Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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eSports sieht aus wie Sport, ist es aber nicht
von Dieter_Rotmund
Kürzlich sah ich ein paar Minuten "live" auf dem Fernsehsender sport1 den "eWorldcup soccer", also die WM im Computerspiel-Fußballspielen, ums mal so auszudrücken. Die Anführungstriche in diesem ersten Satz sind durchaus angebracht, denn was der qualtitative Mehrwert von live gesendeten Computerspielen, die in realiter stattfindende Sportveranstaltungen nachahmen, sein soll, erschließt sich mir nicht. Millionen von Letsplay-Guckern auf youtube werden mir da vermutlich zustimmen. Genauso gut könnte man den aktuellen Kassenstand von Karstadt-Kaufhäusern "live" auf der ARD übertragen, quasi als "German eCommerce Cup", oder so.
Das dem "eWorldcup soccer" zugrundeliegende Computerspiel heißt
"FIFA18", wie ich an anderer Stelle (der FAZ) erfuhr. Mit "!8" ist nicht das vorgeschriebene Alter der Computerspieler gemeint, auch wenn sie so aussehen. Es sind sehr verkniffen wirkende Jungspunde, alle in ihre Sponsorentrikots gehüllt und auf einer Art Rennfahrersessel drapiert. Ihre Gefühlsregungen, wenn überhaupt sichtbar, z.B. bei einem Sieg, wirken linkisch, wie mit der Regie vorab unzureichend geübt.
Interessant ist: Wenn der (virtuelle) Ball mal im (virtuellen) Aus ist, gibt es so eine Art Nahaufnahme auf grüppchenweise zusammenstehene (virtuelle) Fußballer - und dem Computerprogramm gelingt es sehr überzeugend, die in diesem Falle übliche Körpersprache der Fußballer zu simulieren - offenbar sind diese nonverbalen Handlungen überschaubar komplex und ausreichend vorhersehbar. Etwas gruselig wirkt die zum Spielgeschehen zu hörende Geräuschkulisse, nämlich diese typischen Zuschauerrauschen, wenn deren Zahl mindestens vier-bis fünfstellig ist - obwohl ja klar ist, dass real anwesende Zuschauer völlig überflüssig sind (und manchmal sind vermutlich tatsächlich überhaupt keine im Fernsehstudio).
Eine WM im "Space Invaders"-Spielen (soll es schon gegeben haben) hat durchaus Charme, weil sie eben nicht mehr sein will, als sie ist. Aber eSports ist, wenn wir ehrlich sind, nur subventionierte Stubenhockerei, die Eskapisten bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zeigt. Die großen Sportbünde des Landes zeigen sich zunehmend ablehnend dieser völlig unnützen Freizeitbeschäftigung gegenüber und sie tun gut daran. Für sie muss gelten, diesen alten Aufruf zu unterstützen: "Wie blüht es im Tale, Wie grünt's auf den Höh'n! / Und wie ist es doch im Freien, / Im Freien so schön!" ( August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798 - 1874).
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Schach ist ein Sport?
Fußballgucken ist Sport?
Kirchkernweitspucken ist Sport?
Curling ist Sport?
Ist Boxen Sport?
Kirchkernweitspuken finde ich toll, fast so gut wie Thoraschwimmen und Moscheedreisprung.
(09.08.18)
Geh' doch zu Sony und sage "PlayStation ist verboten"! "BahnCard" und "SpongeBob" sowieso!
P.S.: "gell", nicht "gelt".
gelt = (vorübergehend) unfruchtbar