Campbell, Stan:
Espresso-Bibel
In 60 Minuten durch das Alte und Neue Testament
Eine Rezension von JoBo72
Es ist kein geringes Anliegen, das Buch der Bücher auf etwa 150 DIN A 6 – Seiten zu reduzieren, ohne dabei Wesentliches wegzulassen und ohne in verkürzende, missverständliche Vereinfachungen zu fallen, die von der Botschaft der Heiligen Schrift womöglich das Entscheidende wegnehmen. Stan Campbell ist dies gelungen. In seinem Büchlein „Espresso-Bibel. In 60 Minuten durch das Alte und Neue Testament“ geht er in Sieben-Meilen-Stiefeln ohne unverzeihlichen Substanzverlust durch die Texte der 39 Bücher des Alten und der 27 Bücher des Neuen Testaments. Alles, was erwähnt werden muss, um die Basis des jüdischen wie des christlichen Glaubens zu verstehen, wird erwähnt, auch wenn es auf die nackten Fakten verdichtet ist wie beispielsweise in der Geschichte von Kain und Abel, die Campbell so erzählt: „Als Gott ein Opfer von Kain ablehnte, aber eins von Abel annahm, bekam Kain einen Eifersuchtsanfall. Er lockte Abel hinaus auf ein Feld und beging den ersten vorsätzlichen Mord. Als Gott ihn daraufhin ins Verhör nahm, spielte er den Unschuldigen, hatte damit aber wenig Erfolg.“ Noch Fragen?
Campbell ist sich durchaus bewusst, dass die Bibel auch von ihrer literarischen Gestalt lebt, und fügt im Anhang Psalm 23 exemplarisch bei, nebst zentraler Stellen des Neuen Testaments (Seligpreisungen, Hohelied der Liebe). Das ist wichtig, denn das Interesse an der Schrift sollte nicht nur ihrer zeitlosen Wahrheit, sondern auch ihrer Schönheit gelten. Und dass es um das Wecken von Interesse geht, steht außer Frage. Immer wieder betont Campbell, dass er die Texte nur in ihren Grundzügen skizzieren kann und sich die Leserin bzw. der Leser doch die Zeit nehmen sollte, einmal das Original zur Hand zu nehmen, um sich in die tiefe Weisheit der Sprichwörter und der Psalmen einzugraben, Jesus im O-Ton sprechen zu hören oder die Bilderfülle der Apokalypse zu erleben.
Damit wären wir beim pastoralen Wert des Büchleins für die Schulpause oder die Wartezeit am Busbahnhof angekommen. Ist es aus seelsorgerischer Perspektive wirklich gut, in unserer schnelllebigen Zeit eben dieser Schnelllebigkeit Tribut zu zollen und den Kern der christlichen Lehre samt ihrer befreienden, erlösenden Botschaft für die Welt auf ein solch schmales Brett zu stellen? Wäre es nicht besser, man verlangte von dem, der sich ernsthaft mit der Bibel auseinandersetzen möchte, die Bereitschaft, dies in aller Ruhe und mit dem nötigen Abstand zum Alltag zu tun? Sicher, besser schon. Nur ist die Alternative zu Campbells Büchlein ja nicht etwa ein intensives Bibelstudium, sondern gar keine Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Wenn sein Ansatz, biblische Geschichten und Botschaften, kurz, unterhaltsam und eingängig zu rekonstruieren, für viele Menschen mit Anfangsinteresse ein Einstieg sein könnte und für einige von ihnen sogar der Beginn einer intensiveren Beschäftigung mit dem christlichen Glauben und seiner grundlegenden Offenbarung, dann hätte die „Espresso-Bibel“ ihren Zweck erfüllt.
Die Chancen für eine derartige missionarische Wirkung der „Espresso-Bibel“ stehen gut, weil deren Botschaften so treffend sind wie diese: „Die Erkenntnis, dass Gott immer gegenwärtig ist und für einen sorgt, kann dem Leben einen Sinn geben, wenn es sonst nichts gibt, das dies tut.“ (über Koholet) und der Autor seiner Leserschaft zudem mit Hinweisen bei der Exegese der Texte assistiert: „Nach einer langen Zeit der Belagerung eroberten die Römer 63 v. Chr. Jerusalem, töteten viele Priester und schändeten das Allerheiligste im Tempel. Deshalb hegen viele Menschen am Anfang des Neuen Testaments immer noch eine große Abneigung gegenüber Rom. Behalten Sie dies im Hinterkopf, wenn wir nun unsere Reise durch die Bibel fortsetzen.“ (über die Auswirkungen der Besatzungspolitik des Römische Reiches in Judäa). In der Tat: Das muss man wissen, will man die Evangelien, die Apostelgeschichte und die paulinischen Briefe verstehen, über die Campbell mit Blick auf den Gelehrtenstreit um die genaue Reihenfolge ihrer Abfassung lapidar bemerkt: „Was zählt, ist der Inhalt der Briefe, und nicht, wann der Autor sie verfasst hat.“ Noch Fragen?
Campbells „Espresso-Bibel“ ist eine gelungene „Heilige Schrift für zwischendurch“, die in ihrem unakademischen Duktus, ihrer einfachen, aber dennoch präzisen Sprache und ihrer Konzentration auf das Wesentliche Lust macht auf mehr. Empfehlenswert!
Campbell ist sich durchaus bewusst, dass die Bibel auch von ihrer literarischen Gestalt lebt, und fügt im Anhang Psalm 23 exemplarisch bei, nebst zentraler Stellen des Neuen Testaments (Seligpreisungen, Hohelied der Liebe). Das ist wichtig, denn das Interesse an der Schrift sollte nicht nur ihrer zeitlosen Wahrheit, sondern auch ihrer Schönheit gelten. Und dass es um das Wecken von Interesse geht, steht außer Frage. Immer wieder betont Campbell, dass er die Texte nur in ihren Grundzügen skizzieren kann und sich die Leserin bzw. der Leser doch die Zeit nehmen sollte, einmal das Original zur Hand zu nehmen, um sich in die tiefe Weisheit der Sprichwörter und der Psalmen einzugraben, Jesus im O-Ton sprechen zu hören oder die Bilderfülle der Apokalypse zu erleben.
Damit wären wir beim pastoralen Wert des Büchleins für die Schulpause oder die Wartezeit am Busbahnhof angekommen. Ist es aus seelsorgerischer Perspektive wirklich gut, in unserer schnelllebigen Zeit eben dieser Schnelllebigkeit Tribut zu zollen und den Kern der christlichen Lehre samt ihrer befreienden, erlösenden Botschaft für die Welt auf ein solch schmales Brett zu stellen? Wäre es nicht besser, man verlangte von dem, der sich ernsthaft mit der Bibel auseinandersetzen möchte, die Bereitschaft, dies in aller Ruhe und mit dem nötigen Abstand zum Alltag zu tun? Sicher, besser schon. Nur ist die Alternative zu Campbells Büchlein ja nicht etwa ein intensives Bibelstudium, sondern gar keine Beschäftigung mit der Heiligen Schrift. Wenn sein Ansatz, biblische Geschichten und Botschaften, kurz, unterhaltsam und eingängig zu rekonstruieren, für viele Menschen mit Anfangsinteresse ein Einstieg sein könnte und für einige von ihnen sogar der Beginn einer intensiveren Beschäftigung mit dem christlichen Glauben und seiner grundlegenden Offenbarung, dann hätte die „Espresso-Bibel“ ihren Zweck erfüllt.
Die Chancen für eine derartige missionarische Wirkung der „Espresso-Bibel“ stehen gut, weil deren Botschaften so treffend sind wie diese: „Die Erkenntnis, dass Gott immer gegenwärtig ist und für einen sorgt, kann dem Leben einen Sinn geben, wenn es sonst nichts gibt, das dies tut.“ (über Koholet) und der Autor seiner Leserschaft zudem mit Hinweisen bei der Exegese der Texte assistiert: „Nach einer langen Zeit der Belagerung eroberten die Römer 63 v. Chr. Jerusalem, töteten viele Priester und schändeten das Allerheiligste im Tempel. Deshalb hegen viele Menschen am Anfang des Neuen Testaments immer noch eine große Abneigung gegenüber Rom. Behalten Sie dies im Hinterkopf, wenn wir nun unsere Reise durch die Bibel fortsetzen.“ (über die Auswirkungen der Besatzungspolitik des Römische Reiches in Judäa). In der Tat: Das muss man wissen, will man die Evangelien, die Apostelgeschichte und die paulinischen Briefe verstehen, über die Campbell mit Blick auf den Gelehrtenstreit um die genaue Reihenfolge ihrer Abfassung lapidar bemerkt: „Was zählt, ist der Inhalt der Briefe, und nicht, wann der Autor sie verfasst hat.“ Noch Fragen?
Campbells „Espresso-Bibel“ ist eine gelungene „Heilige Schrift für zwischendurch“, die in ihrem unakademischen Duktus, ihrer einfachen, aber dennoch präzisen Sprache und ihrer Konzentration auf das Wesentliche Lust macht auf mehr. Empfehlenswert!
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