Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
Dienstag, 28. Mai 2013, 01:05
(bisher 4.359x aufgerufen)
(bisher 4.359x aufgerufen)
Gute Nachrichten?
von Matthias_B
Nicht nur die FAZ frohlockt ob der signifikant angestiegenen Kauflaune hierzulande, wobei mit "[dem] intakte[n] Arbeitsmarkt, gute[n] Tarifabschlüsse[n] sowie eine[r] sinkende[n] Inflation" wahrscheinliche Gründe für das Konsumwunder angegeben werden. Moment, ein weiterer wird noch nachgeliefert: "Hinzu komme die niedrige Sparneigung, die im Mai auf einen neuen historischen Tiefstwert gesunken [sei]". Sodann werden diese scheinbar höchst positiven Aspekte näher beleuchtet, z.B. indem in puncto Arbeitsmarkt erläutert wird, dass laut dem sogenannten GfK-Experten Bürkl "[ a]ufgrund des hohen und stabilen Beschäftigungsniveaus [...] die Verbraucher kaum Angst davor [hätten], ihren Job zu verlieren". Das Wort "Arbeitsplatz" scheint ziemlich unattraktiv geworden zu sein, da es kaum noch in den Mund genommen wird - außer wenn es bei politischen Debatten wider den jeweiligen Gegner, der "Arbeitsplatzvernichtung" betrieben habe, betreibe bzw. betreiben wolle, geht. Letztens war etwa ein Viertel der Arbeitnehmer zum Niedriglohn beschäftigt; blieb dies ebengleich "stabil"? Und: Vor etwa einem halben Jahr wurde - u.a durch die FAZ - berichtet, dass die Tarifverträge v.a. bei der Leiharbeit hinsichtlich der angemessenen Mindestbezahlung oftmals unterlaufen werden würden, was sich hoffentlich zum besagten "[G]ut[en]" geändert hat? Ein Punkt sticht heraus: "Geld auf die hohe Kante zu legen, [scheint] [...] eher unattraktiv [zu sein]"(1). Wozu auch? Überall laden einen hochwertige Erzeugnisse mit unglaublicher Haltbarkeit, vertrauenswürdige Mitarbeiter_innen, deren prägnant-informativer Kundenservice keine Wünsche offen lässt, und sinnvolle Zerstreuungen für die gefestige, aber produktorientierte Persönlichkeit zum Kauf ein, sodass man tänzelnd "I'm buying in the rain" anstimmen möchte. Vielleicht spielen da ebenso andere Überlegungen eine Rolle, was in der letzten Zeit durchgeführte Umfragen nahelegen, von denen eine an dieser Stelle repräsentativ erwähnt wird: "Laut [...] ARD-Deutschlandtrend macht[e ] sich [gegen Ende März] fast die Hälfte der Deutschen Sorgen um [ihr] ersparte Geld[, d]enn in Zypern [wurden] erstmals auch Bankkunden zur [ursprünglich als über Nacht durchzuführen geplanten] Rettung angeschlagener Finanzinstitute zur Kasse gebeten [...]. [Daraus resultierte die Frage, w]ie sicher [...] das Geld der Sparer bei den Banken [sei]" (2), da die Angst, dass Zypern in dieser Hinsicht eben keinen "Präzedenzfall" bedeuten könnte (3), wohl nicht vermindert wurde. Lautet eine Devise der Konsumstimmung etwa derart: Lieber zu viel ausgeben, bevor zu viel für die nächste "Rettung" abgezweigt werden müsse?
(1) http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/konsumklima-deutsche-in-kauflaune-wie-seit-2007-nicht-mehr-12193289.html
(2) http://www.daserste.de/information/ratgeber-service/geld/sendung/br/23032013-5-100.html
(3) http://www.rp-online.de/wirtschaft/finanzen/was-der-fall-zypern-fuer-deutsche-sparer-bedeutet-1.3284876
(1) http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/konsumklima-deutsche-in-kauflaune-wie-seit-2007-nicht-mehr-12193289.html
(2) http://www.daserste.de/information/ratgeber-service/geld/sendung/br/23032013-5-100.html
(3) http://www.rp-online.de/wirtschaft/finanzen/was-der-fall-zypern-fuer-deutsche-sparer-bedeutet-1.3284876
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Ein seriöser Kolumnentext, der zum Nachdenken anregt, finde ich. Mehr was für den reifen Bürger, weniger was für die überwiegend ich-bezogenen Iuvenilen. Nun, ja.
Dass wir in Deutschland immer noch keinen Mindestlohn haben, finde ich sehr traurig. Auf der anderen Seite wundert mich es immer wieder, in welche große Wohnungen das finanzielle Prekariat wohnt, inmitten von großen Flachbildschirmen und quasi allen Comupterspielkonsolen, also die von Matthias beschriebenen "sinnvolle Zerstreuungen für die gefestige, aber produktorientierte Persönlichkeit"....
Dass wir in Deutschland immer noch keinen Mindestlohn haben, finde ich sehr traurig. Auf der anderen Seite wundert mich es immer wieder, in welche große Wohnungen das finanzielle Prekariat wohnt, inmitten von großen Flachbildschirmen und quasi allen Comupterspielkonsolen, also die von Matthias beschriebenen "sinnvolle Zerstreuungen für die gefestige, aber produktorientierte Persönlichkeit"....
Umfragen auf der Straße ergaben, daß viele Bürger der Meinung sind, dass der Euro nichts mehr wert sei. Der Verbraucher gibt sein Geld aus, weil er vielleicht nächstes Jahr nichts mehr dafür bekommt. Für Autos reichts zwar nicht mehr aber dafür gibt es ja notfalls wieder die Regierung. Auch eine gute Nachricht für die Wirtschaft.