KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Dienstag, 01. Januar 2008, 22:29
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KOMMENTARKULT

Text von mica

Kommentar von Elias:
Einer von Deinen kraftvollen, gefühlsklaren Texten, lebenszugewandt und nicht unaggressiv, was durchaus einem Anlass geschuldet sein könnte und wenn nicht, ist es allemal interessant, ihn zu konstruieren. Man fühlt sich nach dem Lesen erfrischt und denkt - sh... ich sollte einfach mal was tun. Er gefällt mir. Beste Grüße Elias

mica meinte dazu: danke,
lg Andrea

Kommentar von Bergmann:
Mir kommt es so wie eine Selbstabrechnung vor. Also eher Verzweiflung. Obwohl ich in der besten Stimmung bin, als ich das las. Ich bin von diesem Text verwirrt.

mica meinte dazu: Die ganze Schreiberei ist am Ende eine Selbstabrechnung, die in der Gleichung für den Betroffenen ja doch nur ein Minus ergibt, - wenn man am Leben misst und die Zeit als Maßstab nimmt: wie verschwenderisch gehen wir doch um mit ihr, der Zeit, der Königin aller Völker. Wie eigensinnig mögen wir uns doch verlieren in Trivialitäten und doch, ist es der einzige Trost, zu wissen, dass wir uns nicht unterscheiden, dass wir uns nicht im geringsten bewusst sind darüber, allesamt verklärte Trödler zu sein. Nur manchmal ein Aufbiltzen, ein flüchtiges Zusammenzucken, ob unserer eigenen Unzulänglichkeit, die wir kaschiren mit Tand und Grübelei, kompensieren mit diversen Rechenaufgaben, wie, - zum Beispiel: schreiben. - Ich brauche keine Protagonisten, ich brauche keine Figuren: ich lese hinter Häuser und Mäntel, ich lese aus deinem Suppentopf eine letzte Armut und ich buchstabiere deine letzte Dividende auf hebräisch. -Eine Selbstabrechnung, - du bist ein spürsinniger Mensch; es ist eine Selbstabrechnung, ja.

Im Vergleich zu anderen Texten verzweifelt hier nichts. Ein unbeschwerter Text.

hab Dank fürs lesen,
lg, andrea

Bergmann antwortete darauf: Gut, der Text mag unbeschwert (geschrieben) sein, aber im Angesicht seiner Aussagen könnte ein Erkennender verzweifeln, wenn er nicht trotzdem das Leben liebt.
Und natürlich unterscheide ich Autor (du) - Erzähler, Adressat - Leser (ich).
Wie gesagt, mir geht es gut in meiner augenblicklichen Zeit, aber morgen, übermorgen, und am Ende der Zeit? Wenn mein Vorhang zugeht, seh ich dann noch ein Stück, geht das ohne Publikum, oder ist der Vorhang tief in mir, und löst sich auf zu nichts?
Wenn ich tot bin, darf ich nicht mehr klagen über Tand und alle vanitas, weil ich dann nicht mehr kann.

mica schrieb daraufhin: Wo ist das Ende der Zeit?

Wenn mein Vorhang zugeht, tut das nichts zur Sache. Ich stehe auf beiden Seiten. Heute gestern morgen. - Das Leben, die Zeit ist simultan. Ich bin heute gestern und gestern morgen und wenn ich schlafe träume ich rückwärts und atme quer.

Nichts ist da, wo schon immer was war. Die ganze Zeit.

Ich gehe davon aus, dass ich niemals tot bin. Nur körperlos. Im stofflichen Sinn.

Wie willst Du wissen was Du kannst oder nicht kannst, wenn Du tot bist? - Es gibt Tote, die können mit foranschreitebn der Zeit immer mehr, dringen mit jedem Tag tiefer in uns. -

Narürlich nur Spekulation und:
"ein weites Feld"

:)

sei gegrüßt.

Bergmann äußerte darauf: Natürlich ist auch meine Annahme nur eine Annahme. Klar. Wen es anders ist, als ich denke, werde ich mich (oder das was ich sein werde) wundern. So entsteht die Idee von Himmel und Hölle.

mica ergänzte dazu: ..und dem Fegefeuer. Dort kannst Du mich besuchen kommen und mir was schönes mitbringen. - Lass uns ein Wunder erwarten.

Bergmann meinte dazu: Ein weiter Weg für mich, denn ich muss erst runter in den Himmel, dann weiter runter in die Vorhölle und noch einmal bergab (ganz gegen meine Art) in die Hölle. Ich bring dir Licht von oben mit, damit du deine Flammen erkennst.

mica meinte dazu: Ein schönes Bild. Ich habs vor Augen: Amigo, wie du Pilgerer daherschlurfst mit deiner frommen Joppe und ganz entzundenen Augenrändern und roter Bindehaut, - vom Sternstaub und den vielen gleissenden Heiligenscheinen. Und während wir plaudern, kommt -Reinhold Messner daher und drängt sich in unser Gespräch, der Flegel, weil er unbedungt wissen will, wies da oben ist auf dem Berg, den er noch nicht bestiegen hat. Man kann ihm den Neid vom Gesicht ablesen...

:)

Bergmann meinte dazu: Ich bin nicht fromm, es gibt noch eine Höhe über der Höhe, über dem Himmel, über den Heiligen, das ist die Negation der Negation der Hölle, da wohnen die Dialektiker des Seins, die Umgreifer des ganzen metaphysischen Raums. Und weißt du, warum ich so gewiss bin, dass ich dazu gehöre? Weil ich jetzt schon immer ein bisschen schwebe, wenn ich gehe, wenn man meine schwebe noch Gehen nennen kann, wenn dieses Gehen nicht schon Fliegen ist, oder so eine Art Schwebe des Schwebens. Ich bin oft ein so sublimer Stoff, dass ich ins Vierdimensionale auslaufe, dann bilde ich eine Haut, die ausreicht, das ganze Universum zu umhüllen, und stehe gleichzeitig trotzdem in der welt, ganz fest. Auch das ist Dialektik.

Tja, so ist das.

Schon hier auf KV spüre ich dieses Umhüllungspotential, das ich habe.

Und so umhülle ich dich auch, nenns Umarmung: Ein gutes neues Jahr dir!

Ulrich Bergmann

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Theseusel (29.12.06)
ART-KULT! WO IST DAS ENDE DER ZEIT?
und wo Du einmal dabei bist:

Kommentar von Bergmann:
Interessant der Bezug zu Kafka - der aber vom Text her kaum zu sehen ist. Wenn diese Falle noch deutlicher würde, auf die Liebe bezogen, dann wäre das ein Super-Aphorismus.

Theseusel meinte dazu: Dein Kommentar freut mich Uli! Im Entwurf habe ich noch etwas, das dann doch aus der "Trinität" in die "Dualität" führt, doch ich fürchte es leitet in die Irre... "Schließt sich der Kreis zur Doppelhelix" - dies stellt m.E. zu sehr auf den Menschen als Krone allen Seins ab...dachte auch an die Spirale im kosmischen wie biologischen Bereich...die Liebe im Rücken weist zu direkt auf den Sexualnerv des Rückgrats eines Mannes "Singularität" hin;) Oder da ist noch ein Punkt den ich falsch festmache...für einen Tipp bin ich sehr dankbar! Gruß von Gerd

Bergmann antwortete darauf: Bezug zur Falle bei Kafka: "Kleine Fabel" heißt die kleine Parabel. Die zwischen zwei aufeinander zulaufenden Wänden gejagte Maus hat die Wahl: Vor ihr die Falle, hinter ihr die Katze, die ihr zuruft: "Du musst nur die Laufrichtung ändern!"

Theseusel schrieb daraufhin: ...aber das finde ich doch gerade in Deinem "Bild" auf Deiner Autorenseite Uli! Die eckigen Klammern kann man sich zum Viereck denken oder als zwei Hände...Du nennst das in Deinem Gästebuch "Tunnelblick" üben...es fällt mir erst jetzt der Zusammenhang auf...die Faszination war schon vorher da. Also es sind Klammern und Wunden werden geklammert durch einen Kuss...Todeskuß? Hm...die kleine Fabel bietet der Maus kaum eine andere Alternative, vielleicht ein anderes Bewußtsein...wenn hinter mir die Katze ist *grübelgrübel* die Katze lieben...ups..da lande ich bei Jesus und seiner Bedingungslosigkeit...

Bergmann äußerte darauf: Meine Klammern auf meiner Autorenseite habe ich nur so, so ohne Überlegung, ohne Interpretationsprovokation gemeint - aber gut, man kann es so sehen wie du. Eigenartig - so vieles geschieht von ganz allein... als gebäre sich das Universum bis in seine Auflösung hinein, ins Nichts.

Theseusel ergänzte dazu: Aber wir kommen doch "irgendwie aus dem Nichts" Es wird trotzdem eine Endlosschleife zur Geburt (kein Wesen kann zu nichts zerfallen...das ewige...*Goethe*) denn die Lippen, die Klammern, der Kuss, die Wunde, die Vulva...deren Lippen unter Blut und Schmerzen das Ich entschlüpft aus dem Tunnel, der Helix, der Spirale, der Nabelschnur...nach einer Vereinigung, Vermählung, Verschmelzung ans Licht bringen...Licht (wieder dieses eingetrimmte katholische Bild) Es fällt mir schwer mich von Bildern zu lösen...

Wenn ich die Laufrichtung als Quantensprung betrachte...wird die Liebe überflüssig. Trotzdem spielt Verschmelzung (Hitze - Licht) eine große Rolle. Danke lieber Uli auf diese Art bekomme ich die Flut der Bilder ein wenig geordnet *g* und jetzt gebe ich mir selbst mit Chaot das nächste Stichwort:)

Genug des Kultes! Ein gutes neues Jahr 2007
Gerd

 Bergmann (29.12.06)
Oh, noch so ein Kultkommentardialog...! Lieber Gerd, nun stehen hier schon zwei solche schönen Dialoge. Und es gibt noch einige mehr, deren Vorzeigen sich lohnte. - Auch dir alles Gute fürs neue Jahr! Uli
Elias† (63)
(30.12.06)
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 Bergmann (30.12.06)
Momby, ich habe die Jovanerie extra arrangiert, den Kommentarzyklus verfasst - mach das erst mal nach! Ich wünsche dir ein weiteres Jahr, in dem du hoffentlich vimmer besser von mir lernst!

 Bergmann (30.12.06)
Lieber Eberhard,
dein Kommentar ist ein Gedicht!
:

Wo bleibt
das gefühlsklare Freitagsgemetzel,
der radikalkonstruktivistische Wahnsinn
aus der Gosse,
die schreienden Augen des Himmels,
LiebLiebLiebLiebesliebe und
das Antlitz des christlichen Antichristen,

wo bleibt das Gebrüll
der sanften Welle am Granit und
das Heulen des Nordost
ums Iglu meiner Melancholie,
wo der Wal, dessen Blas mich aufsteigen läßt
in die höheren Sphären zeitloser
Witzigkeit und blutbrodelnder SchlagFertigkeiten?

Ah, ich - fühle mich verstanden -

 Bergmann (08.06.07)
Wir sind die Plattform, Andrea, du und ich und andere, die uns ähnlich sind! Wir sind die Plattform!

 Bergmann (08.06.07)
Schwierig jetzt. Dann bist du dir ganz allein Plattform. Und ich bin platt, ganz formlos ohne dich.
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