Narrative

Entarsche deinen Kopf!


Eine Kolumne von  Jack

Sonntag, 31. August 2025, 05:38
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Metanarrative II: Das Leben ist ein Spiel

Wer heutzutage scheitert, begibt sich automatisch auf die kulturell erlernte Suche nach erlittenen Benachteiligungen. Es ist nicht so sehr die Verweichlichung und Dekadenz unserer Kultur, die die Menschen auf die Suche nach Diskriminiertwordensein schickt. Es ist vielmehr die perverse Vorstellung vom Leben als einem Spiel. Das Leben ist kein Spiel, es ist ein Ernst: man einigt sich nicht vorher auf Spielregeln, man kann das Spiel des Lebens nicht nach Wunsch verlassen, ohne sein Leben zu beenden. Man wird ins Leben willkürlich hineingeworfen und bekommt ein Schicksal auferlegt, jeder sein eigenes, und zwar abseits aller Gerechtigkeit und Fairness.



Das Sammeln der Diskrimierungspunkte als Ausrede für Scheitern offenbart darüber hinaus eine Sklavenmoral: die hetronomen sozial erwünschten Ziele werden über das Schicksal gestellt, welches nur noch als Rechtfertigung und Entschuldigung für das eventuelle Nichterreichen dieser Ziele herangezogen wird. Das Schicksal ist jedoch größer als jede mögliche Benachteiligung im Rahmen des Spiels und Schicksale sind inkommensurabel. Wer einen Job nicht bekommen hat, weil er schwarz, übergewichtig und schwul ist, und dies mit nachteiliger sozialer Herkunft erklärt, nimmt den Job wichtiger als das Schicksal, welches einzigartig und persönlich ist, und nicht dazu da, damit jeder in jeder Situation das sozial Erwünschte erreichen kann.



Eine göttliche Prüfung zu bestehen ist wichtiger als in Gesellschaftsspielen zu reüssieren. Das Leben hat Vorrang, nicht das Spiel. Der Ernst des Lebens liegt nicht in Vergleichen und befindet sich jenseits sozialer Normen. Die Schaffung künstlicher Gleichstellungsbedingungen leugnet das Schicksal und entwertet das authentische persönliche Leben des Individuums.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 LotharAtzert (01.09.25, 10:04)
... ist kein Spiel, ja. Aber das Spiel gehört zum Schicksal dazu, mindestens zu einem Zwölftel. Den artgemäß entwickelten Löwegeborenen hätte jedes Kind gern als Vater, denn der stellt die kreativsten Spielwiesen zur Verfügung, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Dh. nicht im sozialpädagogischen, sondern im abenteuerlichen Entdeckersinn - und weil er ein Löwe ist, dürfen die Nachbarkinder alle mitspielen - sofern sie seinem Ego mit etwas Bewunderung schmeicheln.
Zugleich ist auch das 5. Haus die Löweentsprechung: das Schicksal gestattet dieses spielerische Entwickeln bis zu einem bestimmten Maß. Erst wo der Lebensernst massiv verdrängt wird, landet alles beim Hades.

Der Herrscher des 5. Hauses zeigt auch die Art des Spielens, die man bevorzugt. Bei mir ist das der Mond im Wassermann im 12. Haus: ich spiele gern alleine und in der Abgeschiedenheit Gitarre. Da vergnügt es mich sehr, wenn ätherische Wesen durch leichte Winde in den Bäumen dazu den Background liefern und mehr bedarf es nicht.

 LotharAtzert meinte dazu am 01.09.25 um 11:04:
Man scheint hier nicht zu kommentieren - hab ich was falsch gemacht?

 Jack antwortete darauf am 01.09.25 um 19:23:
Das Man hat seinen Heidegger gelesen und schmollt noch immer.

Als ich das schrieb, ging es noch um die Gegenüberstellung von Schicksal und Spiel, im 8 Jahre alten Text ist aber bereits angelegt, dass es nicht das Spiel selbst ist, was der intuitiven Weisheit spottet, es ist die (neo)liberale Vorstellung vom Spiel als sozial geregeltem Konkurrenzkampf.

Ein Spiel also durchaus, aber ein göttliches Spiel.
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