Aufgespießt

Der leidige Winterspeck

von  AlmaMarieSchneider

Wieder einmal hat mir der lange Winter mindestens eine Kleidergröße mehr beschert und es stellt sich unbarmherzig die Frage: „neue passende Garderobe oder eine harte Diät“.
Der bereits von Diätleichen vergangener Sommer überquellende Kleiderschrank lässt starke Zweifel in mir aufkommen ob ich derartigen unrealistischen Schönheitsidealen weiterhin nacheifern sollte und ob mein Selbstwertgefühl tatsächlich an ein oder zwei Kleidergrößen hängt? Ein prüfender Blick in den Spiegel und ich stehe der in Amerika aufkeimenden neuen Philosophie „Dick ist geil“ verständnislos gegenüber.
Eventuell wäre ein Seelenklempner günstiger als Diätpulver und Pillen, vom Verzicht auf alle süßen Freuden gar nicht zu reden. Er könnte mir doch beibringen jedes Jahr mit Genuss viel Geld für meine neue Schönheit auszugeben, mich über meinen Pfunden schweben lassen, wie die molligen Models über den Laufsteg und das von Anfeindungen angeschlagene Gemüt wieder Zug um Zug aufpäppeln.
Die Bekleidungsindustrie reagiert ja bereits. In einer mit Elastan verfeinerten 38er Kleidung lässt sich auch noch eine Größe 40 unterbringen. Der Markt mit Extra-Größen boomt und auch die Designer entdecken langsam dieses lukrative Klientel. Es gibt richtige Mode für pfundige Menschen. Nur irgendwie nicht für mich. Ich fühle mich eingezwängt und eingewickelt, nur nicht angezogen und einfach nur dick.
Ich werde es dennoch mit dem Psychologen versuchen, denn 70% der Bevölkerung können nicht unglücklich sein. Eventuell leide ich an gestörtem Wahrnehmungsvermögen.

Doch die Frage: „Was ziehe ich im Sommer an“, die wird er mir wohl auch unbeantwortet lassen. Es wird teuer, so oder so.