KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Lateinunterricht 1963
853. Kolumne
Das zweite Klavierkonzert von Brahms (vier Sätze!) musste ich einmal im Lateinunterricht an der Tafel in seiner Struktur skizzieren, wobei ich die Themen dazu summte. In der nächsten Stunde brachte unser Latein-Deutsch-und-Geschichte-und-Klassenlehrer ein Grammophon mit und legte - wieder im Lateinunterricht - das 1. Klavierkonzert von Brahms auf und sagte: Ulrich, jetzscht dirigier's! Denn ich hatte irgendwann mal gesagt, ich könnte die wichtigsten Einsätze der Musiker geben. Und so dirigierte ich den gewaltigen ersten Satz, der zum Größten gehört, was ich in der Musik kenne. Glenn Gould spielte das Konzert einmal unter dem Dirigat Bernsteins. Bernstein erklärte zuvor dem Publikum, dass er mit dem von Gould zu langsam gespielten 1. Satz nicht einverstanden sei, aber er habe sich auf das Experiment eingelassen. Die CD habe ich auch. Mein Klassenlehrer, Nöldeke - wir nannten ihn Nö -, hat in seinen Unterrichten, vor allem in Latein, immer wieder solche Dinge gemacht, die mit dem eigentlichen (eigentlichen?) Unterricht nichts oder nicht viel zu tun hatten. Bei der Besprechung von Ciceros erster Rede IN CATILINAM kamen wir auf das Forum und die 'Presse' in der Antike zu sprechen - und gelangten schließlich zur Gründung der ersten Schülerzeitung des Neuenbürger Gymnasiums, die wir WECKER nannten. Und eine andere Stunde, wir sprachen über die Verfassung der res publica, wurde zur Geburtsstunde der Schülermitverwaltung (SMV).