Auszug

Kurzprosa zum Thema Alltag

von  Soshura

Ich trete gegen den Laternenmast, obwohl er mir garnichts getan hat. Die alte Frau geht an mir vorüber und schüttelt nur vorwurfsvoll ihren Kopf. Ich schaue böse zu ihr hinüber und sie beschleunigt ihren Schritt. Sieht komisch aus, doch an meinen Mundwinkeln kleben bleierne Gewichte. Desinteresse. Das Handy klingelt und ich drücke einfach weg, ohne überhaupt zu nachzuschauen, wer anruft.

Die Autotür ging auch schon mal leiser zu. Mein Tank ist fast leer und das 30er Schild fliegt mit 50 an mir vorüber. Na hoffentlich wird's nicht geblitzt. Es interessiert mich überhaupt nicht. Irgendwas nudelt in meine Ohren und mißmutig drücke ich den Knopf am Radio. Die Nudeln warn besser. Stille kann auch nervig sein. Der Blödmann vor mir in seinem "Ich hab nur zwei Gänge" - Auto ist es auch.

Blödes Schloß. Bekloppter Schlüssel. Warum paßt du erst beim dritten Versuch? Was ist das fürn beschissener Spiegel dort im Vorsaal? Das Bild sah auch schon mal geiler aus. Ich will den Zettel zerreißen, zerknüllen, und aus dem Fenster werfen. Es ist sinnlos, weil ich es nicht ändern kann. Am liebsten die Zeit vordrehen, Urlaub machen vom jetzt, die nächsten Tage und Wochen einfach überspringen. Ich weiß genau, dass sich das ändern wird, aber eben ist es grausam. Ich fühle mich total abgebrannt ...

Kennt ihr das?

Nein, ich habe keinen Liebesschmerz - nur gerade Kontoauszüge geholt.

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