Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Deutschland vs. Holland – ein Abgesang
von Lala
Deutschland vs. Holland – ein Abgesang
Seltsam, trotz der Hitze die im Stadion auch noch nach 23.00 Uhr bei 40 Grad im Schatten gelegen haben soll, trotz des schier ewigen Bruderduells zwischen Holland und Deutschland, war mir weder vor noch während geschweige denn nach dem Spiel besonders heiß zumute. Eigentlich war meine emotionale Temperatur gleich Null. So starr oder unbewegt wie die hollländischen Spieler, die mal weit weg oder nicht nah dran am Gegner waren und auch mit fantastischen Fehlpässen glänzten. Emotionaler Höhepunkt auf dem Platz erschien mir das albern bockbeinige vom Platz stiefeln von Robben. Er erschien mir dabei aber fürchterlich albern und gerne hätte ich ihm eine Rassel zugeworfen. Eigentlich hätte der emotionale Höhepunkt der Schlag von Huntelaar gegen Schweinsteiger sein müssen, eigentlich hätte die astreine Tätlichkeit wieder etwas Feuer in das Duell bringen können. Aber trotz des Schmerzensschreis von Schweinsteiger blieb ich und irgendwie auch das ganze Umfeld sehr gelassen. Das war 1990 doch was anderes als Rijkard Völler angespuckt hatte. Dieser Schlag war schlicht Ausdruck der holländischen Unfähigkeit, auf dem Platz etwas Sinnvolles zu Stande zu bringen. Ein Mitgucker bemerkte nur lakonisch: „Verlieren konnten die Holländer noch nie gut.“ Damit war das Thema für mich auch schon erledigt und ich verspürte keinen emotionalen Aufwallungen mit Ghettoblaster und voll Rohr aufgedrehten Wagner Opern durch Amsterdam zu fahren, geschweige denn mit einem Panzer. Nichts. Die Holländer spielten schlecht, benahmen sich schlecht und verloren gänzlich unspektakulär 1:2. Als man die Holländer beim letzten Aufeinandertreffen noch mit 3:0 auseinandergenommen hatte, erinnere ich mich noch an ein angenehm süßes Glücksgefühl, das noch den ganzen nächsten Tag anhielt. Gestern hingegen in der ukrainischen Sauna und trotz des Wissens, dass bei den holländischen Fans die gefühlte Temperatur „im Arsch“ lautet, blieb es aus.
Vielleicht illustrieren die Bilder nach dem Abpfiff den Verlust den ich beklage besser wieder. Nach dem Abpfiff fanden sich der müde Bommel und der abgekämpfte Schweinsteiger Arm in Arm wieder. Sie umarmten sich so innig und Schweinsteiger war so nett zu dem alten Holländer, dass ich mich fragte, ob es jemals wieder so wie früher werden könne, wo sich Koeman mit dem Shirt von Thon den Arsch abwischte? Nach diesem Spiel befürchte ich das Schlimmste. Aber vielleicht muss Holland nur einfach mal wieder gegen uns gewinnen, zeigen, dass sie mithalten können, eine echte Chance haben, damit wieder mehr im Dampf im Kessel ist. Aber möglicherweise ist das so unwahrscheinlich wie ein Holländer, der anständig Auto fährt? Ach, ach, auch diese Witze wirken heute nur noch schal. So muss ich wohl auf lange Sicht den Tod eines geliebten Feinds beklagen.