Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Fly Away Home (deutsch: Amy und die Wildgänse)
von Dieter_Rotmund
Fly Away Home (deutsch: Amy und die Wildgänse) Link zum Video
Gastkolumne von Nimbus
„Prädikat: Besonders wertvoll.“ Steht auf der DVD Hülle meines Lieblingsfilms. Eine Aussage, der ich nickend zustimme, eine Aussage, die den Film besser nicht beschreiben könnte. Doch darin liegt der Haken, das beschreibt noch gar nichts.
Es geschah, als ich vergangenen Sonntag den Film herauskramte, aus sentimentalen Gründen, und das so gesehen sogar zweimal. Zu einem starb ein Fliegerkamerad. Einer, der Ultraleichtflugzeuge flog, so ein ähnliches Fluggerät, was in dem Film gezeigt wird, ist eines der Modelle, jedenfalls in etwa, womit er geflogen war. Einmal hat er mich auch mitgenommen. Sie gehören nicht zu den zuverlässigsten Fluggeräten, man sagt unter Segelfliegern immer, ULs haben eine Gleitzahl Link zum Wikipedia-Artikel wie ein Stein. Das war aber nicht der Grund des Absturzes, die genaue Ursache wurde immer noch nicht ermittelt. Doch das führt jetzt hier zu weit.
Man kann sagen, ich wollte ihm auf diese Weise gedenken. Es ist ein Film, der mich persönlich sehr anspricht, und es ist selten der Fall, dass ich beim Sehen nicht nahe am Wasser gebaut bin. Manchmal muss man eben weinen. Etwas, was ich am Sonntag provoziert habe. Doch es gibt auch noch einen anderen Grund, warum ich gerade im Augenblick eine besondere Verbindung zu dem Film habe. Hier, irgendwo in NRW, gibt es einen kleinen Teich, der unter Naturschutz steht. Dort haben Wildgänse kleine Küken Link zu Foto mit kleinen Küken. Es gibt keinen Tag, an dem ich sie nicht besuchen gehe. Ich bin über den massiven Schwund der kleinen Racker entsetzt und ebenfalls darüber brüskiert, wie Hundehalter ignorieren, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet befinden, und der Teich kein Spielplatz für ihre Tiere ist. Freundliche Auseinandersetzungen sind da leider nicht zielführend. Schon beim ersten Wurf, im Frühjahr, es waren sieben Küken, hat gerade einmal eines überlebt. Von diesem Wurf (nennt man das bei den Viechern so? Müsste ja irgendwie Schlupf heißen, oder so ), es waren auch sieben Küken, sind bereits vier verschwunden. Eines, und das beobachtete ich am Samstag, hatte sich wegen Schwimmaktionen eines Hundes von seiner Gruppe getrennt. Es hat den Weg nicht mehr zurückgeschafft. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, ich weiß nur, dass es noch eine Zeit zu lange in der Nähe des Ufers war.
Ja, in diesem Film geht es um Gänse, um Sportfliegen und auch ein Stück weit um die Umwelt. Amy verliert ihre Mutter bei einem Autounfall. Sie wird von ihrem Vater aufgenommen. Ihre Eltern sind geschieden, und sie kennt ihren Vater nicht. Alleine, unverstanden von der Welt fühlt sich Amy. Sie fragt sich, warum solche Dinge passieren müssen. Die Schule interessiert sie nicht, eigentlich interessiert sie überhaupt nichts. Schon gar nicht die Begeisterung ihres Vaters, der Erfinder ist, fürs Fliegen. Sie beobachtet einen Flugversuch von ihm, ein selbstgebasteltes Flugobjekt, was zu vergleichen wäre mit einem Doppeldecker der nur aus Flügen besteht. Das Fahrwerk selbst sind die Füße des Vaters. Der hat nicht so wirklich mit der Landung drauf. Seine Landung missglückt. So abweisend, wie sie auf alles reagiert, könnte man meinen, dass sei ihr auch egal, doch ich schlussfolgere schlicht weg mal, dass sie doch eher in Sorge lebt.
Nachdem ein Brutgebiet durch Bauherren (Bagger) zerstört wird, findet sie verwaiste Eier, Gänseeier kanadischer Wildgänse. Sie nimmt sie in ihre Obhut. Als diese schlüpfen, als Leben entsteht, fängt auch ihr eigenes wieder an. Während sie die Tiere aufzieht, und sie ihr überall hinterherlaufen, verbessert sich das Verhältnis zu ihrem Vater und sie integriert sich in ihre neue Umgebung immer mehr. Irgendwelchen Gesetzen zufolge müssten die Gänse gestutzt werden, damit sie nicht wild umherfliegen. So entsteht die wahnwitzige Idee, das Hobby der Fliegerei in die Gänseerziehung mit einzubinden. Es entsteht der Plan, sie nach Süden zu führen. Da der Plan daran scheitert, dass die Gänse Amys Vater nicht folgen wollen, lernt Amy fliegen.
Natürlich schwelge ich da in einer Form von Nostalgie, und erinnere mich an meine ersten Schritte, ein Flugzeug in der Luft zu halten. Das ist mit Sicherheit ein Grund, warum ich den Film so sehr liebe.
Aber es sind diese vielen tausend Kleinigkeiten die dazu kommen und dazu gehören. Es ist eine kleine Geschichte, eine leise Geschichte, die ohne Gewalt auskommt, na, fast. Mit einem wunderbaren Humor ausgestattet, wundervollen Bildern untermalt, von einer so passenden Musik eingerahmt und nach einer wahren Begebenheit ist.
Wer diesen Film nicht kennt, dem kann ich nur nahelegen, das mal nachzuholen. Um ihn liebenswert zu finden muss man kein Flug-Fan sein und auch kein ehemaliger Flieger. Allerdings, wer dabei nur an Gänsebraten denkt, sollte sich vielleicht selber mal überdenken .
Denkt man ein wenig drüber nach, vermittelt er im Unterton auch, dass wir nur Gast sind auf dieser Erde (Gast ist vermutlich ein denkbar schlechtes Wort, verwechseln das doch einige Personen mit Urlaub auf dem Ballermann, so jedenfalls geht der Mensch ja auch mit der Erde um) und er sollte sich mal als solcher aufführen.
Das wäre so ein Film, den würde ich ganz gerne mal auf eine Großleinwand am See herauf- und herunterspielen lassen, weil die Menschen heutzutage ja das echt nicht mehr sehen, aber vielleicht durch die Medien etwas kapieren. Ob es jedoch die Hundehalter zum Umdenken anregen würde, wage ich zu bezweifeln. Das Naturschutzgebiet wird zu Gunsten der Vierbeiner komplett ignoriert.
Ganz am Ende, ganz am Ende, da flog ich mit M. in den Sonnenuntergang und weinte, um mit ihm zu lächeln, das war mein letzter Gedankenflug mit ihm. Der Film, der ist irgendwie auch wie er, leise, und trotzdem laut, ohne jemals dabei aufdringlich zu sein… -
Mein Lieblingsfilm! Ich unterschreibe: Prädikat besonders wertvoll!!!
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Auch Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance) mit Michael Keaton als völlig abgehalfterten Superhelden-Darsteller war prima.
Alan Parkers Birdy von 1984 hat mir, als junger und naiver Jugendlicher einst gut gefallen und würde mich heute vermutlich mit einem schalen Geschmack von bleierner Sentimentalität zurücklassen.
Wer es ganz infantil will, kann ja derzeit Angry Birds im Kino sehen ...
Aber das ist dann wirklich nur etwas für völlig Anspruchslose, oder?