KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Nieder mit dem Inszenierungs-Manierismus!
308. Kolumne
Was das Regietheater angeht (Oper und Sprechbühne), so muss dieser Unsinn bald ein Ende haben; es ist ein Zirkus der Eitelkeiten. Den Text nimmt kein Regisseur, der Neues wagt wie einer, der blind durch die Wüste läuft, überhaupt noch ernst. Man setzt auf ein Publikum, das keine Ahnung hat, und demonstriert, dass man die Maßstäbe von RTL auch für die Oper und das Theater anwendet. Selten gelingt mal so eine Abscheulichkeitsinszenierung, aber auch da werden nur Narzissmen bedient, um so ein intellektuelles Jucken hinter der Stirn zu evozieren: Ich verstehe deinen Vergewaltigungswitz. Es sind Verständigungsinszenierungen, wo der eine Großkünstler mit dem anderen wetteifert in Sinnzerschlagung, angeblich mit dem Ziel, Sinn aufzuheben im dialektischen Sinne Hegels, also Rettung, nein Erschaffung des Stücks durch mehrfache Metamorphose. Meist lehnt sich der Regisseur, der mit den schlecht bezahlten und vollkommen abhängigen Schauspielern machen kann was er will (oder die er im Namen seiner höheren Kunst verführt), an den Abklatsch des Abklatschs an, den wir im Fernsehen vorgesetzt bekommen. Da ist jede reale Szene im Alltagsleben wahrer und schöner und faszinierender als der Bühnenkrampf, den ich (leider ab und zu auch in Köln) erdulden muss. Im Namen der Kunst: Lernt lesen und stellt euren Wahnsinn und Narzissmus, eure Einfälle und Absichten immer in den Dienst des Werks!