Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Die 68er im Kino
von Dieter_Rotmund
Angesichts des gefühlt 100jährigen Jubiläums der 1968-Bewegung (wobei jetzt wieder einige schreien werden, dass es eine einzige homogene 1968-Bewegung nie gegeben hat, was durchaus stimmen kann, aber hier völlig irrelevant ist) gibt es derzeit in meiner Heimatstadt einige Projekte (Ausstellungen etc.), darunter eine Filmreihe im Kino.
Am Pfingstsonntag sah ich eine Zusammenstellung von Filmen mit Bezug zur bundesdeutschen gesellschaftlichen Situation im Jahre 1968, es gab sogar eine kurze mündliche Einführung.
Die 68er Bewegung interessiert mich eigentlich gar nicht so sehr, ich finde sie irgendwie notwendig gewesen, wollte aber selbst keineswegs anwesend gewesen sein müssen (kann man das so sagen?) in diesen überfüllten Hörsäälen (war es da eigentlich auch zu normalen Vorlesungszeiten so voll?), wo damals junge, heute knackalte 68er sehr politische und sehr gedrechselte Sätze gesagt haben.
Ich interessierte mich vielmehr für die an diesem verregneten Pfingstsonntag gezeigten Filme von Harun Farocki. Er gilt als eine Art Mentor und/oder Lehrmeister von Christian Petzold, dessen Werke ich sehr schätze. Vor ein paar Jahren sah ich Zum Vergleich, ein toller Dokumentarfilm von Farocki über eine afrikanische Ziegelbrennerei. Doch welche Enttäuschung! Die gezeigten Harocki-Filme sind von nervtötender moralisaurer Naivität, nämlich Der Wahlhelfer (1967) Ihre Zeitungen (1968) und Die Worte des Vorsitzenden (1969). Diese belehrende Attitüde aller dieser drei Kurzfilme war kaum auszuhalten. Der abschließende TV-Dokumentarfilm Der Polizeistaatsbesuch - Beobachtungen unter deutschen Gastgebern (1967) von dem Schweizer Roman Brodmann versöhnte mich wieder halbwegs. Ein tolles Dokument seiner Zeit, ein zeitgenössischer, von späteren Entwicklungen unverstellter Blick auf den Schah-Besuch in Deutschland, wo so vieles passiert ist, das bis heute nachhallt.
Zwei Tage später habe ich einen weiteren 68er Film gesehen, nämlich
The Avengers - Infinity War. In diesem überlangen Farbfilm über die 68-Bewegung geht es um eine Gruppe junger Revolutionäre , die AVENGERS, auch SOZIALISTISCHERSTUDENTENBUND genannt, aber da ist ja ein viel zu langes Wort, die die Welt vor den bösen IMPERIALISTEN schützen wollen. Sie leben in der Raumkolonie BRD und machen in der KOMMUNE unentwegt freie Liebe, was ungeahnte Superkräfte freisetzen kann. Die KOMMUNE wird vom Bösewicht BUBACK aus der Hausmeisterwohnung unten rechts angegriffen. Der BUBACK, im Sternenzerstörer STAMMHEIM unterwegs, vernichtet zuerst die Raumstation APO. Daraufhin tun sich die AVENGERS zusammen und kapern das Raumschiff LANDSHUT, das aber ohne Treibstoff auf einem abgelegenen Planeten strandet. Der Endkampf findet auf dem Mond KÖLNBONN statt, mit Entführung des finsteren SCHLEYER und zahlreichen Feuergefechten, bei dem schließlich nicht nur der BUBACK in einer Raumkapsel ums Leben kommt, sondern auch ein Großteil der Avengers-Superhelden der Royal Air Force, kurz RAF genannt, an Unterernährung sterben.
Fazit: The Avengers - Infinity War ist ein bildgewaltiger Streifen, der uns die Augen öffnet über die 68er Bewegung, ein Muss, das man unbedingt gesehen haben muss. Der überlebende Avenger LANGHANSRAINER (78) sagte zu The Avengers - Infinity War : "Boah, ja, genau so und nicht anders ist es gewesen!"
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(24.05.18)
(24.05.18)
(24.05.18)