Der Mensch wechselt im Laufe seines Lebens am laufenden Band:
Im Babyalter seine Windeln (das übernehmen noch Andere für ihn!) , als Schulkind seine besten Freunde, als Jugendlicher seine Freundinnen und als Erwachsener eventuell die Kneipen beziehungsweise oft sogar seine Arbeitsstelle.
Aber darüber will ich hier überhaupt nicht reden, sondern...
Zur Mitte des Lebens hin, wenn wir uns eigentlich so rundum wohl fühlen im Vollbesitz unserer geistigen und körperlichen Kräfte, geht`s dann los. Vor allem bei uns Frauen. Auch da sind die Männer besser dran, die haben nur ihre Midlife Crisis.
Ein Biest mit dem Namen "Wechseljahre" macht uns das Leben zur Hölle. Es zählt zur Gattung der echten Piesacker, ist hartnäckig bis zum Gehtnichtmehr und selbst mit den Errungenschaften der Medizin nur äußerst schwer zu zähmen. Völlig unerwartet startet es gehässige Angriffe und schlägt dann je nach Widerstandskraft des jeweiligen weiblichen Wesens nur gelinde, etwas fester oder mit echter Brutalität zu. Von einem Tag auf den anderen schwelgen wir Frauen in Selbstmitleid, Weltschmerz plus Verfolgungswahn(manchmal!), die Fröhlichkeit ist dahin. Dem Schönen können wir kaum mehr etwas abgewinnen. Seufzend und im stillen Kämmerlein vor uns hin heulend sitzen wir dort, anscheinend unverstanden von Mann und Familie. Bei jeder noch so banalen Bemerkung geliebter Gegenüber gehen wir an die Decke, machen aus einer Mücke einen Elefanten, erinnern uns der Mammuts und lassen die nur zu gerne auferstehen, weil ja noch größer.
Nicht allein die Gefühle tosen. Unser Körper protestiert gegen das verrückte Chaos, was wir dem armen Kerl keinesfalls verübeln dürfen. Er versucht verzweifelt, sich nichts anmerken zu lassen, weiterhin trotz des seelischen Tumultes ungerührt gesund durch die Tage zu gehen. Dazu aber braucht er unsere Hilfe. Während der Tränensturzbachpausen reißen wir uns am Riemen und unterstützen ihn durch sportliche Aktivitäten, falls wir denn sportlich sind. Falls nicht, gehen wir zumindest spazieren. Einmal ums große Feld oder so. Ist kein Feld zur Stelle, zumindest mal kurz un den nächsten Häuserblock. Das viele 0-0 hilft dann über die nächsten Stunden hinweg. Gnadenfrist für unseren Leib.
Doch "Wechseljahre" gibt sich nicht mit halbem Erfolg zufrieden. Soo nicht mit ihm! Wir räumen gerade die verschiedenen Lieblingskleidungsstücke unserer zahlreichen Kinderschar beiseite, um wenigstens noch Zugang zu den noch zahlreicheren Räumen unseres Heimes zu haben, da fängts an.
"Quietsch, was ist denn das?", stöhnen wir, greifen uns an den Rücken.
Als ob das etwas ändern würde ... Nein, wir haben einzusehen, es ist soweit. Bisher haben wir uns eingebildet, wir blieben davon verschont, doch auf alles geachtet, uns peinlich nach den Ratschlägen der Friseursalonzeitschriften und deren Dr. Sowieso-berät-Sie-gern gerichtet: Gesunde Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft und und und ...
Irgendwie waren es nicht die passenden Tipps gewesen. Uns wird klar:
"Dessen Hinweise galten den Marsweibchen, nicht uns!"
Frustriert ergeben wir uns ins Unvermeidliche, nehmen demütig die Aussicht in Kauf, unter Umständen vielleicht sogar bis zu zehn Jahren gebückt durch die Gegend zu laufen und damit der Wunschvorstellung mancher Machos sehr entgegen zu kommen.
"Das Weib sei dem Manne untertan!"
Wie könnten wir denn überhaupt anders -bei der(!) Körperhaltung?"
Unsere Seele ist doch soundso schon so praktisch geknickt.
Wir müssen einsehen, dass es um unsere Selbstbestimmung endgültig geschehen ist. Wir sind zu Chamäleons mutiert, zu Marionetten von ´Wechseljahre` mit all den scheußlichen Stimmungen und Wehwechen, die dieses Biest uns mit hämischer Freude aufdrückt. Und das bleiben wir voraussichtlich auch bis zu zehn Jahre lang.
"Wechseljahre"...
Das klingt viel zu harmlos, trifft nicht ins Schwarze dieser gebündelten Gemeinheiten. ´Wechseljahre` agiert nämlich wie die bösartige Hexe aus dem Märchenbuch. Deshalb fordere ich: Ab heute heißt dieses Untier:
"Wexeljahre"!!
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Kommentare zu diesem Text
Graeculus (69)
(04.07.16)
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