Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Achtzehn
von Dieter_Rotmund
Gastkolumnist Oskar über die Segnungen des Erwachsenwerdens
Achtzehn, welch schöne Zahl. Zwei Ziffern. Eine eins und eine Acht. Eins als Ganzheit und die Acht als aufrecht stehende Unendlichkeit. Oskar? Ja? Das soll ein Text für Diesters Kolumne werden, nicht für Graeculus Garten. Ach so, na dann. Achtzehn. Volljährigkeit und barrierefreier Zugang zu allen Bereichen der Videothek. Zutritt zu all den erigierten und feuchten Körperteilen, die sich hinter der Abtrennung zwischen FSK 16 und FSK 18 verbargen. Kann mich noch an meinen ersten Porno erinnern, den ich wahrscheinlich mit verschwitzen Händen und knallrotem Kopf der Videotheksmitarbeiterin entgegenhielt. Eine Frau wurde durch irgendeinen Zauber unsichtbar und konnte nur stofflich werden, war sie sexuell erregt. Viel Gelecke und Geblase später traf sie auf ihren Retter, der sie mit einem Trank heilte und sie fortan, von morgens bis abends, von hinten und vorne bumsen durfte, bis die Acht, in fernen Zukunft ihre wahre Stellung fand und sich das Leben in der Unendlichkeit verdichtete. Aus dem Gedanken, dass die Frau nur körperlich wird, will sie Sex, könnte man eine Menge machen, müsste dafür aber von Epikur auf einen Text einladen werden. Bleibt also die Videokassette. Zum Glück gab es in meinem damaligen Haushalt einen technikversierten Stiefvater, der mehrere Videorekorder besaß. So konnte ich mir nicht nur Pornos ausleihen, sondern sie auch, nach stundenlanger Kabelrumgefrickelei, auf eine leere Kassette überspielen. Wir befinden uns ja in einer Zeit, in der das Internet höchstens die Hosen irgendwelcher Nerds nassmachte und der Rest für sein pubertären Gelüste Geld ausgeben musste.
Apropos Internet, ich meine Eisenbahn, als diese erfunden wurde, glaubten viele, dass die Geschwindigkeit mit der man nun vorankam, die Leute verrückt machen werde. Jetzt wissen wir natürlich, das dem nicht so ist. Es ist nicht die Geschwindigkeit, sondern der damit verbundene Zeitstress. Das Internet im Allgemeinen und Pornoportale im Speziellen erlegen einen anderen Unmut auf. Den der Entscheidung und der Auswahl. Jede Pornoseite bietet mindestens genauso viele Genres an wie diese Seite hier. Da schlackern selbst einem alten Hasen wir mir die Ohren. Nicht auszudenken, wäre ich jetzt achtzehn. Innerhalb eines Jahres wäre ich vollkommen ruiniert und würde mir wünschen irgendwo zwischen Stuttagart und Bietigheim-Bissingen aus dem Zug zu steigen.
Körperlos. Eines der wenigen wahrhaftigen Kriteririen, will man Filme, Bücher, Pornos und Computerspiele bewerten. Saugen sie den Körper auf oder nicht. Lassen sie diese evolutionäre Krücke hinter sich oder nicht. Was für ein angenehmes Gefühl es als Kind war, begann der Abspann, ging das Licht an und alles sich unterhalb der Hirnrinde anfühlte wie abgestorben. Heute nur noch wenige Sekunden von Bett, Küche und Klo entfernt, war alles früher ähnlich weit entfernt wie der sonntägliche Kirchengang an einem Montagmorgen. Oskar? Ja? Früher war alles besser? Nö, nur weiter weg. Und was ist mit der 18? "Und siehe, ein Weib war da, das hatte einen Geist der Krankheit 18 Jahre; und sie war krumm und konnte nicht wohl aufstehen." Alles klar.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
LG Sylvia
(Kriteririen= Kriterien)
Mit dem Alter wird wohl Enstpannung wichtiger. Die zu finden ist schwieriger als jugendliche Spannung.
Bin froh, dass ich nicht mehr 18 bin
Und nun eine Sekunde schweigen für Mark E. Smith.