Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 27. August 2020, 15:01
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Das süße Kinoleben

von  Dieter_Rotmund


Kürzlich sah ich La dolce vita Ein kleines Kino in meiner Stadt bot die Möglichkeit, eine sehr gut restaurierte Fassung in OmU von einer DCP sehen zu können. Wer La dolce vIta von einer DVD auf dem sog. Pantoffelkino oder auf dem Computerbildschirm gesehen hat, hat den Film nicht gesehen, denn er ist für die große Kinoleinwand gemacht. Basta. Ebenso verbietet sich eine synchronisierte Fassung für dieses Werk. In La dolce vIta wird neben italienisch (überwiegend), auch französisch, englisch und deutsch gesprochen. Eine Synchronisation dieses Films bedeutet, ihn zu verfälschen. Es ist ein Unding, dass solche Synchronfassungen überhaupt existieren. Warum auch sollten die einfachen Italiener, die in La dolce vIta auftreten, Deutsch sprechen? Das ist Blödsinn.
Medias in res: Das Werk des italienischen Regisseurs Federico Fellini wird oft zitiert und auf La dolce vIta wird rekurriert. Ist er das wert? Nun habe ich die Gelegenheit am Schopf gepackt und konnte mir selbst ein Bild davon machen.
Kurzum, La dolce vIta ist auch nach 60 Jahren frisch und modern. Das heisst nicht, dass er aktuelle Sujets aufgreift, sondern existenzielle Fragen stellt, die es damals wie heute gibt . Nun, eigentlich ist es nur eine Frage: Wie sollen wir leben, wenn wir die volle Verantwortung für unser Leben tragen? Eine Gruppe in La dolce vIta gibt es, die dies ausdrücklich nicht tut, es sind ja auch keine Existenzialisten: Das Proletariat, das sich in eine Art fanatische Religiösität hineinsteigert, die sogar der Kirche zu arg wird.
Zentrale Figur von La dolce vIta ist allerdings Marcello (Marcello Mastroianni), der sich zunächst in allen Welten aufhält, aber schlussendlich von derjenigen gefressen wird, die er gewählt hat. Das klingt anstrengend anzuschauen, ist es aber nicht. Zugegeben, der Film ist zu lang geraten. Überwältigend sind die Bildkompositionen. Man könnte sich jede Einstellung als großformatiges Bild an die Wand hängen und hätte dann eine grandiose Ausstellung. Das ist sehr beeindruckend. Bravo, Federico!

Ebenfalls gesehen: Julia und die Geister, orig. Giulietta degli spiriti, aus dem Jahre 1965. Ebenfalls von Fellini, und ebenfalls als eine hervorragend restaurierte OmU-Version auf DCP im Kino gesehen. Das Werk erinnert auf den ersten 80% an Kubricks Clockwork Orange und im zunehmend beklemmend-gruseligen Rest an die finalen 20 % in 2001 - A Space Odyssey . Diese Filme sind aber wesentlich jünger, ich nenne sie hier nur, weil sie bekannter sind. In Giulietta degli spiriti wird die Geschichte einer biederen und betrogenen Ehefrau im gehobenen Bürgertum von Italien der Nachkriegszeit erzählt. An sich banal, doch die Art und Weise wie Fellini dieses Thema visuell auflädt, ist sehr beindruckend. Auf imdb.com las ich, dass einige (viele?) den Film auf eine Alice in Wonderland-Verfilmung von 1933 referieren - das halt sich aber für nur eine sehr oberflächliche Sichtweise. Luis Bunuel griff das Thema aus Giulietta degli spiriti zwei Jahre später wieder auf, nämlich in dem großartigen Catherine-Denueve-Klassiker Belle de jour, und lässt dort die Hauptfigur einen anderen Weg einschlagen.

Außerdem auf einer Eröffnungsveranstaltung eines Open Air Kinos Master Cheng in Pohjanjoki, orig. Mestari Cheng gesehen (Finnland/China 2019). Es gab Sektchen und Schnittchen. Der Veranstaltungschef lobte die Sponsoren. Ich machte mir Notizen und ein paar Fotos.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Graeculus (27.08.20)
- Frederico Fellini --> Federico Fellini
- La Dolce VIta --> La dolce vita

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.08.20:
Danke.
Warum manche Original-Filmtitel grundsätzlich mit Majuskeln beginnen und manche nicht, habe ich noch nicht begriffen...

 Graeculus antwortete darauf am 27.08.20:
Weiß ich auch nicht; aber Du schreibst immer noch "vIta" statt "vita" - und das geht auf keinen Fall.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 27.08.20:
Sorry, dafür ist mir echt die Schrift zu klein ....

 Judas äußerte darauf am 19.09.20:
strg + Mausrad.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 19.09.20:
Ich habe eine Apfelkiste...

 Judas meinte dazu am 19.09.20:
strg ist eine Taste auf der Tastatur. ctrl wenn du eine englische benutzt. Bedeutet Steuerung. strg gedrückt halten und dann dein Mausrad drehen sollte Schrift vergrößern bzw verkleinern.
Gern geschehen.
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