keinEinhorn
keinEskapismus, keinRosa, keineLiebe.
Die Kolumne des Teams " keinEinhorn"
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Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann?
von Judas
Also ich schon, ein bisschen zumindest. Habt ihr schon mal schwarze Männer gesehen beziehungsweise Schattenmenschen? Oder schwarze Hunde? Ich rede jetzt nicht von stark pigmentierten Mitmenschen oder Dobermännern. Sondern mehr so von vage beschriebenen Dingen, die sich nachts zwischen dem Licht zweier Straßenlampen aufhalten.
Wie ich da jetzt drauf komme? Ich hab vor ein paar Tagen einen schwarzen Mann gesehen. Wieder. War der zweite, den ich bewusst wahr genommen hab in meinem Leben (keine Ahnung, ob da noch mehr waren und ich erinnere mich bloß nicht).
Das erste mal ist ein paar Jahre her, aber beides passierte nachts auf der Straße. Ich sehe eine Person (ironischerweise eben wirklich genau in diesem düsteren Fleck zwischen zwei Straßenlampen), die über die Straße huschen will. Nur ein Schatten. Ich erschrecke mich leicht, weil sie aus dem Nichts auftaucht. Ein Blinzeln und sie ist weg. Niemand auf der Straße. Ein komisches Gefühl bleibt, ich steh kurz neben mir, schüttel es aber ab. Vor einigen Jahren war es fast genauso gewesen nur mit dem Unterschied, dass mein Mitfahrer im Auto die Gestalt auch gesehen hat. Denn er hat abgebremst und mich gefragt, ob ich „das da“ auch bemerkt habe.
Erklärungen für das Erlebte?
Viele. Ich komme später darauf zurück, warum ich hier keine davon abgeben. Vorher nämlich noch etwas zum Schwarzen Hund.
Sichtungen von Geister- und Phantomhunden und – katzen gibt’s schon immer. Auch heute noch. Tauchen auf, werden gesehen und verschwinden dann spurlos und auf nimmer wiedersehen. In England kennt man schon seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden den Barghest – den Schwarzen Hund mit den roten Augen (Fans von Edgar Wallace horchen gerade auf: ja, der Hund von Baskerville ist auch so ein Viech).
Vor einigen Jahren, als ich noch in Jena vor mich hinstudierte, ging ich nachts mit Freunden nach 'ner Kneipenrunde Richtung Jenaer Bahnhof.
Es war so gegen 1 Uhr morgens auf der Hauptstraße. Kein Auto weit und breit aber wir waren mitten in der Stadt, umgeben von Bars und Kneipen. Irgendwo in der Ferne bimmelt eine Straßenbahn. Ich drehe mich um, wie man sich manchmal einfach so umdreht, weil man das Gefühl hat, dass jemand hinter einem ist. Sehe so grob 50-100 m entfernt etwas auf die Mitte der Straße trotten: recht groß, sieht aus wie ein hässlicher Hund, hat aber sehr lange Beine, wie ein Mähnenwolf. Ziemlich dürr. Schwarz. Zottiges Fell. Hebt den Kopf und guckt mich an. Nicht in meine Richtung – sondern zu mir. Hat Augen, die rot leuchten, als würde man die Rücklichter eines Autos sehen. Ich hab Schiss. Mitten in der Stadt, umgeben von Lichtern und Leben und Freunden. Hundeding trottet weg und verschwindet irgendwo in den Schatten.
Die restliche Nacht verbringe ich damit, nach einer rationalen Erklärung zu suchen und schlafe schlecht.
Mittlerweile hab ich mich damit abgefunden, dass ich keine wirklich zufrieden stellende Erklärung dafür gefunden habe und nenne das Gesehene eben einen Barghest weil's schön für's Hirn ist, einen Begriff zu haben. Mittlerweile weiß ich aber, dass es nicht immer eine Erklärung braucht. Vor allem nicht für unerklärbare Phänomene. Deshalb heißen sie ja unerklärbar. Damals war mir das noch unbekannt, aber mittlerweile weiß ich um den Fortianismus und als Anthropologe und Ethnologe begreife ich mich selbst durchaus als Fortianer. Benannt ist dieses Forschungsrichtung nach Charles Hoy Fort und, long story short, man beschäftigt sich dort mit unerklärbaren Phänomenen oder präziser: mit dem Erleben von unerklärbaren Phänomenen. Man untersucht dort nicht unbedingt das Phänomen selbst und sucht verzweifelt nach Erklärungen dafür, sondern viel mehr untersucht man, was hat das Erlebte des Phänomens mit der Person, die es erlebt hat, angestellt? Und man beschreibt und sammelt wertungsfrei solche Phänomene. Nehmen wir als Beispiel doch die Schattenmenschen vom Anfang. Der Fortianer belächelt sowohl den rationalen Wissenschaftler, der direkt mit Erklärungen wie Halluzinationen, Nachtblindheit, Schatten eines Baumes und so weiter um die Ecke kommt – alsauch den Esoteriker, der irgendwas von Geistern und anderen Dimensionen erzählt. Mein Lieblingsbeispiel sind übrigens stinkende Eisbrocken, die vom Himmel fallen. Das passiert immer mal wieder. Heutzutage hat man da eine Erklärung schnelle parat: eine lecke Flugzeugtoilette. Ist es sogar manchmal. Aber es gibt Berichte, nachgewiesen, von stinkenden Eisbrocken, die bereits vor 100 Jahren vom Himmel fielen. Und vor 200. Und vor 500. Da kann es keine Flugzeugtoilette gewesen sein.
Tja und was war's dann?
Ich weiß, das ist schwer für uns Menschen. Uns damit abzufinden, dass ein Phänomen manchmal unerklärbar ist. Unser menschlicher Verstand zwingt uns dazu, etwas zu erklären. Für einige ist es ein UFO, für andere ein Geist, für den nächsten ein Wetterballon und den vierten eine Hirngespinst. Wer hat jetzt Recht?
Und wer bin ich, dem einen Recht und dem anderen Unrecht zuzusprechen für das, was er erlebt hat – und nicht ich?
Wir können es nicht erklären aber wir können schauen, was es mit uns macht oder unseren Mitmenschen. Hatte ich Angst und Unwohlsein bei den schwarzen Männern und dem schwarzen Hund? Ja.
Es ist schwer zu akzeptieren, ja. Aber manchmal ist ein unerklärbares Phänomen eben genau das: unerklärbar.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Hast Du mal Lust, für uns am Do. eine Gastkolumne zu schreiben? Das Thema ist frei!
Du setzt unerklärbares Phänomen gleich mit Paranormal Activity, dabei gibt es an den zwei Worten nichts falsch zu verstehen: "unerklärbar" heißt: keine Erklärung vorhanden. Sowohl Geist alsauch UFO alsauch Halluzination alsauch Naturereignis sind alles Erklärungen.
So. Jetzt verstanden?
Mein Ex hatte in der Wohnung seiner Eltern einen Dackel. Also ... keinen echten. Aber er und seine Schwester haben den nachts manchmal unabhängig voneinander durch den Flur wuseln sehen. Und identisch beschrieben.
Fortianismus war mir bisher kein Begriff. Aber diverse Lexika und Bücher über unerklärliche Phänomene hab ich hier auch stehen - und damals in der Ausbildung beim Simultandolmetschen meine Mitschüler mit Kryptozoologie genervt.
:D
Ich bin ziemlich froh, dass es ein Wort dafür gibt.
Dann die Antwort immer mit "..., aber mir ist völlig klar, dass es sich dabei um Pseudohalluzinationen handelt" abschließen und du bist ausm Schneider.
(27.11.19)
(27.11.19)
hier in der Kolumne geht es ja sogar explizit um Erfahrungen unerklärbarer Phänomene und da ist das Problem, dass natürlich nur jemand, als Person, diese Erfahrung gemacht hat und die ist leider nicht mehr reproduzierbar oder nachvollziehbar und hat keine Spuren hinterlassen. Sprich der einzige "Beweis" ist das Erzählte der Person, die es erlebt hat. Und DAS macht das Erklären eben so unmöglich! Blitz und Donner kommen zum Glück immer wieder bzw lassen sich ja sogar reproduzieren. Also beide kann man im Labor nachstellen, was den Vorteil gibt, dass man ihnen irgendwann auf den Grund gehen und sagen kann: aha, achso, deshalb passiert das.
Ich denke, dass ist ein wichtiger Unterschied.
Three days later when the vicar was away from home, the vicarage was bombed. The moving inscription under Faith’s picture in the church tells the rest of the story:
Our dear little church cat, the bravest cat in all the world.
On Monday September 9, 1940, she endured perils and hor-rors beyond the power of words to tell. Shielding her kitten in a sort of recess (a spot selected three days before the tragedy occurred) she sat through the whole frightful night of bombing and fire, guarding her little kitten.
The roofs and masonry exploded. The whole house blazed. Floors fell through in front of her. Fire and water and ruin were all around her. Yet she stayed calm and steadfast, and waited for help. We rescued her in the early morning, while the place was still burning, and by the mercy of the Almighty God, she and her kitten were not only saved, but unhurt. God be praised and thanked for his goodness and mercy to our little pet.
Solche Phänomene sammle ich.
Gutes Beispiel. 'ne hellsichtige Katze namens Faith! Herrlich!