Aufgespießt
Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag
Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"
Dienstag, 31. Januar 2012, 00:07
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Danke, "Rusty Ray"
von Matthias_B
Vor ein paar Tagen ist der Moderator Raimund Wagner im Alter von 63 Jahren verstorben.
1990 wurde zufällig entdeckt, dass es neben den "Goldtimern" (und dann neben der reaktivierten "Rocktasche") eine weitere Oldiesendung im Radio gab, und zwar auf der "jungen" Antenne, die deswegen plötzlich nicht mehr so langweilig erschien. Von 19 bis 22 Uhr spielte Raimund in dieser dienstäglichen "Golden Oldies Show" zumeist bekannte Stücke der 60er und 70er Jahre (z.B. "Have I the right", "The night before", "Late night taxi dancer"), wobei diese zum Großteil in Dreierblöcken über den Äther gejagt wurden. Nach und nach wurden rare Lieder eingeflochten, bis das zum festen Bestandteil geworden war, z.B. mit "Bowling green", "Little does she know", "Melody hill", "Smile is diamond", "The leader of the band", "Saah saah kumba", "Gonna write a classic" etc. Zur Mehrzahl der Songs, die man sich bei ihm per Brief oder per Telephon wünschen konnte, wurden ebenso Hintergrundinformationen geboten und Grüße der Hörer ausgerichtet. Eine jährliche Faschingsausgabe mit dazu passenden Werken, z.B. "Det war in Schöneberg" sowie kirren Lachsacktönen als wiederkehrendem Element bot er ebengleich auf. Auch wurde neben den vielen anderen Titeln regelmäßig der Fokus auf eine Band bzw. einen Sänger (z.B. die Equals, die Searchers) gerichtet, indem größte Erfolge und seltener gehörte Kompositionen ihrerseits bzw. seinerseits vorgestellt wurden. In den späteren Jahren gab es auch einen wöchentlichen "Rockhammer" (z.B. "Paranoid", "Barracuda") zu genießen. Negativ fielen eigentlich bloß die paar Minuten Werbung in der Sendung auf. Im Spätsommer 1998 wurde das Format leider eingestellt. 2009 wurde abermals per Zufall darauf gestoßen, dass er im Monatstakt durch eine ziemlich ähnliche dreistündige Sendung auf der RA führte. In diesen "Rusty roots" legte er als "Rusty Ray" viele Stücke aus den 50er bis 80er Jahren auf, die woanders nicht mehr zu hören waren bzw. es nicht mehr sind. Die Klänge aus den 80ern waren zwar lediglich vereinzelt mein Fall, aber bei den Perlen aus den Fifties und Sixties (und den z.g.T. "frischen" (Live)Aufnahmen altgedienter Blueser) in Verbund mit seiner vertraut engagierten Moderation, die auch wieder ein "Spotlight" auf eine Band bzw. einen Interpreten und ein "Ray's special nugget" (z.B. "Say, it ain't so, Joe") umfasste, konnte man sich neben dem Musikgenuss von Beat, (50er Jahre-)Rock und Blues für den Moment wieder an die im Nachhinein als wunderbar solipsistisch und lieblich eskapistisch empfundene Kindheit voller begeistert genossener "Musiksozialisation" kuscheln. Sogar das Ritual der vereinzelten Werbepausen, diverse Jingles aus den „Golden Oldies“ (wobei deren Name herausgeschnitten wurde) und bestimmte "Lieblinge", wie E. Reilly, konnten wieder vernommen werden. Ebenso sorgten das profunde Sachwissen (z.B. welchen stilprägenden Einfluss Screamin Jay Hawkins auf Screaming Lord Sutch und Alice Cooper hatte) sowie anschaulich geschilderte Anekdoten (z.B. jene über die Youngbloods und die Macher der Sendung, bei der sie auftreten sollten), die eben bloß jemand, der umfassend Ahnung "von der Materie", über die er spricht, besitzt, kennen kann, neben der Mitschnittfieberei für Retroschwelgerei. Manches wiederum überraschte (z.B. hatte ich vorher nie "The air, that I breathe" in der Version der Everly Brothers gehört). Man konnte sich folglich monatlich ebenso auf diese in den Jahrzehnten "on air" erlangte "Meisterreife" im Anmoderieren freuen. Bedauerlicherweise fielen in der letzten Zeit die Sendungen aus, bis es dann am 23. Januar zu lesen war. Das Schlusslied seiner letzten "Rusty roots" hieß zudem noch "I will return". Das wäre schön gewesen.
Dafür kommen nun wohl die Leute dort oben auf ihre Kosten, wenn für sie gemäß dem Motto „Rusty Ray got the blues“ fortan "erdig" aufgelegt wird. Dagegen lohnt es sich hier unten jetzt nicht mehr, außerhalb der Nachrichtenzeiten dem Rundfunk zu lauschen.
http://www.youtube.com/user/ROCKANTENNE879#p/u/34/72_c30A2RiQ
(Hier kündigt er mit gewohnt ruhiger Routine seine "Roots" an. Mein Highlight jener Oktoberausgabe war „Walk away“ von der James Gang.)
http://www.rockantenne.de/community/rusty-roots-87/rusty-roots-dezember-2011-8385.html
1990 wurde zufällig entdeckt, dass es neben den "Goldtimern" (und dann neben der reaktivierten "Rocktasche") eine weitere Oldiesendung im Radio gab, und zwar auf der "jungen" Antenne, die deswegen plötzlich nicht mehr so langweilig erschien. Von 19 bis 22 Uhr spielte Raimund in dieser dienstäglichen "Golden Oldies Show" zumeist bekannte Stücke der 60er und 70er Jahre (z.B. "Have I the right", "The night before", "Late night taxi dancer"), wobei diese zum Großteil in Dreierblöcken über den Äther gejagt wurden. Nach und nach wurden rare Lieder eingeflochten, bis das zum festen Bestandteil geworden war, z.B. mit "Bowling green", "Little does she know", "Melody hill", "Smile is diamond", "The leader of the band", "Saah saah kumba", "Gonna write a classic" etc. Zur Mehrzahl der Songs, die man sich bei ihm per Brief oder per Telephon wünschen konnte, wurden ebenso Hintergrundinformationen geboten und Grüße der Hörer ausgerichtet. Eine jährliche Faschingsausgabe mit dazu passenden Werken, z.B. "Det war in Schöneberg" sowie kirren Lachsacktönen als wiederkehrendem Element bot er ebengleich auf. Auch wurde neben den vielen anderen Titeln regelmäßig der Fokus auf eine Band bzw. einen Sänger (z.B. die Equals, die Searchers) gerichtet, indem größte Erfolge und seltener gehörte Kompositionen ihrerseits bzw. seinerseits vorgestellt wurden. In den späteren Jahren gab es auch einen wöchentlichen "Rockhammer" (z.B. "Paranoid", "Barracuda") zu genießen. Negativ fielen eigentlich bloß die paar Minuten Werbung in der Sendung auf. Im Spätsommer 1998 wurde das Format leider eingestellt. 2009 wurde abermals per Zufall darauf gestoßen, dass er im Monatstakt durch eine ziemlich ähnliche dreistündige Sendung auf der RA führte. In diesen "Rusty roots" legte er als "Rusty Ray" viele Stücke aus den 50er bis 80er Jahren auf, die woanders nicht mehr zu hören waren bzw. es nicht mehr sind. Die Klänge aus den 80ern waren zwar lediglich vereinzelt mein Fall, aber bei den Perlen aus den Fifties und Sixties (und den z.g.T. "frischen" (Live)Aufnahmen altgedienter Blueser) in Verbund mit seiner vertraut engagierten Moderation, die auch wieder ein "Spotlight" auf eine Band bzw. einen Interpreten und ein "Ray's special nugget" (z.B. "Say, it ain't so, Joe") umfasste, konnte man sich neben dem Musikgenuss von Beat, (50er Jahre-)Rock und Blues für den Moment wieder an die im Nachhinein als wunderbar solipsistisch und lieblich eskapistisch empfundene Kindheit voller begeistert genossener "Musiksozialisation" kuscheln. Sogar das Ritual der vereinzelten Werbepausen, diverse Jingles aus den „Golden Oldies“ (wobei deren Name herausgeschnitten wurde) und bestimmte "Lieblinge", wie E. Reilly, konnten wieder vernommen werden. Ebenso sorgten das profunde Sachwissen (z.B. welchen stilprägenden Einfluss Screamin Jay Hawkins auf Screaming Lord Sutch und Alice Cooper hatte) sowie anschaulich geschilderte Anekdoten (z.B. jene über die Youngbloods und die Macher der Sendung, bei der sie auftreten sollten), die eben bloß jemand, der umfassend Ahnung "von der Materie", über die er spricht, besitzt, kennen kann, neben der Mitschnittfieberei für Retroschwelgerei. Manches wiederum überraschte (z.B. hatte ich vorher nie "The air, that I breathe" in der Version der Everly Brothers gehört). Man konnte sich folglich monatlich ebenso auf diese in den Jahrzehnten "on air" erlangte "Meisterreife" im Anmoderieren freuen. Bedauerlicherweise fielen in der letzten Zeit die Sendungen aus, bis es dann am 23. Januar zu lesen war. Das Schlusslied seiner letzten "Rusty roots" hieß zudem noch "I will return". Das wäre schön gewesen.
Dafür kommen nun wohl die Leute dort oben auf ihre Kosten, wenn für sie gemäß dem Motto „Rusty Ray got the blues“ fortan "erdig" aufgelegt wird. Dagegen lohnt es sich hier unten jetzt nicht mehr, außerhalb der Nachrichtenzeiten dem Rundfunk zu lauschen.
http://www.youtube.com/user/ROCKANTENNE879#p/u/34/72_c30A2RiQ
(Hier kündigt er mit gewohnt ruhiger Routine seine "Roots" an. Mein Highlight jener Oktoberausgabe war „Walk away“ von der James Gang.)
http://www.rockantenne.de/community/rusty-roots-87/rusty-roots-dezember-2011-8385.html