beim NDR bestimmt nicht wenig. Und als 60jährige war auch die Pension nicht mehr allzu weit. Genügte ihr ein goldener Lebensabend nicht? Wollte sie sich auch noch zwei goldene Nasen verdienen? Eine durch die Annahme von 5 Drehbüchern, wovon 4 verfilmt wurden, die ihr Mann Claus Strobel als Niklas Becker eingereicht hatte. Und die zweite goldene Nase durch eigene Texte unter dem Pseudonym Marie Funder.
Laut NDR-Information war es ihr erlaubt, pro Jahr einen Stoff aus eigener Feder für ein halbes Honorar zu liefern. Durch ihren Schwindel soll Heinze laut Tagesschau 94.000, laut STERN 47.000 €uronen kassiert haben. Damit kann frau sich locker auch noch andere Körperteile vergolden lassen – oder?
Der NDR reagierte nach Bekanntwerden dieses Betrugs mit einer fristlosen Kündigung und ermittelt weiter in den eignen Reihen.
http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/heinze156.html
Die SZ und der STERN berichten aktuell, dass Heinze ein unter ihrem echten Namen bereits an den NDR (ARD) verkauftes Drehbuch mit verändertem Titel und geringfügigen Textänderungen auch dem ZDF verkauft hat.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/880/487288/text/
http://www.stern.de/kultur/tv/ndr-drehbuch-affaere-neue-vorwuerfe-gegen-doris-heinze-1508515.html

Der Griff der Doris „Marie“ nach dem Gold erinnert mich an das Märchen von der Gold- bzw. Pechmarie. Mir als Autorin genügt das Blattgold in der Flasche Schaumwein, die mir meine Bank zum Geburtstag geschenkt hat. Außerdem enthält meine neue Gesichtspflege echtes Gold, womit ich mich in bester Gesellschaft befinde, denn schon im alten Ägypten pflegten sich die Frauen mit Goldzusätzen in ihrer Pflege zu pflegen. (Gepflegtes Deutsch, oder?) Und bei entsprechendem Lichteinfall blitzt manchmal der Goldanteil in meinem Haar auf, der bei Blondinen besonders hoch ist. Schlussendlich lebe ich in der Goldstadt Pforzheim, freue mich schon auf den goldenen Herbst, der mich stets lyrisch besonders beflügelt und inspiriert ... – und gehe somit goldenen Zeiten entgegen.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Theseusel (15.09.09)
Gern gelesen - ich persönlich kenne niemanden, der vom Schreiben leben kann!
*ggg* Aber einige kenne ich, die vom Schweigen ganz gut leben können ... gern gelesen Inge!

 IngeWrobel (16.09.09)
*ggg*
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