plötzliche erschütterung

Gedicht zum Thema Fremde/ Fremdheit

von  ManMan

die meisten waren jünger
als das geburtstagskind
das heute siebzig wurde

die meisten kannten sich
man freute sich
auch des belanglosen

im garten zwischen bunten blumen
gab es  den kaffee

die stimmung war
im allgemeinen gut

nur mir war
schon die ganze zeit
so merkwürdig beklommen

dann sang der männerchor:
ich bete an die macht der liebe
und inmitten all der
rosaroten rührung

starrte ich verlegen
und mit sehnsucht
in den blauen himmel
zu dem silbergrauen flugzeug

es flog weiter
ohne mich

ich prostete der frau
die siebzig wurde zu
sie wirkte stolz

ich hatte es erwartet
doch es kränkte mich
warum auch immer

ich war erschüttert
und ich schämte mich

und trank erst mal ein Bier
und dann noch eines

irgendwann war mir
das flugzeug nicht mehr wichtig

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(19.06.08)
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 ManMan meinte dazu am 20.06.08:
das ist in der tat die zentrale aussage, dass das lyrische ich gekränkt ist. die stimmung war gut, der himmel blau, also schien die sonne. nichts deutet zunächst darauf hin, dass etwas nicht stimmt. die plötzliche erschütterung kommt, sozusagen aus heiterem himmel, mit dem lied, das ja auch bei anderen gelegenheiten zu erschütterungen führen mag...das ich merkt einfach, dass es nicht hineinpasst in diesen kreis. das pathos des liedes erscheint ihm so verlogen wie die atmosphäre es ist. der sehnsüchtige blick zum flugzeug soll den wunsch nach flucht aus dieser beengenden selbstbeweihräucherung symbolisieren. aber das ist nur die sichtweise des lyrischen ich und dieses weiß, dass es nicht möglich ist, sie den anderen zu vermitteln. vor allem nicht der jubilarin, die stolz auf ihr leben ist. daher die flucht in das bierglas. lg. manfred
Caterina (46) antwortete darauf am 20.06.08:
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