Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Disney - Marke statt Familie
von Dieter_Rotmund
Gastkolumne von Broom87
Jeder von uns verbindet seine Kindheit wohl auch ein bisschen mit dem Namen Disney. Egal ob „Dschungelbuch“, „Schneewittchen“ oder der „König der Löwen“. Seit 1937 flimmern die Trickfilme über die Leinwände der gesamten Welt und bringen Kinderherzen zum Schmelzen. 1995 kamen die Animationsfilme von Pixar hinzu. Das Unternehmen legte schon immer großen Wert auf sein poliertes Image des Familienkonzerns. Skandale blieben eher aus, mal abgesehen von dem Gerücht, Walt Disney selbst sei ein Antisemit gewesen. Seit 2000 die Führungsebene von Bob Iger besetzt wurde, haben sich die jährlichen Umsatzzahlen zwar von rund 25 Mrd. auf 55 Mrd. mehr als verdoppelt, der Weg dahin wird mittlerweile jedoch begleitet von Entscheidungen und Statements, die zumindest mir sauer aufstoßen. Da werden hier Regisseure noch während der Produktion gefeuert (z.B. Edgar Wright) oder dort einer der kreativsten Köpfe hinter dem Marveluniversum einfach abgesägt, weil dieser vor rund 10 Jahren geschmacklose Witze auf Twitter veröffentlicht hat. Hierbei beugte man sich einem Politiker der rechten Ecke, welcher diese Tweets ausgegraben hat, um eine Karriere zu zerstören. Dass sich James Gunn für diese Tweets bereits vor Jahren entschuldigte, spielt keine Rolle. Disney wusste natürlich von diesen Dingen, da sie nun aber wieder ans Licht kamen, drohte die weiße Weste ein paar Flecken zu bekommen. Dass das Marvel-Franchise ihren Lauf mit einem Mann nahm, der zu der Zeit wegen Drogen – und Alkoholexzessen keinen Job an Land ziehen konnte, war nun auch egal. Robert Downey Jr. hatte sich zum strahlenden Aushängeschild der größten Cash-Cow der Filmgeschichte entwickelt. Und diese gilt es zu schützen, um jeden Preis. Solange also keiner etwas auszusetzen hat, ist alles gut. Gibt es Gegenwind, wird dieser im Keim erstickt. Im Vordergrund steht nun außerdem nicht mehr der einzelne Film, sondern eine milliardenschwere Marke. Mittlerweile wird Disney nicht mehr mit fantastischen Märchen oder Mickey Mouse in Verbindung gebracht, sondern mit Superhelden und Jedirittern. Mit der Übernahme von 21st Century Fox in diesem Jahr steigt der Marktanteil laut Experten von ca. 25% auf bis zu 50%. Das bedeutet, dass nahezu jeder 2. Film aus Übersee mit der Beteiligung von Disney entsteht. Was aus Marken wie Alien nun gemacht wird, kann man nur mutmaßen. Eine ausgewogene Filmlandschaft sieht jedoch anders aus. Hinzu kommt nächstes Jahr der hauseigene Streamingdienst, der Netflix und Co. den Kampf ansagt. Erschreckend hierbei ist, dass die Leute reihenweise ins Kino rennen, um den nächsten Blockbuster mit einer Zahl am Ende zu gucken. Für kleine Filme bleibt kein Platz mehr und die Sehgewohnheiten der Menschen wurden völlig angepasst. Damit die anderen Studios nicht auf der Strecke bleiben, wird hier auch voll auf die Franchise-Tube gedrückt und alles zu einem Filmuniversum gebügelt. Uns erwartet nun ein Monster-Universum mit Godzilla und King Kong, sowie ein Horror-Universum mit Frankenstein und Co. Bleibt abzuwarten, wie lange diese Entwicklung noch anhält. Dennoch wünsche ich mir für die Zukunft mehr Mut und Kreativität mit originellen Stoffen und nicht den x-ten Aufguss der immer selben Geschichte. Möge die Maus mit euch sein.