Keil, Geert:

Willensfreiheit und Determinismus

Eine Rezension von  JoBo72
veröffentlicht am 20.12.09

Neuerscheinung zu altem Thema – Geert Keil zur Freiheit des Menschen

Eine uralte Frage lautet: Ist der Mensch frei in seinen Entscheidungen oder vorherbestimmt durch die Gesetze seiner Natur? Neuere wissenschaftliche Befunde scheinen auf letzteres hinzuweisen. Andererseits legt uns unsere Lebenserfahrung nahe, dass wir uns ständig frei entscheiden, weil wir ja aus vorgegebenen Alternativen tatsächlich wählen. Vielleicht aber, so Vertreter des Determinismus, meinen wir nur, wir wählten frei. Es könnte mithin sein, dass wir tatsächlich einem festgelegten Programm folgen, das sich nach festgelegten Gesetzmäßigkeiten in unserem Gehirn als Resultat neuronaler Dispositionen entfaltet. Dies wiederum widerspricht unserem Selbstbild, was wiederum ein Hinweis darauf sein könnte, dass mit der Vorstellung selbst etwas nicht stimmt. Wie lässt sich unter diesen Bedingungen sinnvoll weiterdenken?

Einen gelungenen Ausweg aus dem Dilemma leistet eine philosophische Analyse des Freiheitsbegriffs selbst. Wozu soll der Mensch frei sein? Zu einfachen Handgriffen oder zu komplexen Handlungen, die in einem Geflecht von Bedingungen stattfinden? Also: Um welche Freiheit geht es eigentlich? Um absolute Bindungslosigkeit oder um einen vernünftigen Entscheidungsspielraum innerhalb der Sphäre des Gegebenen?

Geert Keil, Professor für Theoretische Philosophie an der RWTH Aachen, nimmt dies in seiner einführenden Darstellung „Willensfreiheit und Determinismus“ auf. Er bestimmt die Freiheit, die Philosophen meinen als „libertarische Freiheit“ und verteidigt die so verstandene Willensfreiheit gegen alte und neue Determinismusargumente. Nach lehrbuchartigen Bemerkungen zu Inhalt und Stand der Debatte zeigt er durch die überzeugende Widerlegungen einiger „Determinismus-Mythen“, dass wir sehr wohl „auch anders können“, nämlich dann, wenn Entscheidungen zu komplexen Sachverhalten anstehen, bei denen es um das Abwägen von Gründen vor dem Hintergrund von Weltanschauung, Wertvorstellungen und Lebenserfahrungen geht. Auf Basis des libertarischen Freiheitsbegriffs formuliert Keil „Zehn Thesen“ zur Willensfreiheit, die in der provokanten, gleichwohl konsequenten Feststellung gipfeln: „Die Hirnforschung hat aus eigenen Mitteln nichts Relevantes zum philosophischen Freiheitsproblem beizutragen.“ Hirnforscher und Philosophen meinen eben unterschiedliche Dinge, wenn sie von „Handlungen“, deren „Bedingungen“ und von „Freiheit“ reden.

Das Büchlein, das in der Reihe „Grundwissen Philosophie“ bei Reclam erschien, wendet sich an interessierte Laien, die sich rasch einen Überblick verschaffen wollen. Besonders nützlich ist die „Zeittafel“, in der die über zweitausendjährige Debatte in historischer Perspektive skizziert ist. Wichtige Begriffe werden in einem Glossar erklärt und weiterführende Literatur in einer „kommentierten Bibliographie“ vorgestellt. Auch Studierenden wird das Buch damit für eine erste Orientierung hilfreich sein.
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Kommentare zu dieser Rezension


 Nicht registrierter NutzerFairyedge_World (21.12.09)
Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Hatte bei Herrn Keil einige Seminare und Vorlesungen, und der Mann weiss wirklich, wovon er spricht! Ich hatte mich zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt, konnte mich auch kontrovers zu seinen Ansichten deuten, und er war auch zu Einsichten bereit, wo es keine eindeutig schlüssigen Wege gab. Ein kompetenter Mann, ein kompetentes Buch. Für wenig Geld erhält man einen guten Querschnitt durch das leidenschaftliche Interesse eines Mannes, der in der heutigen Zeit tatsächlich noch weiss, womit er sich da befasst.

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