Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Köln, immer wieder Köln (wenn es nicht das verkackte Berlin ist)
von Dieter_Rotmund
Köln, immer wieder Köln (wenn es nicht das verkackte Berlin ist). So ergeht es mir oft, wenn ich deutschsprachige Kinofilme sehe. Was ist an der Hochburg des Terrorkarnevalismus (Köln) und dem notorisch mies organisierten Hauptstadtmoloch (Berlin) so toll? Geht das nur mir so oder findet ihr auch einige Gegenden überrepräsentiert?
Nun gut, beim ARD-"Tatort" gehört es dazu, aber der WDR mit seiner ewigen Würstchenbude mit Ballauf und Schenk, dauernd mit Dom im Hintergrund nervt. Wer jemals in Köln war, weiß, dass das wegen Hochwassergefahr ein sehr ungünstiger Platz für eine Würstchenbude ist und dort kommt auch kaum einer flanierend vorbei, weil abseits und ungemütlich.
Im Köln wird überhaupt nicht flaniert, da ist es zu hässlich dafür.
International sind das sicher Los Angeles, New York und London, die ständig wiederkommen. Wieso nie Corpus Christi, Neu-Isenburg oder die Insel Sachalin? Jaja, ich weiss, Infrastruktur usw. Ist mir doch egal!
Etwas Lokalkolorit ist durchaus nicht zu verachten, aber manchmal geht mir dieser cineastische Drehort-Monopolismus aus die Nerven. Anderswo lassen sich auch anständige Filme drehen, man muss ja dem Zuschauer auch nicht immer überdeutlich vor Augen führen, wo die Handlung stattfindet. So ungefähr reicht auch.
Vatersland (D/Bel 2022). Auch so ein Köln-Film. Die Regisseurin hat bisher Dokumentarfilme gemacht und kann sich bei ihrem Spielfilmdebüt nicht davon lösen. Solche Mischformen gibt es nun vermehrt, in Land of honey (Nordmazedonien 2019) war das toll gemacht, aber bei Vatersland nicht. Der Film kann sich zudem nicht entscheiden, ob er die Schuldgefühle der Hauptfigur gegenüber der Mutter oder das schwierige Verhältnis zum Vater in den Mittelpunkt stellen soll. Dabei ist Vatersland ein gelungenes Sittenporträt der 1960er Jahre in der alten Bundesrepublik! ... aber so vielleicht gar nicht beabsichtigt.
Den Film habe ich übrigens in einem kleinen Programmkino in einer nicht allzu großen deutschen Studentenstadt gesehen. Meine Stempelkarte ist nun voll, das nächste Mal ist mein Kinobesuch dort umsonst!
Kein Köln, kein Berlin in Taming the garden (Deutschland / Schweiz / Georgien / Niederlande 2021). Eigentlich wollten meine Begleitung und ich The Card Counter (USA / UK / CH / SWE 2021) sehen, aber wir hatten uns im Programm vertan. Nun gut, dann also Taming the garden, der immerhin letztes Jahr mit großem Erfolg auf vielen Filmfestivals lief.
Ich bin ja ein Freund von langen Einstellungen, aber anfangs war auch mir das zu heftig. Doch nach etwa einen Drittel war ich mit der Machart des Films warm geworden und die Bilder entfalteten eine geradezu hypnotische Wirkung auf mich! Das war toll. Und am besten ist, diese Doku enthält kein Voice over, aus dem Off, keiner schreibt einem vor, was man von dem Gesehenen zu halten hat. Auch Musik wird nur sehr sparsam eingesetzt. Das sollten sich einige Filmer mal zum Vorbild nehmen!
Eine Inhaltangabe o.ä. spare ich mich hier an dieser Stelle. Ich bin ja auch in den Kinosaal gegangen, ohne vorab zu wissen, um was es geht, außer das mit den Filmfestivals. Und das kann man durchaus machen, nur Mut, liebe Freunde des Kinos!
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Wen in den USA würde es schon ins Kino locken, um dort zu sehen, wie Außerirdische in Neu-Isenburg landen?
Die Drehorte werden sich wohl vor allem bei kommerziell gemachten Filmen am Zuschauer-Interesse orientieren. Und dann müssen naheliegenderweise auch die Lokalitäten gezeigt werden, an denen Otto Normalgucker die betreffenden Orte erkennt. In Köln ist das: der Dom. Kennt etwa jemand eine weitere bemerkenswerte Sehenswürdigkeit in Köln?
Mir persönlich sind oft die Länder wichtig, ich will wissen, wo die Filme spielen, aber auf best. Städte lege ich keinen Wert...
Besonders auf das verkackte Köln und das blöde Berlin kann ich verzichten.
Gestern den Tatort aus Göttingen gesehen, mit naiven Studenten darin.