Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
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Heimat
von AlmaMarieSchneider
Vor Jahren wurde ich einmal gefragt, was Heimat für mich wäre. Irgendwie konnte ich die Frage nicht recht beantworten. Ist es der Ort an dem ich jetzt lebe oder doch mehr der Ort wo ich meine Kindheit verbrachte oder sind es die Orte an denen ich mich während meines Lebens aufhielt?
Die für mich gültige Antwort bekam ich dann sehr weit weg von meiner Heimat. Ich schlenderte gerade über den Platz des Himmlischen Friedens in Peking als ich hinter mir ein lautes „bassd scho“ vernahm. Ein Franke, dachte ich. Ein äußerst zufriedener Franke. Ein „bassd scho“ ist das höchste Lob oder Ausdruck großer Zufriedenheit und plötzlich wusste ich wo meine Heimat war. Nämlich dort, wo meine Muttersprache, dieses fränkisch verstanden wurde. Dort wo die Fregger zu Hause sind, wo man riesige Schäufele mit Kraut verdrückt, Wo man ein Stück Torte mit Worten wie „die Doddn do doddn“ an der Bäckertheke aussucht, wo man Hochdeutsch eher für eine Fremdsprache hält, die nur aus Karrieregründen gesprochen wird, dort wo man Fremden gerne den Weg erklärt und der dann immer zur Autobahn führt, dort wo oft jeder alleine am Wirtshaustisch sitzt und ein Gesicht macht als wenn alle restlichen Plätze bereits reserviert wären. Fragt man aber an ob man sich dazu setzen darf wird in der Regel ein knappes „bassd scho“ zu hören sein. Fremdeln ist eine Eigenheit der Franken, die es Fremden erlaubt schnell heimisch zu werden und wenn auch das restliche Deutschland davon ausgeht, dass Franken in Bayern liegt, liegt für die Franken, Franken in Franken.
Damals habe ich beschlossen mich auch verbal wieder meiner Heimat zu zu wenden. Tapfer stellte ich mich den Vorurteilen, dass Menschen, die Mundart sprechen ungebildet seien und dumm. Dabei liegt in der Mundart die Kraft und das Wesen von anheimelnder Zugehörigkeit. Ein Gefühl, das mir plötzlich in der Fremde meinen persönlichen Begriff von Heimat vermittelte.