KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Ein wunderbarer Liebesbrief
203. Kolumne
[für loslosch]
Der jüngere Plinius (der den Ausbruch des Vesuvs erlebte) heiratete Calpurnia, seine dritte Frau, als diese 15 Jahre alt war, er war 25 Jahre älter... Es gibt einige Briefe von Plinius minor an seine junge Frau. Ich wähle diesen kurzen (Epistulae VII,5) und übertrug ihn ins Deutsche ziemlich frei. Wer Latein kann, wird die Eleganz und zugleich die grammatische Dichte und Klarheit dieser Sprache bewundern.
C. Plinius Calpurniae suae
Scribis te absentia mea non mediocriter adfici unumque habere solacium, quod pro me libellos meos teneas, saepe etiam in vestigio meo colloces.
Gratum est quod nos requiris, gratum, quod his fomentis adquiescis; invicem ego epistulas tuas lectito atque identidem in manus quasi novas sumo. Sed eo magis ad desiderium tui accendor.
Nam, cuius litterae tantum habent suavitatis, huius sermonibus quantum dulcedinis inest! Tu tamen quam frequentissime scribe, licet hoc ita me delectet, ut torqueat.
Vale.
Liebe Calpurnia,
du schreibst, dich schmerzt meine Abwesenheit sehr, dich trösten nur meine Schriften und die Plätze, wo ich mich aufhielt.
Lieb von dir, dass du uns vermisst, lieb, dass du, so gelindert, zur Ruhe kommst. Auch ich lese immer wieder deine Briefe und halte sie wie neu in meiner Hand. Aber dann sehne ich mich noch viel mehr nach dir.
So liebevoll deine Briefe sind, so fehlt mir der Liebreiz deiner Stimme in unseren Gesprächen. Schreibe mir trotzdem so oft wie möglich, dann wiegt die Freude wenigstens meinen Schmerz auf.
Lebe wohl!
Plinius der Jüngere, Epistulae VII,5