KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Samstag, 23. Januar 2021, 23:02
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Die schöne Polin: Pyrrhus

751. Kolumne


Pyrrhus
„Mein Gott!“, rief sie mir zu, die schöne Polin, als ich ihren Salon betrat, und ich fühlte mich genau richtig angesprochen. „Schön, Sie wiederzusehen!“, sagte ich. „Es wurde aber auch Zeit“, sagte sie, „ich hätte Sie bald nicht wiedererkannt. Sie haben ja eine Mähne wie Samson!“ – „Man tut, was man kann. Sie aber sind schöner als je zuvor!“ – „Na na ...“, sagte sie, „waren Sie verreist?“ – „So kann man es nennen“, sagte ich, „ich suchte den Weg nach innen.“ Sie wies mir den Frisiersessel zu, ich setzte mich, sie legte mir den Umhang um die Schultern. Im Spiegel sah ich, wie sie mir den Scheitel kämmte. Sie lächelte gut gelaunt, beina-he schalkhaft. „Und? Haben Sie ihn gefunden?“ – „Ein verdammt weiter Weg!“, sagte ich, „ich weiß noch gar nicht, ob ich bei mir angekommen bin.“ – „Oh“, sagte sie und schnitt beherzt mit der Schere das wallende Haupthaar kurz und klein, „ist das alles, was Sie herausgefunden haben?“ – Eine solche Frage ist ja wie ein Blankoscheck, dachte ich: „Haben Sie Lust? Ich erzähl’s Ihnen bei einem Capuccino im Café ‚Glücksklee‘.“ – „Warum nicht“, sagte sie leicht schnippisch. – „Das heißt, Sie wollen tatsächlich mit mir ...“ – „Na klar“, sagte sie (wieder so ein wenig schnippisch), „da kann ich ja nur was lernen.“

Agnieszka im Café. Sie liest in einem Buch, als endlich Magdalena erscheint: „Sorry, Pawel hielt mich auf.“ – Agnieszka legt das aufgeschlagene Buch auf den Tisch: „Schon gut. Ich vermutete fast, es wären andere Gründe ...“ – „Da muss ich dich enttäuschen, meine Beste.“ Und zur Bedienung: „Due birre, per favore.“ –Übrigens, ich habe mich mit ihm verabredet.“ – „Hat er dich also doch noch rumgekriegt!“ – „Ich habe ihn gewinnen lassen. Aber nur zum Schein. Ich schen-ke ihm einen Pyrrhussieg nach dem anderen.“ – „Bist du verrückt? Das ist viel zu gefährlich.“ – „Nieszka, den hab‘ ich im Griff. Den spiel‘ ich schwindlig ...“ Die Kellnerin bringt das Bier und schiebt Agnieszkas Buch beiseite. „Was liest du da eigentlich?“, fragt Magdalena. „Prego!“, sagt die Kellnerin. – „Was ich lese? ‚Ge-fährliche Liebschaften‘ – das wäre auch ein Buch für dich, Madzia.“ – „Ah, das kenn ich“, sagt Magdalena, „‚Liaisons dangereuses‘ von Choderlos de Laclos hab‘ ich schon vor Jahren gelesen.“ Sie hebt das Glas: „Prost!“ – „Dann bist du ja bestens gewappnet. Salute!“
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