Heimatlos im Furchtgewand

Erlebnisgedicht zum Thema Ungewissheit

von  Füllertintentanz

Taschenuhren in den Blicken,
die der Stunden Flüchte ticken,
haben ihren Schlag erkannt,
ruhelos die Zeit verbannt.   
Küsse eilen uns zu Munde, 
tragen schon der Ferne Kunde,
stecken Ohnmacht feucht in Brand,
läuten Abend übers Land.


Selbst die wiesenwilden Wicken
Galgenfrist in Sterne nicken,
deren Robe längst entschwand,
Dämmer senkt des Lides Rand,
spiegelt sich im stummen Funde,                            .
Worte kosen ihre Runde,
lächeln Löcher in den Sand,
schweigen stummen Widerstand.

Was soll uns die Zeit beschicken
wenn wir am Moment ersticken?
Täuschen wir auch elegant,
schnürt uns doch des Kummers Band.
Tapfer füllst du diese Stunde,
schöpfst aus längst verbrauchtem Grunde,
hältst den Teddy in der Hand,
heimatlos - im Furchtgewand.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (03.10.07)
Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Könner auch im sonst eher verschmähten Paarreim tiefe Emotionen sehr gut herüber bringen können. Du schaffst es hier mühelos.
Sehr schöne, berührende, deutliche, fühlbare Bilder, liebe Sandra, besonders die Assoziation der schwelenden Ohnmacht gefällt mir.

In V13 (S2) könnte vielleicht einmal das Wörtchen "stillen" das gedoppelte "stummen" (V16) ersetzen.

Liebe Grüße,
Sabine

 Füllertintentanz meinte dazu am 03.10.07:
Hallo Sabine, es freut mich sehr, dass gerade die Emotion der Ohnmacht dir so gut gefallen hat, ist sie doch das intensivste Gefühl, was neben der Ungewissheit in den Zeilen zu finden ist. In meinem Bild ist es übrigens die wahnsinnige Ohnmacht einer liebenden Mutter, die für sich und ihr Kind die schwerste Entscheidung ihres Lebens getroffen hat. Der Text beschreibt deren Abschied.
Liebe Grüße,
Sandra
janna (60)
(03.10.07)
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 Füllertintentanz antwortete darauf am 03.10.07:
Hallo Janna, leider glaube ich, dass es mir mit diesen Zeilen nicht gelungen ist, die Tragik dieses Augenblickes wirklich richtig rüber zu bringen. Wie ich gerade schon Sabine schrieb, sind hier die letzten Minuten zwischen Mutter und Kind beschrieben. Diese wahnsinnig hilflose Ohnmacht, das Kind ins Ungewisse "entlassen" zu müssen.
Danke fürs Lesen.
LG, Sandra
artemidor (58)
(03.10.07)
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 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 03.10.07:
Hallo Arti,
ja, bei diesen beiden Zeilen hat man wahrscheinlich als erstes ein liebendes Paar vor Augen, was im entfernten Sinne von mir ja auch gemeint war. Es sind Mutter und Kind. Manchmal bestimmt das Schicksal furchtbare Wege.
Herzlichen Gruß,
Sandra
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