Gibt es ihn vielleicht doch? Meine Suche nach dem Yeti
Legende zum Thema Fantasie
von tastifix
Hier, in dreitausend Metern Höhe, boten die gewaltigen Berge mit ihren riesigen Gletschern und den für alle Ewigkeit mit Schnee bedeckten, in der gleißenden Sonne wie Diamanten glitzernden, oft bizarren Gipfeln einen traumhaften Anblick.
Während ich mich durch das tiefe, weiße Nass Schritt für Schritt aufwärts kämpfte, vernahm ich nur meinen eigenes Keuchen und das Knirschen des Schnees unter meinen Füßen. Sonst nichts.
"Einfach toll, diese Stille. Es dürfte nur etwas wärmer sein!"
Bereits seit Tagen unterwegs, setzte mir die schneidende Kälte mittlerweile sehr zu.
"Und - wenn ich gar nichts sehe ... ?"
Dennoch dachte ich im Traum nicht daran, etwa aufzugeben. Dafür hatte ich viel zuviel darüber gehört und gelesen. Ich wollte endlich Klarheit. Wie auch immer.
Kurz darauf erklomm ich ein größeres Plateau. Erschöpft hielt ich inne. Außer Felsen sowie verstreut liegenden Gesteinsbrocken war nichts zu sehen. Etwa dreihundert Meter von mir entfernt jedoch heftete sich mein Blick auf einem gewaltigen Steinhaufen.
„Es sieht aus, als ob ihn jemand ...“
Ich versuchte, diesen Gedanken schleunigst zu verdrängen, es als ein Hirngespinst zu werten. Aber es hatte mich gepackt und so stapfte ich auf dieses Etwas zu. In dem Steinhaufen befand sich an der einen Seite ein riesiges Loch, mindestens drei Meter hoch und zwei Meter breit.
„Was verbirgt sich wohl dahinter?“
Die Neugierde besiegte die aufkommende Unsicherheit, ich kramte aufgeregt meine Taschenlampe heraus, trat näher und leuchtete hinein. Im schwachen Schein der Lampe erkannte ich einen extrem hohen, abwärts führenden Gang.
„Soll ich oder besser doch nicht?“
Ich wischte die Bedenken beiseite, gab mir einen Ruck und ging hinein, tiefer und tiefer. Der Gang wurde ständig breiter. Schließlich stand ich am Eingang einer gigantischen Höhle. Ich ließ das Licht der Taschenlampe zuerst an den Wänden und dann am Boden entlang wandern. In einer Ecke der Höhle dann entdeckte ich sie - eine ungefähr vier Meter lange und mindestens zwei Meter breite Kuhle.
„Oh Gott! Was ist denn das?”
Vor Schrecken lief mir ein Schauder über den Rücken. Gehetzt spurtete ich zurück zum Ausgang. Draußen rührte sich nichts. Es war wie immer ... Ich atmete einmal tief durch und wollte nur noch fort. Fort von diesem Unbekannten, dass ich nicht einzuordnen wusste. Noch nicht ...
Doch die Anspannung forderte ihren Tribut, meine Beine zitterten und ich kam nur sehr mühsam vorwärts. Währenddessen beschäftigte mich ein vager Verdacht, der mich einerseits freute und andererseits furchtbar ängstigte.
„Wenn nun an den Gerüchten doch etwas dran ist?“
Dann schwebte ich vielleicht sogar in Lebensgefahr.
Die Entdeckung in der Höhle beherrschte so sehr meine Gedanken, dass ich überhaupt nicht mehr darauf achtete, wohin ich meine Füße setzte und so geschah es. Der Boden unter mir krachte ein.
Ich stürzte, rutschte tiefer und tiefer und fand mich in einer unter derSchneedecke bislang verborgenen Gletscherspalte wieder. In meiner Panik krallte ich die Finger ins kalte Nass. Es war umsonst, ich saß gefangen in dieser weißen Hölle ohne die geringste Hoffnung auf Hilfe.
„Es ist aus!“
Doch meine Psyche war noch zu stark, als dass ich mich einfach in mein Schicksal ergeben hätte. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
„Von ein paar oberflächlichen Schrammen abgesehen bist du unverletzt. Also lass dir etwas einfallen!“
Aber da ich Eispickel und Seil während des Sturzes verloren hatte, erwies sich meine Lage als aussichtslos. Ich schrie meine Verzweiflung in die Einsamkeit hinaus, wieder und wieder.
„Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“
Allmählich schwanden die letzten Kraftreserven und meine Stimme wurde zunehmend schwächer.
Vor Erschöpfung lehnte ich mich gegen die kalte Wand und verstummte. Plötzlich aber wurde ich wieder hellwach. Ein dröhnendes Stampfen, als ob eine Herde Rentiere daher galoppieren würde, erschütterte das Eis. Es näherte sich rasch und stoppte dann plötzlich. Stille.
Ich hielt den Atem an und schaute zum Himmel. Die gleißende Sonne blendete mich. Angestrengt blinzelte ich ins Helle.
„Das gibt es nicht. Ich habe schon Halluzinationen!“
Doch der riesige Schatten dort oben verschwand nicht. Stattdessen hörte ich zusätzlich ein eigenartiges Knurren. Es klang wie das Knurren eines verunsicherten Tieres.
„Es ist soweit! Gleich wird es zupacken!“
Nichts dergleichen geschah. Jedoch sollte es der aufregendste Moment meines Lebens werden. Im nächsten Augenblick blickte ich in ein Gesicht, so fremd, wie ich es noch niemals zuvor gesehen hatte. Es erinnerte stark an einen Affen.
Die großen, blauen Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren von dem langen, zottelig-weißen Fell beinahe verdeckt. Die Nase jedoch war für einen Affen zu schmal und der Mund mit den blendend weißen Zähnen schien der eines Menschen zu sein.
Es beugte sich näher zu mir. Ich betrachtete seinen Körper. Das Wesen da vor mir maß mindestens 3,50 Meter, besaß die Statur eines stämmigen Menschen, war aber über und über mit dem weißen Zottelfell bedeckt.
Gebannt schauten wir uns an.
„Es schaut nicht böse oder wild, sondern nur neugierig!“
Nach ein paar Sekunden der Überraschung legte es plötzlich den Kopf schief, knurrte nochmals leise und streckte mir den Arm entgegen. Seine Hand war die eines Menschen.
„Ich habe ja keine andere Wahl! Es ist meine letzte Chance!“
Zögernd umklammerte ich diese Hand, die meine fest umschloss. Langsam, Zentimeter für Zentimeter zog mich das Wesen aus meinem eisigen Verlies heraus.
Fassungslos starrte ich es an:
„Der Yeti!!“
In mir keimte vage die Hoffnung auf ein Weiterleben.
„Oder soll ich als Futter dienen?“
Für diesen Riesen wäre es ein Leichtes gewesen, mich auf der Stelle umzubringen.
Stattdessen fuhr er mir mit seiner riesigen Hand zärtlich über die Wange. Dann nahm er mich auf die Arme und trug mich zu eben jener Höhle, die für mich den Beginn dieses Abenteuers bedeutet hatte.
Er legte ein Bärenfell in die Kuhle, bettete mich vorsichtig darauf, holte einen
Steinbecher mit Wasser und gab mir zu trinken. Ich lächelte dankbar und er ... Er erwiderte das Lächeln.
„Er ist ein Mensch!!“
Ich war tief erschüttert.
Dass ich nicht um mein Leben fürchten musste ... dessen war ich mir jetzt sicher. Aber - was würde nun werden? Würde er mich gehen lassen, zog es mich überhaupt zurück? Sehnsüchtig dachte ich an daheim, aber ...
Mir war etwas Einmaliges vergönnt. Ich hatte das Wesen getroffen, dessentwegen in der modernen Welt zahllose Gerüchte die Runde machten und die Fantasie wahre Purzelbäume schlug.
„Ob es mir möglich sein wird, mit dem Yeti irgendwie zu kommunizieren?“
Ja, der Anfang dazu war bereits gemacht. Wir hatten uns angelächelt.
Erschöpft schlief ich ein. Als ich wieder erwachte, hockte der Yeti neben meiner Liegestatt, den Blick fest auf mein Gesicht gerichtet. Wieder lächelte er. Bestimmt hatte ich mehrere Stunden geschlafen. Weil ich Hunger verspürte, durchwühlte ich meinen Rucksack nach etwas Essbarem, aber der Proviant war aufgebraucht. Was nun?
In meiner Ratlosigkeit blickte ich den Yeti bittend an und führte mehrmals nacheinander die Hand zum Mund. Würde er mich verstehen? Tatsächlich ahmte er diese Bewegung nach und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich nickte und er antwortete mit einem Kopfnicken. Aus einer anderen Ecke der Höhle holte er ein Stück Fleisch und reichte es mir. Erleichtert biss ich hinein.
„Wenn er doch nur sprechen könnte!“
Aber jede seiner Aktionen begleitete nur dieses eigenartige Knurren. Doch ich wusste jetzt, dass er meine Mimik und Gestik sehr wohl verstand.
„Auch auf diese Art kann man sich unterhalten!“
Mir kam eine Idee: Ich suchte das Foto meiner Familie heraus, zeigte es ihm und deutete dabei zuerst darauf und dann auf mich. Aufmerksam betrachtete er es und lächelte.
„Er ahnt, was ich ihm damit sagen will!“
Fragend blickte ich ihn an und dann nochmals auf das Bild. Bildete ich es mir nur ein oder las ich wirklich Trauer in seinen Augen?
„Er lebt völlig allein hier!“
Mitleidig strich ich ihm über das weiche Fell. Er sah mich treuherzig an.
„Bestimmt ist seine Familie bei einer Naturkatastrophe umgekommen und er hat als Einziger seiner Spezies überlebt!?“, grübelte ich erschüttert. „Wie bloß kann er diese ewige Einsamkeit ertragen?“
Irgendetwas hatte er uns modernen Menschen voraus. War es vielleicht, dass er sich eins fühlte mit der ihn umgebenden Natur? Mich bewegte so vieles, aber all diese Fragen würden für immer offen bleiben.
Bevor die Dämmerung anbrechen würde, würde ich Abschied nehmen müssen. Ein Abstieg in aufkommender Dunkelheit kam einem Selbstmord gleich. Es wurde mir schwer ums Herz, denn ich hatte dieses Wesen liebgewonnen.
Wenig später traten wir in die bittere Kälte hinaus. Ich winkte den Yeti zu mir an den Rand des Abhanges und deutete mit dem Arm in die Tiefe.
„Es ist Zeit. Ich muss zurück!“, murmelte ich und schluckte ein wenig.
Zum zweiten Male an diesem Tage strich er mir sanft über die Wange und knurrte leise. Ich schulterte mein Gepäck und wandte mich zum Gehen. Da passierte etwas, was ich niemals mehr in meinem Leben vergessen sollte.
Der Yeti schaute mich beschwörend an und legte mir seinen Zeigefinger an den Mund. Mit der anderen Hand deutete er auf sich.
Ich verstand.
„Ich werde für immer schweigen!“, versprach ich mit brüchiger Stimme und berührte mit meiner Hand seine Lippen.
Als ich bereits so ungefähr hundert Meter von ihm entfernt war, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und mir wohl unverwandt hinterher geschaut.
Kurz trafen sich unsere Blicke zu einem aller letzten Gruß. Dann kehrte er mir den Rücken zu und stampfte zurück in die Einsamkeit des ewigen Eises.
Während des gesamten Abstieges sah ich ihn vor mir, diesen gewaltigen, sanften Riesen, jenes Wesen aus einer längst vergangenen Zeit.
„Niemand und nichts soll dich je bedrängen. Ich werde die Erinnerung an dich tief in meinem Herzen bewahren und meinem Versprechen treu bleiben, solange ich lebe!“
Immer dann, wenn ich meinen Blick über die hohen Berge schweifen lasse, sind meine Gedanken bei ihm, meinem Freund, dem Yeti.
Während ich mich durch das tiefe, weiße Nass Schritt für Schritt aufwärts kämpfte, vernahm ich nur meinen eigenes Keuchen und das Knirschen des Schnees unter meinen Füßen. Sonst nichts.
"Einfach toll, diese Stille. Es dürfte nur etwas wärmer sein!"
Bereits seit Tagen unterwegs, setzte mir die schneidende Kälte mittlerweile sehr zu.
"Und - wenn ich gar nichts sehe ... ?"
Dennoch dachte ich im Traum nicht daran, etwa aufzugeben. Dafür hatte ich viel zuviel darüber gehört und gelesen. Ich wollte endlich Klarheit. Wie auch immer.
Kurz darauf erklomm ich ein größeres Plateau. Erschöpft hielt ich inne. Außer Felsen sowie verstreut liegenden Gesteinsbrocken war nichts zu sehen. Etwa dreihundert Meter von mir entfernt jedoch heftete sich mein Blick auf einem gewaltigen Steinhaufen.
„Es sieht aus, als ob ihn jemand ...“
Ich versuchte, diesen Gedanken schleunigst zu verdrängen, es als ein Hirngespinst zu werten. Aber es hatte mich gepackt und so stapfte ich auf dieses Etwas zu. In dem Steinhaufen befand sich an der einen Seite ein riesiges Loch, mindestens drei Meter hoch und zwei Meter breit.
„Was verbirgt sich wohl dahinter?“
Die Neugierde besiegte die aufkommende Unsicherheit, ich kramte aufgeregt meine Taschenlampe heraus, trat näher und leuchtete hinein. Im schwachen Schein der Lampe erkannte ich einen extrem hohen, abwärts führenden Gang.
„Soll ich oder besser doch nicht?“
Ich wischte die Bedenken beiseite, gab mir einen Ruck und ging hinein, tiefer und tiefer. Der Gang wurde ständig breiter. Schließlich stand ich am Eingang einer gigantischen Höhle. Ich ließ das Licht der Taschenlampe zuerst an den Wänden und dann am Boden entlang wandern. In einer Ecke der Höhle dann entdeckte ich sie - eine ungefähr vier Meter lange und mindestens zwei Meter breite Kuhle.
„Oh Gott! Was ist denn das?”
Vor Schrecken lief mir ein Schauder über den Rücken. Gehetzt spurtete ich zurück zum Ausgang. Draußen rührte sich nichts. Es war wie immer ... Ich atmete einmal tief durch und wollte nur noch fort. Fort von diesem Unbekannten, dass ich nicht einzuordnen wusste. Noch nicht ...
Doch die Anspannung forderte ihren Tribut, meine Beine zitterten und ich kam nur sehr mühsam vorwärts. Währenddessen beschäftigte mich ein vager Verdacht, der mich einerseits freute und andererseits furchtbar ängstigte.
„Wenn nun an den Gerüchten doch etwas dran ist?“
Dann schwebte ich vielleicht sogar in Lebensgefahr.
Die Entdeckung in der Höhle beherrschte so sehr meine Gedanken, dass ich überhaupt nicht mehr darauf achtete, wohin ich meine Füße setzte und so geschah es. Der Boden unter mir krachte ein.
Ich stürzte, rutschte tiefer und tiefer und fand mich in einer unter derSchneedecke bislang verborgenen Gletscherspalte wieder. In meiner Panik krallte ich die Finger ins kalte Nass. Es war umsonst, ich saß gefangen in dieser weißen Hölle ohne die geringste Hoffnung auf Hilfe.
„Es ist aus!“
Doch meine Psyche war noch zu stark, als dass ich mich einfach in mein Schicksal ergeben hätte. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
„Von ein paar oberflächlichen Schrammen abgesehen bist du unverletzt. Also lass dir etwas einfallen!“
Aber da ich Eispickel und Seil während des Sturzes verloren hatte, erwies sich meine Lage als aussichtslos. Ich schrie meine Verzweiflung in die Einsamkeit hinaus, wieder und wieder.
„Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“
Allmählich schwanden die letzten Kraftreserven und meine Stimme wurde zunehmend schwächer.
Vor Erschöpfung lehnte ich mich gegen die kalte Wand und verstummte. Plötzlich aber wurde ich wieder hellwach. Ein dröhnendes Stampfen, als ob eine Herde Rentiere daher galoppieren würde, erschütterte das Eis. Es näherte sich rasch und stoppte dann plötzlich. Stille.
Ich hielt den Atem an und schaute zum Himmel. Die gleißende Sonne blendete mich. Angestrengt blinzelte ich ins Helle.
„Das gibt es nicht. Ich habe schon Halluzinationen!“
Doch der riesige Schatten dort oben verschwand nicht. Stattdessen hörte ich zusätzlich ein eigenartiges Knurren. Es klang wie das Knurren eines verunsicherten Tieres.
„Es ist soweit! Gleich wird es zupacken!“
Nichts dergleichen geschah. Jedoch sollte es der aufregendste Moment meines Lebens werden. Im nächsten Augenblick blickte ich in ein Gesicht, so fremd, wie ich es noch niemals zuvor gesehen hatte. Es erinnerte stark an einen Affen.
Die großen, blauen Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren von dem langen, zottelig-weißen Fell beinahe verdeckt. Die Nase jedoch war für einen Affen zu schmal und der Mund mit den blendend weißen Zähnen schien der eines Menschen zu sein.
Es beugte sich näher zu mir. Ich betrachtete seinen Körper. Das Wesen da vor mir maß mindestens 3,50 Meter, besaß die Statur eines stämmigen Menschen, war aber über und über mit dem weißen Zottelfell bedeckt.
Gebannt schauten wir uns an.
„Es schaut nicht böse oder wild, sondern nur neugierig!“
Nach ein paar Sekunden der Überraschung legte es plötzlich den Kopf schief, knurrte nochmals leise und streckte mir den Arm entgegen. Seine Hand war die eines Menschen.
„Ich habe ja keine andere Wahl! Es ist meine letzte Chance!“
Zögernd umklammerte ich diese Hand, die meine fest umschloss. Langsam, Zentimeter für Zentimeter zog mich das Wesen aus meinem eisigen Verlies heraus.
Fassungslos starrte ich es an:
„Der Yeti!!“
In mir keimte vage die Hoffnung auf ein Weiterleben.
„Oder soll ich als Futter dienen?“
Für diesen Riesen wäre es ein Leichtes gewesen, mich auf der Stelle umzubringen.
Stattdessen fuhr er mir mit seiner riesigen Hand zärtlich über die Wange. Dann nahm er mich auf die Arme und trug mich zu eben jener Höhle, die für mich den Beginn dieses Abenteuers bedeutet hatte.
Er legte ein Bärenfell in die Kuhle, bettete mich vorsichtig darauf, holte einen
Steinbecher mit Wasser und gab mir zu trinken. Ich lächelte dankbar und er ... Er erwiderte das Lächeln.
„Er ist ein Mensch!!“
Ich war tief erschüttert.
Dass ich nicht um mein Leben fürchten musste ... dessen war ich mir jetzt sicher. Aber - was würde nun werden? Würde er mich gehen lassen, zog es mich überhaupt zurück? Sehnsüchtig dachte ich an daheim, aber ...
Mir war etwas Einmaliges vergönnt. Ich hatte das Wesen getroffen, dessentwegen in der modernen Welt zahllose Gerüchte die Runde machten und die Fantasie wahre Purzelbäume schlug.
„Ob es mir möglich sein wird, mit dem Yeti irgendwie zu kommunizieren?“
Ja, der Anfang dazu war bereits gemacht. Wir hatten uns angelächelt.
Erschöpft schlief ich ein. Als ich wieder erwachte, hockte der Yeti neben meiner Liegestatt, den Blick fest auf mein Gesicht gerichtet. Wieder lächelte er. Bestimmt hatte ich mehrere Stunden geschlafen. Weil ich Hunger verspürte, durchwühlte ich meinen Rucksack nach etwas Essbarem, aber der Proviant war aufgebraucht. Was nun?
In meiner Ratlosigkeit blickte ich den Yeti bittend an und führte mehrmals nacheinander die Hand zum Mund. Würde er mich verstehen? Tatsächlich ahmte er diese Bewegung nach und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich nickte und er antwortete mit einem Kopfnicken. Aus einer anderen Ecke der Höhle holte er ein Stück Fleisch und reichte es mir. Erleichtert biss ich hinein.
„Wenn er doch nur sprechen könnte!“
Aber jede seiner Aktionen begleitete nur dieses eigenartige Knurren. Doch ich wusste jetzt, dass er meine Mimik und Gestik sehr wohl verstand.
„Auch auf diese Art kann man sich unterhalten!“
Mir kam eine Idee: Ich suchte das Foto meiner Familie heraus, zeigte es ihm und deutete dabei zuerst darauf und dann auf mich. Aufmerksam betrachtete er es und lächelte.
„Er ahnt, was ich ihm damit sagen will!“
Fragend blickte ich ihn an und dann nochmals auf das Bild. Bildete ich es mir nur ein oder las ich wirklich Trauer in seinen Augen?
„Er lebt völlig allein hier!“
Mitleidig strich ich ihm über das weiche Fell. Er sah mich treuherzig an.
„Bestimmt ist seine Familie bei einer Naturkatastrophe umgekommen und er hat als Einziger seiner Spezies überlebt!?“, grübelte ich erschüttert. „Wie bloß kann er diese ewige Einsamkeit ertragen?“
Irgendetwas hatte er uns modernen Menschen voraus. War es vielleicht, dass er sich eins fühlte mit der ihn umgebenden Natur? Mich bewegte so vieles, aber all diese Fragen würden für immer offen bleiben.
Bevor die Dämmerung anbrechen würde, würde ich Abschied nehmen müssen. Ein Abstieg in aufkommender Dunkelheit kam einem Selbstmord gleich. Es wurde mir schwer ums Herz, denn ich hatte dieses Wesen liebgewonnen.
Wenig später traten wir in die bittere Kälte hinaus. Ich winkte den Yeti zu mir an den Rand des Abhanges und deutete mit dem Arm in die Tiefe.
„Es ist Zeit. Ich muss zurück!“, murmelte ich und schluckte ein wenig.
Zum zweiten Male an diesem Tage strich er mir sanft über die Wange und knurrte leise. Ich schulterte mein Gepäck und wandte mich zum Gehen. Da passierte etwas, was ich niemals mehr in meinem Leben vergessen sollte.
Der Yeti schaute mich beschwörend an und legte mir seinen Zeigefinger an den Mund. Mit der anderen Hand deutete er auf sich.
Ich verstand.
„Ich werde für immer schweigen!“, versprach ich mit brüchiger Stimme und berührte mit meiner Hand seine Lippen.
Als ich bereits so ungefähr hundert Meter von ihm entfernt war, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und mir wohl unverwandt hinterher geschaut.
Kurz trafen sich unsere Blicke zu einem aller letzten Gruß. Dann kehrte er mir den Rücken zu und stampfte zurück in die Einsamkeit des ewigen Eises.
Während des gesamten Abstieges sah ich ihn vor mir, diesen gewaltigen, sanften Riesen, jenes Wesen aus einer längst vergangenen Zeit.
„Niemand und nichts soll dich je bedrängen. Ich werde die Erinnerung an dich tief in meinem Herzen bewahren und meinem Versprechen treu bleiben, solange ich lebe!“
Immer dann, wenn ich meinen Blick über die hohen Berge schweifen lasse, sind meine Gedanken bei ihm, meinem Freund, dem Yeti.