Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Einige Filme im Kino gesehen!
von Dieter_Rotmund
... mit Unterstützung von Willibald
Nomadland (USA/Deutschland 2021), OmU
So eine Art Milieustudie von US-amerikanischen "Wanderarbeitern", wobei dieser Begriff den gesellschaftlichen und ökonomischen Status dieser Menschen nur sehr ungenau beschreibt. Andererseits ist Nomadland kein Dokumentarfilm, ebensowenig wie Hauptdarstellerin Frances McDormand eine "female nomad worker" ist. Vielleicht ein bisschen zu viel Landschaftsszenen mit sentimental angehauchter Musik, aber dennoch gerne gesehen. Endlich mal ein Film ohne diese Massen glatter Einheits-Teenagergesichter. Es geht auch darum, was das Leben wert ist und ob man den ganzen Klump, den man besitzt, wirklich braucht. Nomadland erinnert mich persönlich an Wendy and Lucy von 2008, der mir ebenfalls gut gefallen hat. Dort steht aber die Hauptfigur ganz in Mittelpunkt, während Fern in Nomadland mehr eine Projektionsfläche ist.
BTW, das Kino war übrigens ausverkauft, besser gesagt, die erlaubten 30 % waren ausverkauft. Recht viele Grüppchen von Studenten im Publikum. Nun, ja.
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Kurz bevor Fern, die Hauptfigur, ein Haus - das Kontrastprogramm zur Van-Welt - ein Haus also besucht und sich dort einige Zeit aufhält, begegnet sie wieder einem jungen Mann: Derek. Sie hat ihm auf dem Campingplatz ein Feuerzeug geschenkt. Er hat wohl eine ferne Freundin, aber ...
DEREK
Well, to be truthful, there is one. She lives up near Lake Superior Small farm. She’s happy with her life there. I’m happy with mine. (beat)
I write letters to her.
FERN
Smart man. Letters are good.
DEREK
But I can’t write about anything I reckon she’d care about.
You ever try poems?
DEREK
Can’t say I have. I don’t think I know one. Do you know any? FERN
How about one I used for my wedding vows when I was not much older than you?
DEREK
Right on. Mind if I hear it?
FERN
Aright. Lets see if I can remember
it...(beat) ’Shall I compare thee to a summer’s day? Thou art more lovely and more temperate/ Rough winds do shake the darling buds of May/ And summer’s lease hath all too short a date/ Sometime too hot the eye of heaven shines.
EXT. NEEDLES - RURAL AREA - NEXT MORNING The early morning of city lights in the distance. Fern watches Derek as he walks away towards the highway.
FERN (Voice Over.)
And often is his gold complexion dimm'd/ And every fair from fair sometime declines, By chance or nature’s changing course undimm'd. Inside Vanguard, Fern opens a binder of old slides. She looks at them through a viewer. A faint light illuminates past memories -- Images of Fern as a little girl. Her parents and her sister. Family life, summer trips, holidays meals...
FERN (V.O.)
But thy eternal summer shall not fade/ Nor lose possession of that fair thou ow’st/ Nor shall death brag thou wander’st in his shade/ When in eternal lines to time thou grow’st/ So long as men can breathe or eyes can see/ So long lives this, and this gives life to thee.
Fern gibt hier ein Gedicht von Shakespeare weiter, das aus der Zeit ihrer Ehe und ihrer Sesshaftigkeit stammt. Eine Prosaübersetzung von Klaus Reichert:
Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? Viel schöner bist du und viel ebenmäßiger. Die zarten Maienblüten schütteln rauhe Winde und die dem Sommer eingeräumte Zeit ist allzu kurz:
Es strahlt manchmal das Himmelsaug zu heiß, und oftmals scheint der Goldglanz eingetrübt, und alles Schöne heißt bald nicht mehr Schönes, da es das Los, da es der Wechsel der Natur um seinen Namen brachte.
Doch nicht vergehen soll dein ewiger Sommer, auch nicht verlieren, was ganz Dein: die Schönheit. Auch soll nicht rühmen sich der Tod,
du gingst in seinem Schatten, wenn du in ewigen Zeilen mit der Zeit verschmilzt: So lange Menschen atmen, Augen sehen, so lang lebt dies, und dies gibt dir dein Leben.
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Die Filmzeitschrift Ray schreibt (Ausgabe 04/21), dass Regisseurin Chloe Zhao fast zeitgleich zu Nomadland so einen Marvel-Superheldenfilm gedreht hat - da bin ich aber mal gespannt!
Godzilla vs. Kong (USA/Australien/Canada/Indien 2021)
Es gibt in Godzilla vs. Kong eine Art Nebenhandlung mit zwei Teenagern und einem Dampfplauderer, die weder notwendig ist, noch irgendwie unterhält. Das nervt sehr. Ansonsten sind die zwei Hauptfiguren angenehm sprachlos, ihre Kämpfe episch und das Ende überraschend, weil ein noch trashigerer Kontrahent auftritt. Der Mensch glänzt (durchweg jeder) durch Hybris. Was soll man dazu sagen? Muss man nicht sehen, aber wer das oben genannte Trio aushält, ist vermutlich leidlich gut unterhalten.
Monster Hunter (Deutschland, Japan, Kanada, Vereinigte Staaten, China 2020)
Surprise! Ich war sehr gut unterhalten und positiv überrascht. Gleichwohl darf man keine große Kunst erwarten. Der Film ist zu actionlastig und die Dialoge oft hölzern. Monster Hunter hat aber einen guten Mittelteil, in dem es ganz klassisch darum geht, sich zusammen zu tun, um von einer einsamen, zunehmend lebensbedrohlicher werdenden Insel zu entkommen. Der Film ist solides Handwerk, nicht mehr und nicht weniger.
The Trouble With Being Born, (Österreich/Deutschland 2020)
Sehr mysteriös. Viele dunkle Szenen, auf denen selbst auf der Kinoleinwand kaum etwas zu erkennen ist, jedenfalls nicht sofort. Es wird nichts erklärt, nichts vorgekaut, der Zuschauer ist gefragt, sich einen Reim zu machen und sehr aufmerksam zu sein. Das klingt anstrengend, The Trouble With Being Born ist aber kein anstrengender Film. Man kann die Bilder auch einfach so genießen, immer mit diesem vagen Unbehagen, dass das Gezeigte verströmt. Sicher: es geht um einen Androiden, der Verhalten und Gedanken seiner menschlichen Gegenüber antizipiert. Das sagt viel über die (menschlichen) Figuren des Films aus. Kann Alpträume verursachen.
Ich bin dein Mensch (Deutschland 2021)
In diesem Film von Maria Schrader (die als Schauspielerin schon bei sehr verschiedenen Werken dabei war und bisher bei vier Film- oder TV-Projekten Regie geführt hat) wird das Verhältnis Mensch-Maschine durchexerziert. Das macht Schrader solide, allerdings ohne in die Tiefe zu gehen. Ich war leidlich gut unterhalten, aber mir war es etwas zu gefällig. Etwas ärgerlich war der Schluss, offenbar musste irgendwie (ich vermute der SWR hat sich eingemischt) ein Happy End her. Das wirkt sehr künstlich angetackert. Und ist auch überflüssig. Sind denn offene Ende wirklich so shclimm? Übrigens schien mir die Wohnung der Protagonistin die gleiche zu sein wir die in Petzolds Undine, kann das sein? Nun ja, wer nicht überfordert werden will, dem sei
Ich bin dein Mensch empfohlen. Undine läuft hier übrigens auch, der ist klasse (es kommen allerdings keine Androiden drin vor).
Komm und sieh, (Sowjetunion 1985)
Sehr verstörender Film, bei dem ich oft schlucken musste und noch Stunden später deswegen nicht in guter Stimmung war. Der Film zeigt in den ersten drei Vierteln das Grauen des Krieges, indem er es nicht explizit zeigt, bzw. mehr über die Gesichter der Figuren - bzw. er zeigt das, was er, der Krieg, aus den Menschen macht. Im letzten Viertel wird es dann konkret, aber deswegen nicht angenehmer. 1917 ist Kindergeburtstag dagegen.
Ich bin dem aufführenden Kino sehr dankbar (es war auch gut belegt), dass ich Gelegenheit hatte, diesen Film auf der Leinwand zu sehen, überhaupt zu sehen, er ist in Westeuropa offenbar weitgehend unbekannt? Erinnert mich etwas an das sowjetrussische Pendant zum US-amerikanischen The day After (1983), kennt den jemand und kann mir was darüber erzählen (genauer Titel?) oder verlinken, ich kann ihn im Internet nicht finden ....
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Was willst Du über letzteren wissen? Vielleicht findest Du es hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Day_After_%E2%80%93_Der_Tag_danach
Ich hoffe, es gibt zu "Komm und sieh" KEINE deutsche Synchronfassung, denn die beiden Sprachen haben dort eine Funktion inne, die würde glatt wegebügelt sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Komm_und_sieh
Gern geschehen.
Gern geschehen.
es müsste Marvel heißen, nicht Merval.
Bitte korrigieren.
Gern geschehen.
"Frances MacDormand"
"ein Film ohne diese Massern glatter Einheits-Teennagergesichter"
"Dort steht aber die Hauptfigur ganz in Mittelpunkt, während Fern in Nomadland mehr ein Projektionsfläche ist."
"Recht viele Grüppchen vom Studenten im Publikum."
Dass du dich als "Da ist aber ein Rechtschreibfehler drin!"-Mimimi nicht in Grund und Boden schämst bei dem Dilettantismus, den du hier zelebrierst...
Lieber Dieter, wenn du so unsicher in der Rechtschreibung bist, dann nutze doch bitte eine Rechtschreibprüfung oder lass jemanden vor der Veröffentlichung Korrektur lesen.
Etwas mehr Sorgfalt des Kolumnenautors hätte sich der interessierte Leser schon gewünscht. Der uninteressierte, wie ich, allerdings auch.
Der sowjetrussische Film, den du suchst, trug den Arbeitstitel Спортивный журналист, который тонет во время гребли, kam dann aber unter dem Titel О Китае и байке in die Kinos. Hat mich 20 Sekunden gekostet.
von Dieter verlinkt auf die Frage, was das für Filme sind, die Merval-Super-Herlden-Filme
Mittelheitere Grüße.
D_R geht in ein Kino, setzt sich hin und bemerkt, dass auf dem übernächsten Sitz rechts eine große Schnecke sitzt. "Was machst du hier?', fragt D_R überrascht. "Nun, ich habe das Buch geliebt", antwortet die Schnecke.
"Ich fand das Buch verplappert ", sagt D_R, "und habe es weggelegt." Dann beugt er sich nach rechts und prüft, ob der Klappsitz neben ihm genug Spannung hat. Hat er. Was zu schreiben.
Dieterichs Tagebuchnotizen zu Fußball und Film. Juni 2020. Parodie.
O ja, Dieter ist ein Schatz, unerschöpflich hoffen wir ein bisschen, wenn auch nicht immer ernsthaft.
Danke.
Und jaaaaaaa. über Kinosessel. -sitze etc. könnte man auch mal lang und breit schreiben! Manchmal ist halt so was spannender als der jüngste Till-Schweiger-Film (was keine große Kunst ist).
So nannten die Eingeborenen also den "Terrorvogel". Es stellte sich heraus, dass er nichts anderes war als ein gigantischer vierzig Fuß großer Adler, Feuerwolken schossen aus seinem Maul. Naja, das war ein Traum. Aber warum zum Teufel träume ich so einen Mist? Da ist ja Godzilla noch irgendwie besser.
Dieterich Rotmund
Dieter Hannes
Hannes Blank aus Karlsruhe
Ich mochte aber die Musik von Einaudi und die Landschaftsbilder (denn die USA hat einfach GROßARTIGE Landschaften).
Auch toll, die Schauspielerin. Meine befreundete Kollegin, mit der ich u.a. im Kino war, sagte, diese hätte sich immer gewünscht solch ein Nomadenleben zu führen.