andi(e)stirnschlag

Kleinlichkeiten


Eine archivierte Kolumne von  AndreasG

Mittwoch, 04. Januar 2006, 19:17
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Manche kommen wieder

Vor einigen Tagen wehte der Geist meiner Jugend durch unser Haus. Meine Schwägerin war zu Besuch und meinte, dass gerade Silvester sich dafür anbieten würde, einmal tief in die Schublade mit den angestaubten Traditionen zu greifen.
Normalerweise bin ich da skeptisch, aber wenn es ums Essen geht ... (so richtig unangenehm ist es mir nicht, bekocht zu werden)
Es hörte sich verlockend an: Spargel-Schinken-Röllchen, Käsespieße, Spargelsalat und Toast-Hawaii. Was habe ich das damals geliebt!
Allerdings nicht Alles daran. Den Käse etwa, langweiliger Gouda. Oder gar Scheibletten! – Oder die eingedoste Ananas ...
Zum Glück war ich beim Einkauf dabei und unter der Bedingung, dass ich die Ananas zurecht machen würde, landete eine frische Frucht neben dem interessanten Käse, der rein zufällig kein Gouda war.
Meine Schwägerin entschied sich noch für Weißbrot, anstatt Wabbelpappe. Leicht angetoastet als Unterlage ein Gedicht, wirklich. Schwierig allerdings, wenn man bei jemandem zu Besuch ist, der keinen Toaster besitzt (seltsame Leute gibt es ...).
Also kam das Weißbrot in den Backofen, damit es etwas Farbe an nahm. Eine geniale Idee. Besonders mit Heißluft umgesetzt.
So servierte uns der Geist meiner Jugend zum Silvesterabend kühlschrankgewärmte Spargel-Schinken-Röllchen, einen delikaten Salat (etwas suppig), appetitliche Käsespieße und einen interessanten Zwieback-Hawaii. *knurspel*

Zwei Tips für potentielle Nachahmungstäter: Die frische Ananas nicht in dicken Scheiben auf den selbstgebackenen Zwieback legen – und: Manche Jugenderinnerungen einfach in Ruhe lassen (genauso wie die Fernsehserien aus der Kindheit!). Aber wenn es gar zu sehr drängt, dann bitte zu Silvester. Die Knallerei war schon immer gut zum Vertreiben von verklärten Geistern.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 leorenita (05.01.06)
Hallo Andreas, das schlankere Schreiben steht dir gut zu Gesicht.
Öööööööööhhhmm
Vielleicht wären die original Zutaten doch nicht sooooo schlecht gewesen. Gerade der leicht dosige Geschmack der überzuckerten Ananas und das pappig-fade Scheiblettenaroma beherbergen doch diesen geheimnisvollen Geist. Schon gut, ich hab ja verstanden was sonst noch alles schief lief. Trotzdem Toast Hawaii gehört auf Wabbelpappe (ein schönes Wort). Wer seine Jugend im Nachhinein "verbessern" will, der muß Scheitern, schon aus Gründen der Logik und überhaupt: Strafe muß sein.
Ohjeeeeeeeeee, wie gerne würde ich jetzt so einen Toast essen.
Liebe Grüße, Regine

 ViolaKunterbunt (05.01.06)
Ach ja... Toast- Hawai... muss ich auch mal wieder machen. Aber wie kann man nur auf die Idee kommen, etwas anderes, als Scheibletten dafür zu nehmen. Das ist doch Kulturschändung!
Beim nächsten Besuch bei uns erwartet Euch der beste Toast Hawai, den ihr seit 1974 gegessen habt! Liebe Grüße, Viola

 Traumreisende (05.01.06)
mir fehlt irgendwie das spargel-schinkenröllchen rezept...*grübel*
was habt ihr wohl für spargel in nichtdosen aufgetrieben um dise jahreszeit???
lg silvi

 BrigitteG (05.01.06)
Gar keinen. Es war natürlich Dosenspargel. War das nicht auch 1974 so?
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