KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Erlösung
710. Kolumne
Erlösung
Jüngst traf ich beim Einkauf auf dem Markt meine Friseurin, eine Polin im besten Alter, sie inspizierte mein Haupt, das war ihr Kommentar ohne Worte. Ich: „Wenn Sie Ihren Salon wieder aufmachen, dann machen Sie mir eine Dauerwelle und färben mir die Haare blond.“ Sie: „Tja, wenn dann mein Salon noch existiert.“ - Ich: „Ich komm zu Ihnen auch gern privat.“ – „Schau an, junger Mann“, sagt sie, „so eitel sind Sie?“ – „Nun ja, das will ich nicht abstreiten“, sage ich, „und ich liebe elegante Lösungen, hier können wir doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ - Sie sagt: „Sie sind mir vielleicht einer! Da denken Sie nur an Ihren eigenen Vorteil.“ – „Weit gefehlt“, sage ich, „der Vorteil liegt ganz bei Ihnen!“ – „So so“, sagt sie, „Ihre Eitelkeit ist ja unschlagbar!“ – „Ich hätte nichts dagegen“, sage ich, „wenn Sie meine Eitelkeit noch überbieten!“ – „Träumen Sie weiter, mein Herr!“, sagt sie, und ich glaubte schon, sie wende sich von mir ab, als sie nach einer Pause hinzufügt: „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Träume.“ – „Sagen Sie das jetzt, um mich zu trösten?“ – „Nein nein“, sagt sie, „es kommt auf Ihre Träume an.“ - Da kam ich fast ins Stottern: „Madame, ah, meine Träume sind kühn – und oft zerreißt es mich in solchen wilden Traumnächten.“ – „Davon kann ich Sie erlösen“, sagt sie, die Friseurin, die Frau, die ihre höchste Schönheit gerade im Beginn ihres Absturzes in die Jahre erreicht. Völlig verwirrt ich: „Wie meinen Sie das, Sie reden doppeldeutig.“ - Da antwortet die Abstürzende: „Ich erlöse Sie in jedem Fall!“ - Und mit diesen Worten winkt sie mir mit den Fingern Abschied, grinst sanft-freundlich, dreht sich um und geht und läßt mich erlöst stehen.
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