KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 13. März 2009, 18:55
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Literarische Parodien

In einem Thread, in dem es anfangs um Erreichbarkeit (Internet-Empfang) ging, entzündete sich bald ein Schlagabtausch zwischen Giftpreisträger und mir. Leider hat Herr Gift seine (sehr gelungenen!) Szenen gegen mich alle eliminiert.
Eine schöne Prometheus-Parodie Theseusels füge ich hier bei.


Eins

TOXISCH
Sechstes Bild

IM TALE

[Herr Gift, als Schlange, aus einem Felsspalt zischelnd, von unten:]

Habe nun, ach! Pamphletie,
Schwadronikum her und hin,
Und leider zu wenig Diplomatie,
Durchaus probiert, mit heißem Bemühn.
Da kriech ich nun, ich arme Schlange
Und spucke immer viel zu lange;
Heiße Gift, bin Preisträger gar,
Und ziehe schon im ersten Jahr
Auf Keinverlag mein Publikum
Und die Autoren an der Nase herum -
Und sehe, daß ich nichts erreichen kann.
Ich habe schier mein Gift vertan
Und hab sogar mich selber schon gebissen.
Daher ist mir auch alle Freud entrissen.

(Herr Gift fühlt sich nun ganz beschissen.)

Zwar möcht' kein Hund so länger leben,
Doch hab ich mich dem Schicksal ergeben,
Daß ich mir nicht, mit saurem Schweiß,
Zu sagen brauche, was ich schon weiß:
Daß ich erkenne: Mir missfällt,
Was Ihn im Innersten zusammenhält.

[Bergmann, von oben zu Herrn Gift:]
Wie dumm, dass man sich wieder trifft!
Ich wähnte Sie, Herr Gift, zu Hause,
Sie wären sicherer in Ihrer Klause.

[Gift denkt: Er meint, ich bin bloß ein Banause.]

Verstehen Sie, bei mir juckt alles,
Besonders vor dem Fall des Phalles...
Hingegen kratzen Sie sich nur am Nichts
Und suchen dort die Worte des Gedichts,
Das Ihnen nie gelingt in solchem Wahn.
Ja Gift, nur Gift! zieht Sie hinan!

[Bergmann weint und trocknet seine Tränen:]

Er tut mir leid, Herr Gift gehört zu denen,
Die sich gern aus dem Fenster lehnen
Und ihre eigne Tiefe still bewundern.
So eine Haltung macht ihn sehr beliebt bei Flundern...
Ach, mit so ungeschickten Mächten
Ist kein ew’ger Bund zu flechten.

[Gift wandelt sich und wird ganz schwänzlich,
Die Worte fehlen ihm nun gänzlich,
Und bald entschwinden alle seine Glieder.
Doch Bergmann denkt: Das war noch nicht sein letztes Wort,
Der springt zu seinen Flundern nicht von Bord,
Der will sich weiter reiben, der kommt wieder!]


Zwei

Chor der User

Die Männer:
Qualität beginnt nun mal mit G.,
sagt Gift, das Wortspiel tut mir weh
und wird mir, denk ich drüber nach, zur Gwal,
die Gwalität Herrn Gifts wird richtig schal.

Die Frauen:
Wir loben uns das schöne B.,
auf dass es für Bedeutung und das Beste steh.
Denn von Herrn B. ein kleines Stück
gewährt uns schon das größte Glück!

Alle:
Hinweg mit diesen schlimmen Versen von Herrn G.!
Sie schaden nur der Kunst und haben keinerlei Idee.
Wir lieben den, der wirklich etwas kann:
Nur Ewig-Bergmännliches zieht uns hinan!


Drei

Der Giftkönig

Wer schreibt so übel und leicht verkifft?
Es ist der Preisträger mit seinem Gift;
Er schreibt es wohl immer aus lauter Harm,
Das macht ihn sicher, das hält ihn warm.

„Mein User, warum strahlt so froh dein Gesicht?“ -
„Siehst Preisträger du den Bergmann nicht?
Den Dichter dort mit Kron und Schweif?“ -
„O User, du siehst nur, was ich nicht begreif.“ -

‚Du liebes Wort, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Bilder halt ich in der Hand,
Meine Phantasie trägt manch gülden Gewand.’

„O Preisträger, Preisträger, hörest du nicht,
Was Bergmann mir eben leise verspricht?“ -
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein User“,
säuselt mit dürren Giftblättern der Looser. -

‚Willst, feine Sprache, du mit mir gehn?
Meine Gedanken sollen dich machen schön;
Meine Gedichte führen zum besseren Sein
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.’

„Ach, Preisträger, Preisträger, und siehst du nicht dort
im Zaubernetz König Bergmanns Wort?“ -
„Mein User, mein User, ich seh es genau,
die Worte des Satans sind absolut grau.“ -

„Aber ich liebe Bergmanns Sprachgewalt…“
„Wenn das so ist, dann mach ich dich kalt.“
„Bergmann, hilf mir, jetzt fasst er mich an!
Preisträger hat mir ein Leids getan!“ -

Dem User grauset’s vorm ätzenden Gift,
Doch Bergmann schreibt mit rettendem Stift,
Preisträger flieht mit Mühe und Not;
In allen Augen das Gift war tot.


Vier

Der Zauberbergmann

Hat der alte Zauberbergmann
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun will ein Pseudomeister
Auch nach etwas Höherem streben.
Seine Wort und Werke
Merk ich mir im Bauch,
Bergmanns Geistesstärke
Habe ich doch auch.

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Die Gedanken fließen
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Giftwerk sich ergießen,
Das dann alle User lesen.
Sprache soll sich mir enthüllen!
Bin zu lange Knecht gewesen:
Nun erfüll ich meinen Willen!
Auf zwei Beinen steh ich,
Oben ist mein Kopf,
Ich eile nun und gehe.
(So ein armer Tropf!)

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Die Gedanken fließen
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Giftwerk sich ergießen,

Seht, ich greif zum Duden!
Hach! Seht meinen Redefluss,
Und mit Blitzesschnelle luden
Worte sich zu raschem Guss.
Schon zum zweiten Male!
Wie mein Text anschwillt!
Wie ein jeder Satz
Voll mit Gift sich füllt!

Aber ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch ein Wort vergessen!
Ach, das Wort, auf dass am Ende
Jeder User meinen Text verstehe!
Ach, ich such es nun behende
Könnte ich nur besser lesen!

Immer mehr versiffte
Wörter bring ich rein,
Ach, und hundert Gifte
Fallen mir jetzt ein!
Nein, nicht länger
Kann ich Bergmann oben lassen:
Will ihn fassen!

Das ist Tücke!
Ach, nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll ich in Bergmanns Wort ersaufen?
Seh ich über meine Schwelle
Doch schon seine Worte laufen.
Bergmann, du verruchtes Wesen,
Das mich gar nicht lesen will!
Erst wenn du mich hast gelesen,
Bin ich wieder still!

Will am Ende
Dich nur hassen!
Will dich nimmermehr erfassen,
Will dich hart zusammenfalten
Deine Texte ganz behende
Dann mit meinem Gift zerspalten!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Denn es geht mir schon ganz schlechte!

Endlich kommt der große Meister!
Bergmann sieht: Die Not ist groß!
Die ich nicht rief, die Geister,
Sagt er, werd ich kaum noch los,
Denn mit Gift bescheißt er!

In die Ecke,
Giftpreisträger!
Seids gewesen!
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.


Fünf

Hymen an die Freunde
(von Theseusel)

Bedecke deinen Himmel Preuss'
Mit Nebelgift
Und übe dem Raben gleich
Der Kassen schröpft
An Eicheln dich, nicht Bergmannshöhn'
Mußt ihm seine Herde
Doch lassen stehn
Und seinen Gerd
Um dessen Mut
Du ihn beneidest.

Ich kenne nicht Ärmeres
Unter der Sonn' als dich Spötter
Du nährst nur kümmerlich
Von Bürgersteuern
Und Gebetsbauch
Deine Tollität
Und darbtest, wären
Nicht Waldorff und Stedler
Hoffnungslose Horen.


Sechs

Schlussballade
von Johann Wolfgang von Bergmann

Da hatt ich einen Kerl zu Gast
Auf meiner Seite – welche Last!
Ich hatte einen kleinen Text,
Hat sich der Kerl daran verkleckst!
Las alles, was ich gespeichert hatt.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,
Tut ihn der Teufel ins Forum führen,
Über meine Texte zu räsonieren:
“Der Text hätt können gewürzter sein,
Die Verse strenger, reiner der Reim.“
Was für ein wilder Schaumschläger!
Nehmt ihm die Pünktchen weg! Es ist ein Giftpreisträger!

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Theseusel (05.12.08)
Das ist dann wieder mal so ein Fred, der einfach Spaß macht und einen natürlich auch ärgert, denn der Herr Gift hat ja nicht nur gespritzt:) Er hat mit der Rassel geklappert, sich gewunden, hatte zum Würgegriff angesetzt, wickelte ein Opfer und sich ein ... und hat sich dann leider verkrochen, folglich die Dramaturgie auf die Spitze getrieben ... jetzt taucht er nur noch als Rumpelstielzchen auf - er ist einfach kein Herdentier!*g*

 IngeWrobel (05.12.08)
...im Sinne des Titels:

Und wo sich die Herren trennen,
Gegenseitig sich verachten,
Kein' von beiden wird erkennen,
Daß sie nach demselben trachten.
Und das grobe Selbstempfinden
Haben Leute hart gescholten,
Die am wenigsten verwinden,
Wenn die andern was gegolten.


...süd-westlicher Diwan....

 Jorge (23.01.09)
Nicht nur auf dem süd-westlichen Diwan auch auf dem schlichten spanischen Sofa lese ich mit Vergnügen die literarischen Parodien.
Für neue kVler müssten sie Pflichtlektüre sein, da ansonsten vieles
Unverstanden und Missverstanden bleibt.
Zur Zeit online:
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