keinEinhorn
keinEskapismus, keinRosa, keineLiebe.
Die Kolumne des Teams " keinEinhorn"
(bisher 272x aufgerufen)
Findlinge
von Judas
Ich wollte ursprünglich etwas über Meditation schreiben, dann über Zombies und was diese mit Impfgegnern zu tun haben und jetzt schreibe ich weder über das eine noch das andere (aber was nicht ist, kann ja noch werden).
Stattdessen habe ich beschlossen, etwas Nettes zu schreiben. Über Dinge, die ich entdeckte und für gut befand, Dinge, über die man keine kontroversen Diskussionen führen muss (aber kann, wenn man unbedingt will). Habe beschlossen, über Findlinge zu schreiben. Damit meine ich nicht die Steine, sondern Dinge im Netz über die ich kürzlich stolperte und die einen bleibenden Eindruck in meinem Gedächtnis hinterließen. Quasi so nette Internet-Fundstücke.
Fangen wir mit einer besonderen Perle an: ScreenRants „Pitch Meetings“. ScreenRant selbst ist ein YouTube Channel und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau, was die treiben, mich interessieren lediglich deren Videos „Pitch Meeting“.
Dort schaut man quasi hinter die Kulissen von Hollywood, ein Drehbuchautor stellt einem Produzenten einen Film vor (oder auch eine Serie in selteneren Fällen). Schauspieler Ryan George tritt dabei in einer Doppelrolle auf.
In kurzen Videos zwischen drei und acht Minuten kritisiert er auf unfassbar amüsante Art und Weise ausgewählte Filme, ihre Fehler und Lücken, warum das weder Produzent noch Regisseur interessiert und erklärt dabei ganz nebenbei, warum die Filme trotzdem Erfolg hatten – oder eben auch nicht. Es fließt definitiv viel Beobachtungsgabe hinein und gleichzeitig bekommt man ein Filmreview einmal in einer etwas anderen Form serviert. Es handelt sich dabei natürlich größtenteils um diverse Hollywood-Blockbuster, die Videos sind alle in englisch.
Hier zum Beispiel „Fifty Shades of Gray.“
Mir machen die Videos jedenfalls unglaublich viel Spaß - „Pitch Meetings are tight.“
Etwas außerhalb der üblichen Videos ist das Pitch Meeting für die großartige Netflix-Show „Tiger Kings“, welches gleichzeitig eine hervorragende Zusammenfassung der gesamten Dokumentation bietet, daher hier mal der direkte Link: klick mich!
Bleiben wir noch kurz auf YouTube, aber wegen der Musik, über die ich dort kürzlich stolperte: eine Band namens „Ye Banished Privateers“ die, wie der Name verrät, Piraten Folk spielen. Die Band stammt aus Umeå in Schweden und ihre Musik klingt so wie das, was vielleicht die Piraten so im 18. Jahrhundert gesungen haben könnten. Es ist natürlich eine bandeigene Interpretation aber sie nehmen die Sache ziemlich ernst (ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen) und treten stets als Piratencrew auf, in welcher jeder der Musiker seine eigene Rolle inne hat.
So zu sehen auch in ihren Musikvideos wie zum Beispiel das zu „Rowing with one hand“. Ich musste das Lied ein paar mal hören, aber wenn man dann heraus gefunden hat, worum es geht – amüsante Geschichte (oder man liest die YouTube-Kommentare, dann erfährt man es auch).
Während „Rowing with one hand“ einfach sehr witzig ist, zeigen sie mit Liedern wie „Elephant's Dance“ auch eine sehr melodisch-epische Seite und mit „Annabel“ auch eine melancholische Ballade.
Okay ab rüber zu Netflix. Netflix ist ja auch so 'ne Sache – die bringen manchmal unglaubliche Perlen raus in Sachen Film oder Serie und manchmal ärgert man sich einfach sehr, dass man's geschaut hat. An dieser Stelle will ich eigentlich nur zwei Serien erwähnen.
Die erste ist eine netflixeigene Produktion namens „I am not okay with this“, eine kleine Teenager-Probleme-Serie mit sieben Folgen von je zwanzig Minuten. Die Protagonistin ist in ihre beste Freundin verliebt und hat das noch nicht ganz begriffen, beste Freundin wiederum ist aus irgendeinem Grund mit dem Obermacho der Schule zusammen und der kiffende Nerd-Kumpel ist natürlich in Protagonistin verknallt. So weit so normal also.
Wäre da nicht eine Sache. Eine Sache, die diese Serie von „Meh“ zu „Holy Mörtel haben die gerade wirklich – ist das gerade echt – ich meine – was zum?!“ macht: das Ende.
„I am not okay with this“ basiert auf einer sehr deprimierenden Graphic Novel für Erwachsene. Ich kann nur raten, der Serie eine Chance zu geben, auch wenn man sich am Anfang vielleicht denkt: was soll das alles? Die Protagonistin ist unsympathisch (und muss es auch sein, das wird man feststellen), aber unterstützende Charaktere um sie herum sind dafür sympathisch und auf ihre schrullige Art und Weise liebenswert.
Geht's um's Erwachsenwerden? Die erste große Liebe? Homosexualität? Kiffen? Häusliche Gewalt? Suizid?
Diese Themen sind alle dabei. Und noch ein paar mehr.
Aber geht’s wirklich darum?
Die Frage kann man erst beantworten, wenn man dieses, nun, mind-blowing Ende gesehen hat.
Für alle, welche die Graphic Novel kennen: das Ende in der Serie ist anders als im Buch. Also auch an der Stelle für eine Überraschung gut.
Disclaimer: „I am not okay with this“ läuft zur Zeit auf Netflix Norge. Ich denke aber, dass es im deutschen Netflix im Moment auch zu sehen ist.
Ansonsten: mal zurück schauen. Netflix hat zur Zeit Prince of Bel Air laufen.
Als Kind hab ich die Serie nicht geschnallt und einfach nur wegen des Ulks lustig gefunden, aber Prince of Bel Air hat auch starke Kritiken und Ansichten zwischen den stumpfen Witzen versteckt, die ein Wiederanschauen als Erwachsener sehr sehenswert machen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Kolumne dennoch gerne gelesen, aber youtube und netflix sind halt doch nicht das wahre, echte Leben, das findet draußen, vor unserer Haustür statt (ja, auch im Moment!) und ist ungleich spannender.
Es würde mich doch sehr wundern, wenn das deutsche Netflix die Audiooption für englisch nicht hätte.