KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Sonntag, 27. November 2011, 10:27
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Ignatius von Loyolas Fundament der Fundamente

276. Kolumne

REDE ZUM EMPFANG DES NEUEN DIREKTORS
DES ST. MICHAEL-GYMNASIUMS AM 11. APRIL 1994


Sehr geehrter, lieber Herr N.!

Wir freuen uns auf Sie, - auf eine Chance für unsere Schule, für uns alle.
Was unsere Herzen bewegt, ist ganz einfach und doch anspruchsvoll:

Wir wollen und können mit Ihnen gemeinsam unsere Erfahrungen und Ideen zum guten Ganzen moderieren; eine neue Effizienz schaffen, eine Effizienz an Offenheit, an schöpferischem Individualismus und Kooperation; Güte riskieren, auch im Streit; alle Angst vor Paragraphen und Sachzwängen und vor unseren eigenen Schwächen besprechen und verringern, so gut es geht; das Junge in uns stärken, nicht verraten, das ist wichtig; und ruhig wieder mehr Demokratie wagen - mit uns und mit den Schülern!
Und ansonsten?
Seien wir leichter und gelassener. Das wäre wahrer Humanismus an der Schule - gute Menschlichkeit, Verstand mit Wärme.

Ignatius von Loyola, dem wir unsere Schule auch ein wenig zu verdanken haben, nennt zu Beginn seiner "Geistlichen Übungen" als Fundament des Fundaments,

"... dass jeder ... bereitwilliger sein muss, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen; und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht, und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe; und wenn das nicht genügt, suche er alle angebrachten Mittel, damit jener, indem er sie gut versteht, sich rette."

Die Bereitschaft und Fähigkeit dazu wünschen wir Ihnen, Herr N., und uns - und allen unseren Partnern in echter Bildungsarbeit! Seien Sie im Namen des Kollegiums herzlich willkommen!

Ulrich Bergmann



Anmerkung:

IGNATIUS VON LOYOLA, GEISTLICHE ÜBUNGEN

21
GEISTLICHE ÜBUNGEN,
UM ÜBER SICH SELBST ZU SIEGEN
UND SEIN LEBEN ZU ORDNEN,
OHNE SICH DURCH IRGENDEINE
ANHÄNGLICHKEIT BESTIMMEN
ZU LASSEN, DIE UNTERGEORDNET IST.

22
Damit sowohl der, der die geistlichen Übungen gibt, wie der, der sie empfängt, mehr Hilfe und Nutzen haben, [Es] ist vorauszusetzen, dass jeder gute Christ bereitwilliger sein muss, die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen; und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht, und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe; und wenn das nicht genügt, suche er alle angebrachten Mittel, damit jener, indem er sie gut versteht, sich rette.

Geistliche Übungen und erläuternde Texte. Übersetzt und erläutert von Peter Knauer. Graz Wien Köln [Verlag Styria] 1978, S. 23

Die Weglassung "gute Christ" ist im kantischen Sinne vertretbar, wie ja überhaupt dieses von Loyola selbst so genannte "Fundament des Fundaments" offenkundig den Charakter eines kategorischen Imperativs hat.

Der Jesuit Prof. Peter Knauer schreibt zur Geistlichen Übung 22 (S. 23, Anm. 8): "Es werden [im Fundament des Fundaments] keine bestimmten Glaubenswahrheiten vorausgesetzt, sondern nur die prinzipielle Bereitschaft zu einem dialogischen Selbstverständnis, wie sie nicht nur von einem guten Christen, sondern von jedem Menschen zu erwarten ist. In einem dialogischen Selbstverständnis ist man zur Offenheit des Hörens auf den anderen Menschen bereit, während man sich in einem monologischen Selbstverständnis im Grunde nur sagen ließe, was man ohnehin bereits von sich aus wissen kann."

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